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Mobile Advertising in der Warteschlange: Content geben statt Zeit stehlen

Durch die aktuellen Hygieneregeln verbringen wir viel Zeit damit, Schlange zu stehen. Wir warten vor Geschäften, Behörden oder vor Restaurants. Marken bietet sich hier die Chance, mit kreativen Ideen die Aufmerksamkeit der Wartenden zu sichern. Ein Gastkommentar von Cosimo Möller, CCO von Saatchi & Saatchi München.

Frau mit Maske Lieber Kassenschlange skippen und sofort genießen
Überall stehen sie dieser Tage wartend herum: vor Geschäften, Behörden oder Restaurants. Wer irgendwo anstehen und ausharren muss, hat in den meisten Fällen sein Smartphone in der Hand. Es liegt also nahe, den wartenden Menschen über ihr Smartphone ein Angebot zu machen, das ihre Aufmerksamkeit weckt und die Wartezeit angenehmer macht.

Unterhalten, Zusammenarbeiten, Interagieren

Doch welche Angebote wertschätzt der Kunde? Fest steht: Wer wartet, möchte unterhalten werden. Ergo überzeugt auch in der Warteschlange solcher Content, der auf Social Media erfolgreich ist – wie Games, Gewinnspiele oder Tutorials. Das gilt auch für Bewegtbildformate. Wer vor dem Einrichtungshaus Schlange steht, hat auch nicht nur Zeit für Tipps rund um den Zusammenbau des Regals, sondern bestenfalls sogar Lust darauf. Und wer seine Lebensmittellieferung herbeisehnt, freut sich in der Zwischenzeit über die dazu passenden Rezepte oder zusätzliche Punkte auf der Kundenkarte.

Vorbild für digitale, unterhaltsame Formate sind natürlich die Sozialen Medien. Instagram, Twitter, Pinterest und TikTok werden aktuell schon zu mehr als 50 Prozent mobil genutzt, bei TikTok sind es sogar 90 Prozent. Während der Lockdown-Monate verbrachten Menschen über 20 Prozent mehr Zeit in den sozialen Medien. Dort sind es insbesondere unterhaltende, kurzweilige und abwechslungsreiche Inhalte, die punkten.

Tchibo 5 Tassen täglich

Da immer mehr Menschen in Alltagssituationen Kopfhörer nutzen, sind auch Audioformate und Podcasts komfortabel nutzbar. Tchibo etwa startete Anfang Januar seinen Unternehmens-Podcast ‘5 Tassen täglich’: Tchibo-Experten und prominente Gäste diskutieren darin über nachhaltige Textilproduktion oder Müllvermeidung, teilen Kaffeewissen und geben Tipps für den Alltag im »New Normal«. Von einem solchen Format kann auch der stationäre Handel profitieren, nämlich dann, wenn der Nutzer das Format unterwegs hört und sich daher gerne in die Schlange bei Tchibo stellt.

Situative Kundenansprache in der Warteschleife

Die Möglichkeiten auf der kreativen Spielwiese für Mobile Advertising in Wartesituationen sind endlos – zumindest in der Theorie: Die Gemeindeverwaltung, die ihren wartenden Besuchern per QR-Code-Scan anbietet, Vorschläge für die Verbesserung des Ortsbildes zu machen. Oder das thailändische Restaurant, das alle Schlange-Stehenden per Live-Cam einen Blick in die Küche werfen lässt, um so quasi bei der Zubereitung der landestypischen Köstlichkeiten dabei zu sein. Und warum sollte der – im Zweifelsfall hungrige – Restaurantbesucher nicht ein Amuse-Gueule aufs Haus bekommen, wenn er beim Warten auf seinen Tisch schon mal einen kleinen, kreativ gestalteten Fragebogen rund um seine Takeaway- oder Liefergewohnheiten ausfüllt? Das lästige, händische Registrieren der Kontaktdaten fiele bei der Nutzung von spotlay, einer Web-App zur digitalen und kontaktlosen Gäste- und Kundenregistrierung, auch gleich weg.


Digitale Kundenbindung schaffen

Eine solche kontaktlose Registrierung oder ein Check-in via Smartphone hat den Vorteil, dass sich die Daten, die der Kunde auf diese Weise hinterlegt, für Loyality-Programme und somit für eine intensive Kundenbindung nutzen lassen – das Einverständnis des Kunden natürlich vorausgesetzt. Somit könnte etwa die stationäre Parfümerie nicht nur über ein digitales Angebot dem Kunden die Wartezeit in der Schlange versüßen, sondern ihm sogar eine zusätzliche Incentivierung an die Hand geben, die er oder sie dann gleich in der Filiale einlösen kann.

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Auch über Kooperationen mit Krisengewinnern könnten Unternehmen und Händler Wartenden einen Mehrwert bieten. Denn durch die weiter stark zunehmende Nutzung Sozialer Medien über das Smartphone steigt etwa auch die Bedeutung und der Einfluss von Influencern. Das hat auch McDonald’s erkannt und bewirbt aktuell unter dem Hashtag #Touch this! die kontaktfreie Bestellung und Bezahlung seiner Burgerpalette. Zu der Kampagne gehört eine TikTok-Challenge mit Influencern. Mit Sicherheit erreicht das Unternehmen so eine große Anzahl der irgendwo wartenden – zumeist jugendlichen – Nutzer und lotst die Kundschaft in die nächstgelegene Filiale. Die Kommunikation mit dem Kunden muss demnach nicht immer in der eigenen Warteschlange stattfinden.

Kunden bereits vor dem Geschäft durch mobile Werbung oder digitale Angebote auf den stationären Handel aufmerksam zu machen, könnte auch über die Pandemie hinaus Bestand haben, werden Käufer doch auch in Zukunft immer häufiger auch während ihres Einkaufs ihr Smartphone nutzen und sich digital informieren. Marken, Händler und Restaurant-Betreiber, die diesen Trend erkannt haben und auch im stationären Bereich auf Mobile Advertising setzen, werden nachhaltig profitieren.

Mobile Advertising für die Warteschlange, Cosimo Möller
Über Cosimo Möller

Der gelernte Bankkaufmann Cosimo Möller begann seine Karriere als Text-Praktikant bei Serviceplan. Nach 14 Jahren verließ er die Agentur als Geschäftsführer und wechselte auf Kundenseite zum Sender Sky. Dort verantwortete er als Vice President die Kreation und sorgte mit spektakulären Kampagnen für viel Aufsehen. Seit Anfang 2020 ist er CCO am Münchner Standort von Saatchi & Saatchi. Der ehemalige Cannes-Juror gewann in seiner Karriere mehr als 250 Awards und ist seit zehn Jahren Mitglied im Art Directors Club Deutschland sowie im D&AD.

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