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Das war der Webfontday 2012

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m Samstag fand in München der dritte Webfontday statt, hier präsentiert Mitorganisator Oliver Linke den Teilnehmern den per Skype zugeschalteten David Berlow.

 

 

Einmal mehr hatten Boris Kochan, Oliver Linke und ihr Team von der Typographischen Gesellschaft München (tgm) ganze Arbeit geleistet: auch der dritte Webfontday war ein voller Erfolg. Gleich der erste Redner Tim Ahrens, mittlerweile eine Art Webfont-Papst, dabei aber sehr sympathisch und geerdet, hielt einen hervorragenden Vortrag. Er lieferte einen Blick in die Zukunft der Webtypografie, die zunächst weiter versuchen werde, sich Print anzunähern. OpenType-Features für Webfonts, Silbentrennungen und Zeilenumbrüche waren einige Stichworte. Gleichzeitig aber, so Tim Ahrens, dürfe Webtypo nicht nur Print imitieren, sondern müsse weitergehen, schließlich habe man hier, zum Beispiel durch Interaktivität, noch ganz andere Möglichkeiten.

Mit Responsive Typografie aus der Sicht einer Anwenderin, die fast alles auf ihrem iPhone liest, beschäftigte sich Indra Kupferschmid. »Brauchen wir diesen ganzen typografischen Frickelkram im Web überhaupt«, war nur eine ihrer kritischen Fragen. »Wenn der Webfont nun mal keine Small Caps hat, muss man dann wirklich fummeln und tricksen oder sollte man nicht vielleicht einfach eine andere Auszeichnungsart, wie etwa Farbe wählen?« Auch die zum Beispiel von Oliver Reichenstein vertretenen Forderungen, für jedes Ausgabegerät eine andere Schrift und -Größe zu wählen, stellte die sympathische, schlagfertige Professorin für Typografie an der HBKsaar in Frage. Oft brauche man gar keine eigens gestalteten Anwendungen, sondern könne auch die normalen Webseiten auf dem iPhone gut lesen. »Sind das denn wissenschaftliche Erkenntnisse, haben Sie daran geforscht,« kam eine vorsichtige Frage aus dem Publikum, die Indra Kupferschmid munter beantwortete: »Das sind meine subjektiven, wissenschaftlichen Erkenntnisse.«

Während es Vormittags viel um Details ging und die Teilnehmer mit jeder Menge Code gefüttert wurden, standen am Nachmittag die Anwendungen im Vordergrund. Christian Riss zeigte, wie er in seinem Projekt Timepiece Rounded Schrift in eine funktionsfähige Uhr verwandelte; Markus Greve erklärte, wie sich Icons mit Webfonts darstellen lassen. Ein Festtag für alle Schriftdesigner. War es jahrelang so, dass Schriften im Web in Bilder umgewandelt wurden, geht es jetzt andersherum, aus Bildern werden Schriften!

Der letzte Redner, Professor Klaus Birk, Experte für Experience Design bei Intuity Media Lab in Stuttgart schließlich, zeigte intelligente Interface-Lösungen wie zum Beispiel die App Moovel und schlug so den Bogen hin zu den Dingen, die hoffentlich in Zukunft möglich sein werden.

Höhepunkt des Tages war ohne Zweifel die Rede von David Berlow, der schon seit Ende der 80er Jahre Vordenker und Wegbereiter der digitalen Typografie ist. Von Wirbelsturm Sandy und anschließendem Blizzard in seinem Wohnort auf der Insel Marthas Vineyard festgehalten, wurde er per Skype zugeschaltet. In Latzhosen auf der Galerie seines Hauses sitzend präsentierte er sich humorvoll und schlagfertig wie immer. Als die Audio-Verbindung gelegentlich zusammenbrach, gab er Indra Kupferschmid, die die Aufgabe hatte durch seine Präsentation zu klicken, den Befehl, ihm dieses durch ein lautes »Oh really« anzuzeigen, was für große Erheiterung im Publikum sorgte. Noch mehr Gelächter gab es, als sich dam Twardoch, Produkt-Manager bei Fontlab vor den Skype-Laptop kniete und David Berlow riet, er solle seine Kamera ausschalten, um die Verbindung zu stabilisieren. Berlows Antwort »Fontlab wants me to give my lecture blind« sorgte beiden rund 200 Teilnehmern für einen Heiterkeitsausbruch, der die Wände wackeln ließ. An den eher dürftigen Inhalt von David Berlows Vortrag wird sich kaum jemand erinnern, höchstens vielleicht an sein Fazit »On Oktober 27th 2017 print and webfonts will merge and there will be piece«.

Das Besondere am Webfontday ist nicht nur die nette und entspannte Atmosphäre, sondern vor allem die Zusammensetzung der Teilnehmer. Da sind auf der einen Seite die Gestalter, für die Webfonts, CSS und Codeschnipsel noch nicht lange zum Alltag gehören, auf der anderen Seite die Webdesigner, die sich gerne auch mal in makro- und mikrotypografischen Details verlieren wollen. Eine äußerst fruchtbare Mischung und so hoffen wir sehr, dass es auch 2013 wieder einen Webfontday geben wird.  

 

Adam Twardoch riet David Berlow die Kamera abzuschalten, Indra Kupferschmid sorgte dafür, dass die beiden sich sehen können. 

 
 
 
 
Klaus Birk präsentierte intelligente Interfaces und Lösungen für die Zukunft.
 
 
 
 
 
Rund 200 Teilnehmer füllten die Halle von Kochan & Partner bis zum letzten Platz.
 
 
 
 
 
Tim Ahrens, Tags zuvor noch mit seinem kleinen Sohn vor dem Bauch, konzentrierte sich am Samstag ganz und gar auf Webfonts.
 
 
 
 
 
Adam Twardoch und Indra Kupferschmid im Gespräch mit Studenten. 
 
 
 
 
 
Christian Hanke, Kreativ-Direktor bei Edenspiekermann diskutiert mit Christian Riss (links) und Markus Greve (rechts). 
 
 
 
 
 
Es war ein langer Tag: Boris Kochan (links) und Sprecher Yves Peters, rechts Martina Grabovszky, Managing und Creative Director bei Kochan & Partner

 Das war der Webfontday 2012, Boris Kochan, Oliver Linke und ihr tgm-Team leisteten einmal mehr super Arbeit. 

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