In den Social Media zeigt sich die Polarisierung der Gesellschaft besonders deutlich. Was wir gemeinsam tun können, um den zivilen Diskurs zu retten, zeigen Designer, Medienprofis und Aktivisten in diesen Kampagnen.
Die Corona-Pandemie hat es eine Weile aus dem Fokus gerückt, doch spätestens seit den »Black Lives Matter«-Protesten in den USA, die bis nach Europa geschwappt sind, kommen sie wieder zum Vorschein: Menschenfeindliche Ideologien, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie sind tiefer in der Gesellschaft verankert, als wir wahrhaben wollen, und bringen den zivilen Diskurs – die Demokratie – in Gefahr.
In Zeiten härtester Aufmerksamkeitsökonomie sind viel zu viele Debatten durch offene Diskriminierung, schärfste Beleidigungen und andauernde Polemik vergiftet – schlicht weil Stören Aufmerksamkeit sichert. Von der Fähigkeit, respektvoll und gewaltfrei zu diskutieren und Kompromisse zu erzielen, ist vor allem in den sozialen Medien kaum noch etwas übrig. Es ist Zeit für Designer, vielleicht nicht gleich die ganze Welt, aber immerhin den öffentlichen Diskurs zu retten und dabei ein bisschen Aktivismus zu wagen.
Warum wir politisch unkorrekte Diskurse jetzt hacken müssen
Dr. Tom Bieling, Dozent für Designforschung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, hat ein Buch über das Thema geschrieben. In »Design (&) Activism – Perspectives on Design as Activism and Activism as Design« (Mimesis International, 2019) schreibt er, dass inzwischen kein Zweifel mehr daran bestehe, »dass der Handlungsspielraum für Designer auch ein zunehmendes Bewusstsein für die gesellschaftspolitische Dimension ihrer Designaktivitäten umfasst, insbesondere wenn es darum geht, zu erkennen, wie es bestimmte Gruppen aus- oder einschließen kann, und diese Macht kritisch zu hinterfragen«. Mit dieser Macht tragen Designer eine echte Verantwortung für die Gestaltung der öffentlichen Kommunikation – überlassen wir sie also nicht sich selbst, sondern retten wir sie, damit wir die Handlungsspielräume einer freiheitlichen Gesellschaft auch weiterhin genießen können.