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Vegan drucken: So geht’s!

Papier, Kleber und Druckfarben können tierische Bestandteile enthalten. Wer das vermeiden will, hat heute die Möglichkeit, fast alles auch vegan zu drucken – ohne Abstriche bei der Qualität

Vegan Drucken, It's Cowtime Kalender
Kuh-Porträts, hier Ellie vom Hof Butenland in Butjadingen, zieren die vegan gedruckten Kalender, Notiz­bücher und Mappen mit Ausmalbildern, die Lena Wenz über ihr Label It’s Cow-­time anbietet. Für die Gestalterin sind Kühe durch die Ruhe und Gelassenheit, die sie aus­strahlen, das perfekte Motiv zum Zeichnen und Ausmalen

Lena Wenz mag Kühe. Nicht als Milchlieferanten oder Schnitzel auf dem Teller, sondern als liebenswerte Tiere mit Charakter. Auch deshalb lebt die Ge­stalterin aus Bayreuth vegan, und sie bemüht sich, diese Überzeugung so weit wie möglich in ihren Pro­jekten zu berücksichtigen. Neben Auftragsarbeiten betreibt sie das Label It’s Cowtime, hier bietet sie Kalender, Notizbücher und Ausmalvorlagen mit Kuh­motiv an – natürlich vegan gedruckt.

»Für mich ist das ein wichtiger Aspekt«, sagt die 30-Jährige. »Meine Hefte, Postkarten und Ausmalbilder produziert voice-design in Offenbach. Die Mappen für die Ausmalbilder hat die Buchbinderin Katharina Lässig von Hand gebunden, ebenfalls vegan.« Schwierigkeiten hat Lena Wenz aber mit dem Kalender – zwar ist auch der ohne tierische Bestandteile gedruckt, aber nicht entsprechend gebunden. Denn die manuelle Bindung, die dafür nötig gewesen wäre, hätte etwa dreimal so viel gekostet wie die maschinelle, deren Leim tierische Bestandteile ent­hielt. Zu teuer für ein side project.

Vegan produzierte Notizbücher von Lena Wenz
Die Kühe Lieschen und Klara zieren die Notiz­bücher von Lena Wenz im A5-Format. Sie haben 40 Seiten aus 160 Gramm starkem Recyclingpapier. Das braune Umschlag­papier enthält Lebensmittel­reste wie etwa Haselnussschalen. Die Hefte sind komplett vegan produziert

Gelatine & Läuseblut: Zertifikate für vegane Farben?

Das Bewusstsein dafür, dass in Papier, Druckfarben oder Kleber tierische Bestandteile stecken können, ist nicht sehr ausgeprägt. Papier besteht aber nicht nur aus pflanzlichen Rohstoffen wie Holz, Stroh oder Gras, sondern dazu kommen Leim, Füll- und Hilfs­stoffe. In der Oberflächenleimung etwa, die die Nassfestigkeit erhöht, steckt oft Gelatine, und Bindemittel, wie man sie für gestrichene Sorten benötigt, können Kasein, Hauptbestandteil der Milch­eiweiße, enthalten. Als womöglich erster Hersteller hat Sappi einige Papiere mit dem V-Label zertifizieren lassen. Dazu zählen die Sorten Profisilk sowie Magno Matt, Volume und Natural, die es in Deutschland bei der igepa group gibt.

Vegan gedruckte Gutscheine für eine vegane Seife
Diesen Gutschein für die vegane Seifenmanufaktur SauberKunst druckte voice-design aus Offenbach. Natürlich enthalten Papier und Druckfarbe keine tierischen Bestandteile

Druckfarben sind heute in der Regel mineralölfrei und basieren auf Pflanzenölen ohne tierische Inhaltsstoffe. Bei einigen Farben stammen die Pigmente aber aus Tierkohle (Knochenschwarz), aus Läuseblut (Karminrot), dem Farbstoff von Tintenfischen (Sepia) oder dem Gehäuse von Purpurmuscheln (Purpur). Selbst wenn sie keine tierischen Bestandteile enthalten, lässt sich nicht ganz ausschließen, dass nicht einige der Komponenten an Tieren getestet wurden – denn ein Zertifikat für vegane Farben gibt es nicht.

Inhaltsstoffe: Mühsames Sammeln von Herstellernachweisen

Die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Druckerei oeding print aus Braunschweig hat sich die Arbeit gemacht, bei Herstellern und Lieferanten die Inhaltsstoffe und Produktionsbedingungen ganz genau zu recherchieren, um so vegane Farben und Toner für Digitaldruckmaschinen anbieten zu können.

