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Interview mit Fust & Friends Gründer Jan Middendorp

Der Schriftenmarkt ist ganz schön in Bewegung. Mit dem Branchenkenner Jan Middendorp sprachen wir über die Veränderungen und die Gründung seines Labels Fust & Friends.

Sie alle sind Fust & Friends: Hinten: Florian Hardwig, Dan Reynolds, Jan Middendorp, Andreas Seidel. Vorne: Elena Albertoni, Bea Davies, Minjoo Ham. In schwarz-weiss und voller Lebensgröße: Allan Daastrup, der im Baskenland lebt.  Foto: Norman Posselt

Er kennt die Typoszene wie kein Zweiter. Der Niederländer Jan Middendorp begleitet sie seit den 1990er Jahren – als Autor, Gestalter und Organisator. Er schreibt regelmäßig für Zeitschriften wie »Eye« und hat diverse Bücher veröffentlicht, darunter »Dutch Type« (2004), »Made with FontFont« (2006, mit Erik Spiekermann) oder »Shaping Text« (2012). Von 2007 bis 2016 war er gemeinsam mit Frank Rausch und Florian Hardwig für den deutschen MyFonts-Blog verantwortlich. Dessen Newsletter mit den populären »Creative Characters«-Interviews hatte zeitweise anderthalb Millionen Abonnenten. Seit 2005 lebt Jan Middendorp in Berlin und startete kürzlich das Typolabel Fust & Friends, dessen Namensgeber der Gutenberg-Kompagnon und das Enfant terrible der Schriftgeschichte – Johannes Fust ist.

Der Index in deinem 2011 erschienenen Buch »Independent Type Foundries« listet 278 Typolabels auf. Seitdem sind noch viele dazugekommen, zugleich werden Fonts mit Megarabatten nahezu verschleudert. Ein guter Zeitpunkt für eine Foundry-Gründung?

Das macht es spannend. Natürlich möchte ich, dass Fust & Friends kostendeckend arbeitet und vielleicht sogar ein bisschen was einbringt. Aber das Kommerzielle steht für uns nicht im Vordergrund. Zusammen mit meinen Komplizen möchte ich vor allem Spaß haben und die Sachen ein wenig anders machen als die meisten: besondere Schriften finden und herausbringen, Ausstellungen organisieren, Artikel und Videos publizieren. Ich sehe Fust & Friends nicht so sehr als businessmäßige Foundry, eher wie eine Art typografische Drehscheibe.

Aber ihr bietet eure Schriften ebenfalls mit satten Rabatten von 50 bis 66 Prozent an.

Das ist leider nötig, weil es sonst schwierig wird, ein halbwegs breites Publikum für etwas Neues zu interessieren. Mit weniger als 50 Prozent Rabatt lockt man heute fast niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Ich denke, 60 bis 70 Prozent sind zur Einführung einer neuen Schrift gut – da spart man wirklich etwas und kauft auch mal eine schöne Type, die man in dem Moment nicht unbedingt braucht.

In der Regel werden Foundries von Typedesignern gegründet, die ihre eigenen Fonts anbieten wollen. Nun kennst du die Typoszene zwar wie deine Westentasche und hast Kontakte bis in die entlegensten Zipfel der Welt. Aber du hast noch nie eine eigene Schrift gestaltet. Willst du jetzt damit anfangen?

Lieber nicht. Dafür fehlt mir das Talent – und die Geduld. Auch das Arbeiten mit Outlines ist nicht so meins, ich bin eher Typograf und Schriftanwender. Aber wenn es um Schriftgestaltung geht, bin ich ein guter Kurator und Regisseur.

Wie ist die Idee zu Fust & Friends denn entstanden?

Das ist schon über zwei Jahre her. Ich hatte Lust, etwas mit Schriften zu machen, die nie digitalisiert wurden. Blättert man durch alte Schriftmuster- oder Lehrbücher für Reklamegestaltung, haben einige der Alphabete darin eine Ausstrahlung, die heute wieder funktionieren könnte. Auch Florian Hardwig und Dan Reynolds mochten die Idee, und wir haben spaßeshalber angefangen, Schriften zu zeichnen. Dann wurden die beiden Väter, ihre Prioritäten verschoben sich, und das Ganze lag erst mal auf Eis. Aber sie sind noch immer meine wichtigsten Berater.

Das ganze Interview können Sie in der PAGE 03.2018 lesen, die Sie hier bestellen können.

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Report: Existenzgründung im Bereich Type Foundries – Marketing, Lizenzfragen, Kundenpflege, Rechtsformen, Versicherung

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