Was lassen sich Designer einfallen, um Plastik zu vermeiden oder zu recyceln? Von Strohhalmen aus Glas über Tüten, die sich im Wasser auflösen, bis zu Wasserkugeln, die man essen kann – wir zeigen ihre smarten wie alltagstauglichen Ideen, die verhindern sollen, dass wir noch mehr Plastikmüll aus dem Meer angeln müssen.
Motiviert von unserem erfolgreichen Experiment, einen Tag ohne Strom zu verbringen, versuchten mein jüngster Sohn und ich eine Woche ohne Plastik auszukommen – und scheiterten kläglich. Zu viele unserer Lieblingsprodukte waren in Plastik verpackt, eine Glasflasche für die Schule schien nicht praktikabel und das Auftauchen von Plastik überall, in wirklich allen Lebensbereichen nahm uns den Mut. Wir steckten den Kopf in den Sand. Anders die Designerin Anneliese Bunk, die mit ihrem Mann und zwei Söhnen sehr plastikarm in München lebt. Schon vor ein paar Jahren, als sie noch eine eigene kleine Werbeagentur leitete, ging es ihr gehörig auf die Nerven, dass nach jedem Einkauf Unmengen von Plastik den Mülleimer verstopften. Der Dokumentarfilm »Plastic Planet« gab schließlich den notwendigen Schubs, tatsächlich etwas zu verändern – die naturtasche entstand.
Umweltfreundliche Alternative zu Plastik- und Papiertüten
»Papiertaschen belasten die Umwelt zwar weniger als Plastik, aber für ihre Herstellung werden große Mengen Schwefelsäure und andere Chemikalien benötigt – alles andere als optimal«, sagt Anneliese Bunk. Als umweltfreundliche Alternative zu Plastik- und Papiertüten entwickelte sie Taschen aus Stoff, die den Verpackungsmüll beim Einkauf von Obst, Gemüse und Brot deutlich reduzieren. »Die naturtasche spart Ressourcen, denn Biobaumwolle wächst schneller nach als Holz für Papier. Sie ist frei von Schadstoffen und damit optimal für Lebensmittel. Und anders als bei Beuteln aus Kunstfaser gelangt beim Waschen kein Mikroplastik ins Wasser«, erklärt die Designerin.
Ihre Agentur hat sie inzwischen geschlossen, der Onlineshop naturtasche.de brummt. Und seit sie gemeinsam mit einer befreundeten Journalistin das Buch »Besser leben ohne Plastik« geschrieben hat, das auf der »Spiegel«-Bestsellerliste landete, reist Anneliese Bunk kreuz und quer durch Deutschland, um Vorträge zu halten. »Plastikfasten ist gar nicht so schwer«, lautet das Fazit der Designerin. »Auch die Kinder und mein Mann, der anfangs noch hoffte, das Ganze sei nur eine vorübergehende Phase, sind mittlerweile überzeugt. Geht es doch mal nicht ganz ohne Kunststoff, ist das eben so – von strikten Verboten halte ich nichts.«
Plastic pollution: Poster für mehr Bewusstsein
Im Jahr 2050 könnte dreimal mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. Um darauf aufmerksam zu machen, redesignte die Stockholmer Agentur Stendahls für die West Coast Foundation das klassische Fischplakat – Hering, Flunder und Co wurden durch diverse Plastikobjekte inklusive deren lateinischer Bezeichnung ersetzt und an beliebten Strandpromenaden aufgestellt. Wer gerade nicht nach Schweden kommt, kann das Poster für rund 10 Euro unter http://renkust.se bestellen. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die Organisation