Mit der Fontfamilie Noto wird die globale Kommunikation über alle Grenzen, Kulturen, Sprachen, Zeitalter und Geräte hinweg Realität. Wir stellten Steve Matteson, Creative Type Director bei Monotype und Bob Jung, Director Internationalization bei Google ein paar Fragen.
Die kostenlose Schriftfamilie Noto, an der Google und Monotype seit fünf Jahren arbeiten, will alle Sprachen unterstützen, harmonisch gestaltet und bestens lesbar sein. Dabei genießt die Integration seltener Sprachen hohe Priorität, denn Noto soll die globale Kommunikation über alle Grenzen, Sprachen, Kulturen und Zeitalter hinweg erlauben. Aktuell umfasst Google Noto bereits 800 lebende und ausgestorbene Sprachen sowie 100 Schriftsysteme. Für die meisten Sprachräume stehen Sans- und Serif-Varianten zur Verfügung, oft in den Schnitten Regular und Bold mit Kursiven, einschließlich unzähliger Ziffernarten, mathematischer Zeichen, Symbole und Emojis. Der Name Noto leitet sich vom englischen Ausdruck »no more tofu« ab. Tofu heißen die leeren Kästchen in Texten, die immer dann erscheinen, wenn sich am Computer oder auf Websites bestimmte Zeichen nicht darstellen lassen. Neben ihrer aktiven Funktion könnte Noto auch zum Systemfont werden und immer dann einspringen, wenn eine gerade verwendete Schrift ein seltenes Schriftzeichen nicht darstellen kann.
Monotype ist seit 2011 am Noto Projekt beteiligt, nachdem Unicode in der Version 6.0 erschienen war. Im Juni 2016 hat das Unicode Konsortium Version 9.0 des Weltsprachen-Standards veröffentlicht. Und wieder sorgen Monotype und Google mit neuen Zeichen und Scripten dafür, dass Noto dem neuen Standard folgt.
Hunderte von Forschern, Designern, Linguisten, Kulturschaffenden und Projektmanagern in aller Welt arbeiten am Google Noto Projekt. Diese Arbeit wird noch lange nicht beendet sein, denn der Unicode-Standard wird kontinuierlich um neue Skripte und Sprachsysteme erweitert. Er ist nicht nur ein Archiv der Weltsprachensysteme sondern auch die verbindliche Grundlage für die Sprachunterstützung aktueller Betriebssysteme.
Noto ist ein Open Source Projekt, Designer und Entwickler aus aller Welt sind eingeladen, Design und Skripte beizusteuern.
All diese Schriftsysteme unterstützt Noto bereits.
Wer ist Notos größter Wettbewerber in Bezug auf den Zeichenvorrat?
Bob Jung: Arial Unicode MS, Code 2000, FreeFont, und DejaVu haben hier einen guten Job gemacht. Obwohl sie nicht unbedingt mit einer konsequenten Designsprache überzeugen, sind sie alle sehr umfangreich. FreeFont und DejaVu Zeichen enthalten tausende von Zeichen, während Arial und Code das Zehnfache bieten, laut Wikipedia rund 39.000 Zeichen.
Wie viele Sprachen sind jetzt vertreten, die es davor nicht waren?
Steve Matteson: Es ist schwer zu messen, wie viele neue Sprachen genau vertreten sind, weil Unicode jedes Jahr neue Sprachen zum Unicode Standard hinzufügt und Monotype seit 2011 an dem Projekt beteiligt ist. Einige der namhafteren und neueren Ergänzungen sind Adlam, Urdu Nastaliq, Tibetanisch und Armenisch. Insgesamt unterstützt Google Noto inzwischen allerdings mehr als 800 Sprachen.
Wird Noto in Chrome integriert werden und wenn ja, wie wird das die User Experience beeinflussen?
Bob Jung: Es ist nicht geplant, Noto mit Chrome zu verbinden, aber Chrome OS wird mit allen Noto Fonts ausgeliefert. Nutzer des Chrome Browsers können die Noto Fonts als Web-Fonts nutzen oder sie auf ihrem Computer installieren. Noto Fonts sind in Google Fonts verfügbar und lassen sich als Web-Fonts auf Websites nutzen. Aktuell nutzen bereits eine Million Websites Noto als Web-Font.
Wird Noto die Roboto in Android und Chrome ersetzen?
Bob Jung: Roboto und Noto sind die Standardschriftarten in Android und Chrome. Roboto ist ein Lateinisch-Griechisch-Kyrillisch (LGC) Font und wird von Android und Chrome für LGC-Sprachen verwendet. Noto wird standardmäßig in Android und Chromebooks für alle anderen Sprachen verwendet, die nicht von Roboto abgedeckt werden.
Wie viele Sprachen deckt Unicode ab?
Steve Matteson: Siehe Antwort 3 im Unicode FAQ unter: http://www.unicode.org/faq/basic_q.html
Wie viel von Unicode 9 wird Noto abdecken? Sind es bereits 100 Prozent? Und ist Noto die erste Schriftart, die das anstrebt?
Bob Jung: Aktuell decken wir 100 Prozent der Sprachen in Unicode 6.1 ab. Aktuell sind wir dabei, 100 Prozent der Sprachen in Unicode 9 abzudecken. Immer wenn neue Zeichen in den Unicode Standard aufgenommen werden, wird Google diese zur Noto Schriftfamilie hinzufügen.
Ist Noto auf den neuen Google Pixel Phones installiert?
Steve Matteson: Ja, ist sie.
Könnt ihr die Ästhetik von Noto in ein paar Worten beschreiben?
Steve Matteson: Die Ästhetik von Noto lässt sich als einfach, zurückhaltend, harmonisch und ausgeglichen beschreiben. Wir haben viel Zeit damit verbracht, zu Schriften und Kulturen zu recherchieren und sie zu studieren, um ein Gleichgewicht aller Beschreibungen sicher zu stellen und so eine Schriftfamilie zu entwerfen, die den Muttersprachlern gefällt, die Kulturen, die sie repräsentiert, respektiert, die richtige Kombination aus Lesbarkeit und schönem Design bietet und das alles im Rahmen derselben Schriftfamilie.
Hat Unicode verschiedene Zeichenposition für zum Beispiel A in Englisch, für A in Spanisch, und so weiter?
Steve Matteson: Die Unicodepositionen für jedes Zeichen ändern sich mit dem jeweiligen Zeichensystem. Zum Beispiel: Alle As in der Lateinischen Schrift (Englisch, Französisch, Spanisch, etc.) haben dieselbe Kennnummer, aber die As im Kyrillischen und das A der griechischen Zeichen haben eine eigene Position, auch wenn sie gleich aussehen.
Ist es notwendig die gesamte Noto Schriftfamilie (alle Sprachen) zu installieren, um den Tofu Effekt zu vermeiden?
Steve Matteson: Für Geräte, Betriebssysteme, Anwendungen, etc., die weltweit installiert werden, stellt die vollständige Google Noto Schriftfamilie sicher, dass Kunden nie mehr Tofu sehen werden. Allerdings können Designer und Entwickler Noto Fonts für individuelle Sprachen downloaden und sie je nach Bedarf nutzen, um sicher zu stellen, dass die gewünschte Sprache abgedeckt wird.
Lässt sich Noto als Standardsystemschrift verwenden?
Steve Matteson: Es ist möglich, Google Noto als Standardsystemschrift zu nutzen oder man kann individuelle Sprachen downloaden und installieren, um Schriften abzudecken, die nicht in den bestehenden Systemschriften enthalten sind.
Skizzen für die tibetische Noto