Vor zwei, drei Jahren tauchten immer mal wieder Kunden­anfragen nach veganem Druck auf, und wir fingen an, uns mit dem Thema zu beschäftigen

berichtet Roland Makulla, Nachhaltigkeitsmanager bei oeding print. »Es dauerte allerdings, bis wir alle notwendigen Nachweise zusammenhatten, zumal einige Hersteller das Thema zunächst merkwürdig fanden.«

Vegan produziertes Buch von Katharina Rot
Das Buch »Humanimals« der Illustratorin Katharina Rot wurde bei der Umweltdruckerei Lokay vegan gedruckt, kaschiert und gebunden. Die CD-Hülle ist nicht verklebt, sondern per Steppstichnaht verschlossen Bild: Katharina Hadem
Bild: Katharina Hadem

 

Angelehnt an die Herangehensweise bewährter Zertifizierungsprozesse wie etwa des Blauen Engels für Druckprodukte (DE-UZ 195) oder des Umweltmanagements (ISO 14001) und mit fachlicher Unterstützung der vegetarisch-veganen Ernährungsorganisation ProVeg e. V., entwickelte oeding print klare Vorgaben und Fragen, die sie an Lieferanten und Produzenten schickten und bestätigen ließen. Die Herstellernachweise beziehen sich nicht nur auf Farben, Toner und Lacke, sondern auch auf Papiere und Klebstoffe. »Wir verwenden mit dem Blauen Engel zertifizierte PUR-Klebstoffe, die sind synthetisch hergestellt, enthalten nichts Tierisches und las­sen sich im Recyclingprozess entfernen«, so Makulla. Aufpassen muss man in der Buchproduktion, denn gerade bei der industriellen Aufbringung der Bezugs­stoffe auf den Buchdeckel kommen häufig Kleber zum Einsatz, die auf tierischen Inhaltsstoffen basieren.

Vegane Verpackung und sonnengetrocknetes Glaspapier gibt es bei Egger Druck + Medien GmbH
Für veganen Druck ver­wendet die auf Verpackun­gen spezialisierte Egger Druck + Medien GmbH vor allem sonnenge­trocknetes Graspapier

Vegan drucken: Qualität der Druckerzeugnisse

Kann oeding print also einen rein veganen Druck anbieten? Roland Makulla antwortet mit einem klaren Ja für all die Stoffe, die direkt mit dem Endprodukt zu tun haben. Die Qualität der Druckerzeugnisse ist dabei 100-prozentig mit traditionell hergestellten vergleichbar. »Schwieriger wird es, wenn man den Druckprozess noch weiter aufbohrt und beispielsweise Feuchtmittelzusätze oder Gummierun­gen für die empfindlichen Druckplatten betrachtet. Hersteller müssen in ihrer Produktkette sehr viele Schritte zurückverfolgen, um herauszufinden, wo die Inhaltsstoffe herkommen. Bei den vielen verworre­nen Wegen, die diese Rohstoffe im internationalen Markt nehmen, ist das oft nicht einfach«, erklärt Ro­land Makulla. Oeding print ist gerade dabei, diese nächste Ebene anzugehen.

Graspapier gibt es bei der Grasdruckerei
Die Grasdruckerei aus Stuttgart hat sich auf Papier von heimischen Wiesen spezialisiert. Die kleine Broschüre informiert über das Material

Aufkleber & Etiketten: Label sorgt für Sicherheit

Manch einer mag veganen Druck albern finden oder sagen: Wenn Tiere schon geschlachtet werden, ist es doch sinnvoll, sie ganz aufzubrauchen, sei es für Farben oder Papier. Es geht aber nicht nur um tierische Bestandteile, sondern auch um fragwürdige Tierversuche. Und dann gibt es Projekte, bei denen eine vegane Produktion quasi ein Muss ist. Ein veganes Kochbuch sollte auch so gedruckt werden, vegane Lebensmittel sollten in solchen Verpackun­gen stecken und mit veganen Labels versehen sein.

Herkömmliche Aufkleber und Etikettenmateria­li­en verwenden häufig Horn- oder Knochenreste von Tieren im Trägermaterial, um es weißer erscheinen zu lassen. Die meisten dabei eingesetzten Klebstof­fe enthalten zudem Kaseine. Schon 2015 nahm die Ber­liner Onlinedruckerei DeineStadtKlebt.de vegane Aufkleber ins Programm. Dabei ist es dem Gründer Paul Kündiger wichtig, dass ProVeg seine Aufkleber 2019 auch mit dem V-Label zertifiziert hat: »Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass vegan oder vegetarisch beworbene Produkte tatsächlich frei von tierischen Bestandteilen sind, denn die Deklarierung Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs ist in Deutschland keine Pflicht. Das V-Label schafft da Sicherheit und Transparenz für die Kunden

Vegane Sticker
Die Berliner Onlinedruckerei DeineStadtKlebt bietet mit dem V-Label zertifizierte Aufkleber für drinnen und draußen an

