eben guter Druckqualität bieten Fotobuchservices inzwischen große Gestaltungsfreiheiten. Wir stellen interessante Anbieter vor.
Ob für Portfolios, Präsentationen, Dummys oder für die Produktion von Kleinstauflagen – viele Kreative schätzen heute die Möglichkeiten, die ihnen Fotobuchservices bieten. Einer von ihnen ist der Heidelberger Illustrator Max Gärtner, der über Blurb genau das Notizbuch produziert hat, das ihn zum Sammeln neuer Ideen inspiriert. Netter Nebeneffekt: Er kann sein Skizzenbuch im Blurb-Buchshop anbieten und verdient so an jedem verkauften Exemplar mit. Das Layout für »mein Notizbuch« erstellte er wie gewohnt in InDesign, denn die Fotobuchsoftware von Blurb hat noch Probleme mit Bildern, die über zwei Seiten gehen.
Der Erfolg der Fotobuchservices im professionellen Bereich verdankt sich auch dem gewachsenem Interesse von Fotografen an dem Medium Fotobuch. »Immer mehr von ihnen sehen darin eine eigenständige Präsentationsform, die einfach und kostengünstig zu verwirklichen ist. Das Fotobuch als abgeschlossenes Werk ohne begleitende Ausstellung gewinnt zunehmend an Bedeutung«, sagt Dieter Neubert, Leiter des Internationalen Fotobuch Festivals in Kassel, das bereits seit 2008 dieses als künstlerisches Medium in den Mittelpunkt stellt.
Ein weiterer Grund für den Boom sind darüber hinaus sicherlich die erheblich verbesserten Druck- und Verarbeitungsqualität vieler Services. Ein Unterschied zum Offsetdruck ist mit bloßem Auge kaum mehr zu erkennen. Wer sich jedoch im Detail dafür interessiert, wie ein Fotobuch produziert, gedruckt und mit welchen Anlagen es verarbeitet wird, muss dies bei den Anbietern meist erfragen. Sicher ist jedoch: Der überwiegende Teil der im Digitaldruck gefertigten Fotobücher wird mit HP-Indigo-Maschinen produziert. Einer der großen Druckdienstleister in Europa, CEWE Color, hat mehrere Dutzend davon im Einsatz.
Das Arbeitsprinzip dieser Maschine ist mit der eines Laserdruckers vergleichbar, die Tonerpartikel sind jedoch deutlich kleiner. So klein, dass sie in einer Trägerflüssigkeit eingebettet werden müssen. Die Übertragung des Druckbilds funktioniert wie bei einer Offsetdruckmaschine über einen Gummituchzylinder.
Da die Farbe wie eine dünne Folie mit dem Papier verbunden ist, stellt das Recycling dieser Drucke nach wie vor ein Problem dar. In traditionellen Prozessen wäre das recycelte Papier voller farbiger Sommersprossen. Deswegen wird es aussortiert. HP ist sehr engagiert, nach funktionierenden Recyclingverfahren zu forschen und diese zu verbreiten. Eine für viele Anlagen praktikable Lösung ist bislang allerdings noch nicht im Einsatz.
Abbildung oben: Qualitativ sind die bei Fotobuchservices in Auftrag gegebenen Bildbände kaum noch von klassisch produzierten zu unterscheiden, Foto: Fides Siegener
Illustrator Max Gärtner hat ein Notizbuch bei Blurb produziert. Praktischerweise nimmt die Selfpublishing-Plattform auch PDF-Daten aus InDesign entgegen, sodass Bilder über zwei Seiten leicht zu bauen sind – das ist bei Fotobuchservices nicht selbstverständlich
Neben dem Digitaldruck ist nach wie vor die analoge Echtfotoentwicklung verbreitet. Qualitativ ist das Echtfoto dem Digitaldruck leicht überlegen, eine Rasterstruktur sieht man auch bei näherer Betrachtung nicht, die Farben wirken brillanter und satter, Linien kommen feiner. Dafür gibt es weniger Verarbeitungsoptionen, bedingt durch das dicke Trägerpapier, von dem zudem nur eine Seite belichtet werden kann. Durch die Verwendung von Chemie für Entwicklung und Fixierung sind Echtfotobücher unter Umweltaspekten natürlich auch nicht gerade ein grünes Produkt.
