Der zweite Teil unserer Serie, in der wir exklusiv die Gewinner des Type Directors Club 2015 vorstellen, führt zu digitalen Unfällen, in den Central Park in New York und die Grand Hotels von Baden-Baden.
Noch nie wurden so viele digitale Arbeiten beim Type Directors Club eingereicht wie in diesem Jahr. Dazu gehört auch das Experiment des französischen Gestalters Patrick Garbit. Wie sieht Schrift aus bevor sie zum Zeichen wird? Ist sie dann auch schon Sprache? fragte er sich und suchte mit seinem preisgekrönten Broken Alphabet nach Antworten. Dafür brach er digitale Scripte auf, bevor sie zum Buchstaben wurden – und schuf so ein geheimnisvolles, bildgewaltiges Alphabet.
Im ganz realen Raum trieb sich der Thailänder Kritbodee Chaicharoen herum, der seiner Wahlheimat New York eine wunderbare typografische Arbeit vermachte. Zumindest für eine gewisse Zeit. Auf Acrylplatten, die er an Orten wie dem Central Park oder der Union Station hinterließ, schrieb er die Botschaft
Ordentlich flattern ließ es Harri Kuhn von Mischen Berlin für die Gruppenschau Helium, die Arbeiten von unterschiedlichen 15 Kunst-Stipendiaten zeigt. Auf dem Plakat verzichtete er darauf, die Installationen, Skulpturen, Malereien oder Performances selbst zu zeigen, sondern konzentrierte sich ganz auf die Eigenschaften des Edelgases Helium selbst.
Unbrennbar und leichter als Luft, bringt es Sterne zum Leuchten, lässt Luftballons schweben, pitcht die Stimme auf Micky-Mouse-Niveau hoch – und flirrt, schwebt, leuchtet und verteilt sich in der Typografie im Raum, der wie eine Bühne samt Vorhang wirkt und jeden der Stipendiaten darauf seinen Auftritt gibt.
Ganz auf Typografie beschränkt sich KW43 Branddesign bei seiner Posterkampagne für Langenscheidt, verzichtet auf das ikonische Logo und übersetzt es statt dessen in Sprache.
Die Typografie erblühen hingegen lässt Kimiko Sekido aus Tokio, der für das Konzert der Pianistin Hara Kanako Schmetterlinge um den Schriftzug »From, here« flattern lässt wie um eine blühende Blume. Während Eric Karnes, ein Ein-Mann-Posterstudio in Philadelphia, auf dem Plakat für einen Sckmuckhersteller gleich den ganzen Prozess von der Skizze zum fertigen Schmuckstück in Typografie übersetzt.
Zum Schluss des zweiten Teils gibt es noch prächtiges Editorial Design. Anschläge.de aus Berlin entwickeln es für den Katalog zur Ausstellung Room Service in Baden-Baden, die sich mit dem Hotel in der Kunst und dem Künstler im Hotel beschäftigte und nicht nur in der Kunsthalle Baden-Baden, sondern auch in den dortigen Grand Hotels stattfand.
Wer in den Hotels nach der Kunst forschte, wurde von roten Teppichen, Stuck und Türklingen aus Messing empfangen und genau diesen Charme des Fin de Siécle übersetzen die Gestalter in den Katalog: Mit Headlines, die bronzen schimmern, Kontrasten und dutzenden Auszeichnungsschriften, die um Aufmerksam buhlen.
Ein opulenter Katalog zu einer opulenten Schau, die neben den Hotelzimmern auch in den Lobbys, Besenkammern oder Parkgaragen der Hotels stattfand und zu dessen Höhepunkten der Teil des Parcours gehörte, den der Ausnahme-Kurator Hans Ulrich Obrist inszenierte. Darin knüpfte er an sein legendäres Experiment Hôtel Carlton Palace Chamre 763 von 1993 an, bei dem er in seinem 12 Quadratmeter großem Hotelzimmer eine Ausstellung mit 70 Künstlern ausrichtete.
Bild: Patrick Garbit
Broken Alphabet
A – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Patrick Garbit
Broken Alphabet
B – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Patrick Garbit
Broken Alphabet
C – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Patrick Garbit
Broken Alphabet
E – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Patrick Garbit
Broken Alphabet
F – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Patrick Garbit
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G – Bild: Patrick Garbit
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Bild: Kritbodee Chaicharoen
Everything depends on this moment
Typografische Installation – Central Park – Bild: Kritbodee Chaicharoen
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Bild: Kritbodee Chaicharoen
Everything depends on this moment
Typografische Installation – Central Park – Bild: Kritbodee Chaicharoen