Schweizer in Paris – und Grafikdesign, das bis heute einfach umwerfend ist
Adrian Frutiger, Jean Widmer oder Albert Hollenstein: In den 1950er Jahren machten sich viele Schweizer Grafiker und Typografen nach Paris auf und gestalteten dort umwerfende Kampagnen für Kaufhäuser, Agenturen und Verlage …
Weil es ihnen für ihre kreativen Höhenflüge irgendwann zu eng wurde in der Schweiz, gingen zahlreiche Grafikdesigner und Typografen in den 1950er Jahren nach Paris. Unter ihnen die »grafische nouvelle Vague« zu der neben Adrian Frutiger auch Peter Knapp, Jean-Widmer und Albert Hollenstein gehörten.
Die Arbeiten, die in der Seine-Metropole für Kaufhäuser, Verlage und Agenturen entstanden sind, zeigt die Ausstellung »Les Suisses de Paris« im Zürcher Museum für Gestaltung – und auch, wie die Schweizer Avantgarde die grafische Szene in Paris beeinflusst hat – und das bis heute.
Mit welcher Schlagkraft und Präsens sie ihre Gestaltung versahen, ist den Arbeiten immer noch anzusehen, so frisch, umwerfend, hochmodern und verblüffend sind sie.
Dazu gehören die Schilder in der Pariser Métro von Adrian Frutiger, Piktogramme und Leitsystem im Centre Pompidou von Jean Widmer oder das Logo der Galeries Lafayettes von Eldorado/Bruno Suter. Was für ein Blick durch die Absätze von High Heels von Adrian Frutiger für eben dieses Kaufhaus, flirrende Op-Art von Fred Rawyler für ein Parfum von Courrèges, oder Editorial Design von Peter Knapp für die Modezeitschrift Elle. Allesamt Arbeiten, an denen man sich gar nicht satt sehen kann.
Albert Hollenstein, der Paris per Autostopp erreichte, hatte wenig später ein erfolgreiches Studio in Paris, das neben hauseigenen Schriften auch die Helvetica bekannt machte, Jean Widmer brachte die Zeitschrift Jardin des Modes auf modernen Kurs und entwarf später mit seiner Agentur Visuel Design Erscheinungsbilder und Orientierungssysteme nicht nur für das Centre Pompidou, sondern auch für das Musée d’Orsay. In Adrian Frutigers Atelier entstand über die Beschilderung der Métro hinaus auch die des Flughafens Charles de Gaulles.
Wer ist nicht nach Zürich schafft, kann einen Blick in die Publikation zu »Les Suisses de Paris« werfen, die in der Museums-Reihe »Sammeln heisst forschen« erscheint und neben Arbeiten von 20 Paris-Schweizern ein Essay von Roxane Jubert enthält, das sich fundiert mit der Schweizer Grafik im Frankreich der 1950er bis 1970er Jahre beschäftigt.
Les Suisses de Paris ist vom 4. November 2016 bis zum 19. März 2017 im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen. Eröffnung ist am 3. November ab 19 Uhr.
Am 23. November hält Jean Widmer um 18 Uhr einen Vortrag über seinen beruflichen Werdegang. Vorzumerken ist auch der 8. März 2017 an dem Peter Knapp, Olivero Toscani, Anton J. Erni und Christian Brändle über »Art Direction Paris-Zurich«sprechen.
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Die Rechtschreibung ist gegen Aufpreis erhältlich?
Gruselig.