Wikipedia hat das erste UX-Redesign seit mehr als zehn Jahren erhalten. Dahinter stecken drei Jahre Recherche, Testing und Kollaboration in über 300 Sprachen. Ein Making-of …
Mit mehr als 16 Milliarden täglichen Pageviews ist die freie Enzyklopädie Wikipedia eine der meistbesuchten Seiten im Netz – aber bis 2023 ließ ihr UX Design zu wünschen übrig. Die letzte offizielle Version war über zehn Jahre alt, und in der Zwischenzeit hatten einige Nutzer:innen Hand angelegt: Selbst programmierte Skins und Plug-ins helfen dabei, UX-Fehler zu beheben oder die Website nach eigenen Vorstellungen zu gestalten – wer mag, kann die Inhalte sogar mit Blümchen versehen.
Schuld an der Designflaute sind allerdings nicht die Designerinnen und Designer der Wikimedia Foundation, sondern die filigranen Prozesse, die hinter einem UX-Redesign der Seite stecken. »Wir brauchten ein UX Design, das in über dreihundert Sprachen funktioniert, Accessibility für unterschiedliche Usergruppen gewährleistet und dennoch den Wikipedia-Kultcharakter beibehält«, erklärt Olga Vasileva, die als Produktmanagerin bei der Wikimedia Foundation arbeitet. Sie koordinierte das dreijährige Unterfangen, Wikipedia in die Gegenwart zu holen. Dabei musste sie nicht nur zwischen dem fest angestellten Wikimedia-Designteam und den zahlreichen Freelancer:innen vermitteln und zugleich die Erwartungen von mehr als 295 000 Editors auf der ganzen Welt managen, sondern stellte sich auch die zentrale Frage: Wie gestaltet man eine User Experience für das gesamte Internet?
PROJEKT UX-Redesign für Wikipedia AUFTRAGGEBERWikimedia Foundation, San Francisco DESIGN Internes Wikimedia-Designteam sowie 300 Freiwillige aus der Wikipedia-Community ZEITRAUM Januar 2020 bis Januar 2023
Designprozess: 300 Stimmen vereinen
Zu Beginn des Projekts fand sich ein dreizehnköpfiges Kernteam aus den Bereichen UX Design, Projekt- und Communitymanagement sowie Webentwicklung zusammen. Die Wikimedia-Festangestellten sitzen weltweit verstreut – ihre gemeinsame Sprache ist Englisch. Ähnlich global aufgestellt ist auch die Wikipedia-Editor-Community, deren eingeloggte Userinnen und User Beiträge schreiben und korrigieren und im Austausch mit der Foundation stehen. »Wikipedia ist demokratisch organisiert – wir arbeiten im Prinzip für die User. Das hieß, dass wir in über 300 Sprachen die Editors ansprechen und Zugang zu den Communitytreffpunkten und Foren erhalten mussten«, berichtet Olga Vasileva.
Olga Vasileva ist seit 2016 Principal-Product-Managerin bei der Wikimedia Foundation in Barcelona