Das eindrückliche Buch »Babyn Yar – Past, Present, Future« über das Holocaust Memorial Center bei Kiew hat den Preis der Stiftung Buchkunst erhalten. Das Herz des Buchs: die 28.016 bekannten Namen der dort Getöteten.
Mit 10.000 Euro ist der »Preis der Stiftung Buchkunst« dotiert. Und in diesem Jahr geht er an das Buch »Babyn Yar – Past, Present, Future«, das bei Spector Books in Leipzig erschienen ist.
Es »gibt der Arbeit des Babyn Yar Holocaust Memorial Centers – der Erfassung, Erforschung, Verbreitung und Bewahrung der Geschichte des Ortes – eine Form« heißt es in der Mitteilung der Stiftung.
Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Nationalsozialisten und ihre Helfer in einer Schlucht nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew mehr als 33.000 Jüdinnen und Juden.
Das Forschungsprojekt des Babyn Yar Holocaust Memorial Center untersucht seit 2016 das Unfassbare, dem sich das von Nick Axel und Nicholas Korody herausgegebene Buch annähert.
28.016 der bekannten Namen der in Babyn Yar Getöteten bilden auf 39 Seiten das Herzstück des Buches, in engen Spalten und in kleiner, silbriger Schrift gesetzt.
Buchgestaltung, sensibel und mahnend
»Das gestalterische Feingefühl von Larissa Kasper, Rosario Florio und Samuel Bänziger prägt die Eindrücklichkeit der Publikation entscheidend«, heißt es von der Stiftung Buchkunst.
»Die Seiten mit Informationen aus Text, Grafik und Fotografie thematisieren bei aller sensiblen Zurückhaltung in der visuellen Wirkung dennoch Leid und Brutalität. Angesichts dieser nur schwer zu ertragenden unvorstellbaren Ereignisse werden im Kontrast dazu die leeren Seiten zu Zonen der Stille, um zu trauern, um sich zu sammeln, um zu gedenken und um sich auf die nächste Etappe vorzubereiten«, sagte Eva Linhart, Kuratorin am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt und Mitglied der diesjährigen Jury in ihrer Laudatio.
»Dieses Buch ist zugleich ein Denkmal für das Heute, um uns zu befähigen, auf die Zukunft einzuwirken. Als ein Erinnerungsmedium erfordert es – wie die Zukunft – eine aktive persönliche Beteiligung«.
Eine sechsköpfige Jury wählte das ausgezeichnete Buch aus den 25 Schönsten Deutschen Büchern 2022, die die Stiftung Buchkunst im Juni bekannt gegeben hat.
Junge Buchgestaltung
Erstmals konnte die Preisverleihung wieder im größeren Rahmen stattfinden. Und würdigte bei der Veranstaltung im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt auch die Gewinner:innen des »Förderpreises für junge Buchgestaltung«.
Die mit je 2.000 Euro dotierten Preise gingen an drei Titel, die laut Jury »das Medium Buch weiterdenken«: Ausgezeichnet wurden Verena Mack für »Nonbinary Future«, Artmann&Duvoisin und Ondine Pannet von Bureau Est für »Umzug in eine vergleichbare Lage« und Aleksandar Zivković für »Was bleibt vom Opelaner ohne Opel-Werk?«.