Unter dem Aspekt Nachhaltigkeit könnte dem Tintenstrahldruck bald eine größere Bedeutung zukommen, vor allem durch die neue Jet Press 720 von Fujifilm, die eine optimale Bildqualität liefert. Die bedruckten Bogen lassen sich wie Offsetbogen verarbeiten. Die Maschine druckt bei einer Auflösung von 1200 dpi in einer Geschwindigkeit um die 2700 Bogen pro Stunde mit einem Druckkopf annähernd in der Breite des Papiers, wodurch dieser nicht hin- und herfahren muss. Die Recyclingfähigkeiten des Papiers sind aller Voraussicht nach sehr gut, obgleich das Papier speziell beschichtet wird, um die hohe Druckqualität zu erzielen.
Die beste Möglichkeit, sich ein Bild über Qualität und Leistungen eines Fotobuchservices zu machen ist, einen kleinen Probeauftrag, möglichst mit identischem Inhalt, bei verschiedenen Dienstleistern produzieren zu lassen. Auch wenn große Anbieter natürlich den Massenmarkt im Blick haben – und sich entsprechend auch ihre Fotobuchtools an dieser Klientel orientieren –, werden professionelle Ansprüche nicht mehr ignoriert. Oftmals akzeptieren sie PDF-Daten – zumindest für einige der angebotenen Produkte. So haben Kreative bei der Wahl ihrer Werkzeuge und der Gestaltung freie Hand. Aber auch die Fotobuchsoftware wird immer leistungsfähiger, unterstützt Mac OS und Windows, teilweise sogar Linux, und ist für einfache Layouts inzwischen mehr als ausreichend. Klassische Fotobücher lassen sich da meist sogar effektiver bauen als mit InDesign und Co.
Reise- und Reportagefotograf Jan Enkelmann aus London hat ebenfalls Blurb für die Produktion seines 186 Seiten starkes Fotobuches genutzt
Blurb – Individuelles Design
Der Fotobuchservice aus den USA überzeugt mit frischen Ideen. Bei Blurb produzierte Bücher kann der Kreative auch gleich über den dazugehörigen Shop vertreiben, für jeden Verkauf erhält er eine Provision. Seit Herbst 2011 ist es möglich, auch E-Books für iPhone und iPad zu veröffentlichen (siehe
PAGE 01.12, Seite 83). Die Fotobuchsoftware BookSmart für Mac OS und Windows unterscheidet sich angenehm von der Konkurrenz – auf quietschbunte Optik wird verzichtet. Die Oberfläche des Tools ist aufgeräumt und kann in Details überzeugen. So ist erkennbar, welche der Bilder aus der Auswahl bereits auf einer Seite platziert sind. Importieren kann man sie von lokalen Quellen, aber ebenso aus Flickr, Picasa et cetera. Die Layoutfähigkeiten sind zwar recht bescheiden, dafür ist nach wenigen Klicks ein erstes Design fertig.
Wer komplette Gestaltungsfreiheit sucht, profitiert von Blurbs InDesign-Plug-in, das die Software mit einem zusätzlichen Menüeintrag ausstattet. Bei Aufruf des Menüs »Datei/Blurb Template Creator« lassen sich die verfügbaren Produkte inklusive Format und Papiersorte vorwählen. Das Plug-in baut daraus das Template. Das ist deutlich einfacher, als in einem riesigen Fundus die korrekte Vorlage zu finden. Blurb erwartet Daten nach dem PDF/X-3-Standard, dürfen also keine Live-Transparenzen enthalten. Die E-Books für iPhone und iPad lassen sich nur mit BookSmart gestalten.
Die Fotobuchsoftware Book-Smart von Blurb nimmt dem Kreativen viele Details ab
myphotobook – Durchdachtes Interface
Die Gestaltungssoftware des Berliner Anbieters myphotobook, ist eine selbst entwickelte AIR-Applikation, die somit auf Windows, Mac und sogar auf Linux läuft. Die Oberfläche ist übersichtlich und durchdacht, die wichtigsten Features sind kontextbezogen direkt am Bild- oder Textrahmen untergebracht. Für diese kann der Anwender die Transparenz festlegen und auf einfache Weise farbige Rahmen hinzufügen – neben einfarbigen sind auch Verlaufsrahmen möglich. Ein gute Idee ist die Änderungen der Stapelfolge direkt am Objekt, so muss man nicht erst ein Menü suchen. Auch myphotobook bietet einen Profi-Support für den Austausch von frei gestalteten InDesign-Dokumenten, aber erst ab einem Mindestbestellwert von 250 Euro. Die nötigen Spezifikationen und Dokumentvorlagen für InDesign erhält man nur auf Anfrage.