Die veganen Aufkleber von DeineStadtKlebt bestehen aus phthalatfreier Polyolefinfolie, werden mit kaseinfreien Klebstoffen sowie ohne Fette, Bienenwachse und Gelatine hergestellt und mit ökologi­schen Farben bedruckt. Bei deren Herstellung kommen aus­schließlich synthetische Grundstoffe mineral­öl­frei­er oder pflanzlicher Herkunft zum Einsatz. Die vegane Folie weist eine gute UV- und Temperaturbeständig­keit auf und ist biologisch deutlich besser abbaubar als PVC-Folien. Auch diverse Onlinedrucke­rei­en, et­wa Flyeralarm, Laserline oder WirMachenDruck, bieten mittlerweile vegane Aufkleber an, aller­dings noch ohne V-Label. Mit diesem zertifiziert sind dagegen die veganen Aufkleber von diedruckerei.de.

Das V-Label – darum geht’s

Das Gütesiegel der Europäischen Vege­tarier-Union dient der Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Produkten. In Deutschland übernimmt die Interessenvertretung ProVeg e.V. die Vergabe des V-Labels. Staatlich anerkannt ist es nicht. Unternehmen, die Produkte damit zertifizieren lassen möchten, müssen deren Zusammensetzung sowie sämtliche Verar­beitungshilfsstoffe vollständig offen­legen. Außerdem dürfen für Produkte mit dem V-Label keine Tierversuche durchgeführt worden sein. Auf Grundlage dieser Selbst­auskunft und nach einer Prüfung durch das V-Label-Team stuft dieses die Erzeugnisse und Lebensmittel als vegan beziehungsweise vegetarisch ein.

Veränderungen der Rezeptur oder im Produktionsprozess bei Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln müssen die Hersteller umgehend melden. Anschließend wird eine erneute Prüfung durchgeführt. Was das Packaging angeht: Das V-Label schließt Produkte, deren Verpackung Bestandteile von tierischen Stoffen enthalten, nicht aus. Es empfiehlt aber, freiwillig darauf zu verzichten. Weitere Infor­mationen gibt es unter www.v-label.eu/de.

 

Vegan ist nicht gleich umweltfreundlich

Zwischen dem Blauen Engel als höchstem Standard für umweltfreundliche Druckprodukte und den Vor­gaben für veganes Drucken gibt es Schnittmengen, Deckungsgleichheit besteht aber nicht. So sind etwa vegane UV-Lacke erhältlich, die unter Umweltgesichtspunkten fragwürdig sind.

Und dann sind da noch die Recyclingpapiere. Der mehrstufige Aufbereitungsprozess, in dem diese ent­stehen, verarbeitet unterschiedlichste Papiere zu ei­nem Faserbrei und entfernt dabei Farben, Lacke und Klebstoffe. Anders als bei Frischfasersorten kann man nicht vollständig ausschließen, dass über den Faserbrei nicht vegane Reststoffe ins Papier gelangen. »Die Hersteller bestätigen deshalb lediglich, dass im eigentlichen Produktionsprozess des Recyclingpapiers keine Stoffe tierischen Ursprungs zum Einsatz kommen«, erklärt Roland Makulla. »Aufgrund der vielen ökologischen Vorteile haben wir uns – in Abstimmung mit ProVeg – trotzdem dazu ent­schlos­sen, Recyclingpapier in unsere veganen Produkt­serien aufzunehmen.«

Veganer Druck für Bücher
Die beiden Kochbücher des GrünerSinn-Verlags produzierte oeding print vegan: vom Papier über die Farben und Lacke bis zu den verwendeten Klebstoffen und Folien

Im letzten Jahr hat die Nachfrage nach veganem Druck richtig Fahrt aufgenommen. Schön wäre es, wenn es in absehbarer Zeit ein Label geben würde, dass nicht nur einzelne Komponenten, sondern den gesamten Druckprozess als vegan zertifiziert. Zusammen mit Partnern arbeitet oeding print an diesem Thema und nutzt in der Zwischenzeit ein Eigen­label – mit allen Stärken und Schwächen, die das mit sich bringt. 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Nicht das ich etwas gegen neue Wege und Technologien habe, im Gegenteil. Entwicklung benötigt neue Möglichkeiten zu erschliessen. Aber diese “Veganargumente” sind doch m.M. nach deplatziert und vordergründig.
    Pflanzen sind genauso Lebeswesen wie Tiere und letztlich ziehen wir aus allem was lebendig ist einen Nutzwert für unser kulturelles Leben und das, was wir dafür als notwendig erachten..
    Die Frage ist m.M. nach nicht ob das eine Leben gegen das andere Schützenswerter ist, sondern wie wir ethisch und moralisch mit dem was uns nutzt verantwortungsvoll umgehen.
    Letztlich leben wir nur von anderen Lebensformen.

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