In der AIR-Applikation myphotobook kann der User auf viele Einstellungen direkt am Objekt zugreifen
CEWE Fotobuch – Große Auswahl
Der Großhändler CEWE Color macht seinen Service über diverse Handelspartner zugänglich. Preise und Produktwahl sind dabei immer gleich. Allein die Varianten an Fotobüchern sind riesig, sie reichen von Mini-, quadratischen bis hin zu XXL-Panorama-Formaten. Die Fotobuchsoftware für Windows und Mac OS ist zwar relativ leistungsfähig, Interface, Icons und Struktur sind aber ein Graus. Sicher keine Software, mit der man das Herz von Kreativen gewinnen kann.
Das hat auch CEWE Color gemerkt und offeriert extra für Profis ein alternatives Tool, das mehr kreativen Freiraum lässt und auch ICC-Profile erkennt. Außerdem gibt es einen PDF-Druckservice, aber nur für bestimmte Produkte und zu anderen Preisen. Zudem ist dieser gut versteckt. Immerhin stellt CEWE Color Templates für XPress 7 und InDesign CS3 zur Verfügung, die sich ohne Probleme auch in neueren Versionen verwenden lassen. Hier sind wie bei Blurb PDF/X-3-Dateien ohne native Transparenzen verlangt.
Die Benutzeroberfläche von CEWE Fotobuch sieht auf dem Mac wie ein Alien aus
photographerbook – Profilayouter inklusive
Der Anbieter aus Süddeutschland hat sich besonders auf Kreative eingestellt: mit der kostenlosen Mac-OS-Layoutsoftware iCalamus. Das an photographerbook gebundene Tool verfügt über einen Dokumentvorlagengenerator und eine direkte Bestellmöglichkeit inklusive Datenübermittlung. Ein normaler PDF-Export ist nicht erlaubt, sonst könnte man es ja auch für fremde Anbieter und Zwecke nutzen. Es ist allerdings möglich, PDF-Dateien aus anderen Quellen in iCalamus zu platzieren – egal, ob aus InDesign, iPhoto, Aperture oder Lightroom. Letzere eignen sich für die schnelle Erstellung eines PDF-Fotobuches.
ICalamus selbst bietet große Freiheiten beim Layout, vor allem die gute Unterstützung von Textelementen ist vorteilhaft, denn hier hapert es bei den meisten anderen Tools besonders. Die Bedienung ist intuitiv, aber der Einstieg wegen des großen Funktionsumfangs etwas anspruchsvoller. Die Grundkonzepte ähneln InDesign und XPress sehr. Windows-User müssen mit einer normalen Fotobuchsoftware zurechtkommen.
Mit iCalamus offeriert photographerbook eine vollwertige Layoutsoftware – allerdings nur für Mac-User
Saal Digital – Satte Farben dank Echtfotos
Saal Digital produziert ausschließlich Fotobücher in Echtfotoqualität. Die selbst entwickelte Software SaalDesign ist wie bei myphotobook eine AIR-Applikation, unterscheidet sich allerdings beispielsweise dadurch, dass sie Zugriff auf sämtliche im System installierten Schriften gewährt. Das Tool überzeugt auch in weiteren Punkten. Automatische Hilfslinien erleichtern das schnelle Positionieren in der Verlängerung von Rahmen, die in der Nähe stehen. Der Anwender maskiert mithilfe zahlreicher Vorlagen platzierte Bilder, um diese innerhalb eines Sterns, einer weich auslaufenden Ellipse oder einem ausgefransten Rechteck freizustellen. Alle Eigenschaften von Text- und Bildrahmen sind über die Leiste, die rechts im Programmfenster angedockt ist, einseh- und änderbar – beinahe wie bei einem richtigen Layoutprogramm.
Saal Digital gestattet auch mit InDesign, XPress oder einem anderen Grafikprogramm erstellte Layouts in die Produktion zu geben. Selbst Scribus findet Erwähnung. Detaillierte Informationen zu Seitengrößen, Rändern und Bildmodi hält der Profibereich bereit, ein Uploader schickt die Daten direkt an Saal Digital. Vorgefertigte Templates sind hier allerdings nicht zu finden.
Die Software von Saal Digital ist eine AIR-Applikation und überzeugt in Sachen Benutzerführung und Layoutgrundfunktionen
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in PAGE 03.2012
Na gut schöner Bericht “leider” werden echte Nieten wie “Epubli” von Holzbrink (die auf dem Niveau des DM Marktes bisweilen agieren), etwas aussen vorgelassen, aber deren Qualität und Abwicklung sind auch mehr als diskutable, ..