Der »Interconnected Disaster Risks Report« der UN liefert neueste Erkenntnisse zum Klimawandel und fordert zum Umdenken auf. Templo hat den Forschungsbericht in eine Identity mit 3D-Grafiken verwandelt, die so formschön wie smart sind.
Was hat die Explosion von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, die Beirut im August 2020 erschütterte, mit der Kältewelle zu tun, die Texas überrollte? Was verbindet das Aussterben des Schwertstörs in China mit dem tropischen Wirbelsturm Amphan, der in Indien wütete? Und was die Bleiche des australischen Great Barrier Reef mit der Covid-19-Pandemie? Sehr viel, wie ein Forschungsbericht der UN belegt, der bei seinem Erscheinen für Aufsehen sorgte. Denn er zeigt nicht nur, dass Unwetterereignisse, Epidemien und von Menschen verursachte Katastrophen weltweit zunehmen, sondern auch, wie vernetzt die Vorfälle durch ihre Ursachen und Auswirkungen miteinander sind.
Data Trees und Emojis
Zehn zerstörerische Ereignisse, die 2020 und 2021 stattfanden, hat ein Team internationaler Wissenschaftler:innen der United Nations University (UNU) in Bonn – des Thinktanks der Vereinten Nationen – analysiert. Mit der Visualisierung der Ergebnisse in einem Bericht und auf einer Website beauftragte die UNU die Londoner Agentur Templo, bekannt für ihren innovativen Stil und für ihr Interesse an Umwelt- und Sozialthemen. Templo hat 2020 nicht nur das Erscheinungsbild des Climate Change Committee redesignt, das das britische Parlament in Klimaschutzfragen berät, sondern 2017 bereits ein neues Brand Storytelling für die Vereinten Nationen entwickelt.
Nie zuvor aber haben Anoushka Rodda und Pali Palavathanan, die Templo gemeinsam gegründet haben, so intensiv mit Wissenschaftler:innen zusammengearbeitet. Alle standen direkt und jederzeit für Fragen zur Verfügung, sie tauschten sich in zahlreichen Digitalkonferenzen sowie per Miro-Board aus. Ihre gemeinsame Arbeit an dem Projekt begann damit, dass das UNU-Team die Rohdaten seiner Studie erläuterte, seine Denkmodelle und Ergebnisse. »Die ersten zwei Folien habe ich gerade noch verstanden«, lacht Pali Palavathanan, »doch dann wurden die zahllosen Vernetzungen der Ereignisse immer undurchsichtiger.«
Mithilfe von Data Trees hatten die Forscher:innen versucht, die Ursachen und Auswirkungen der einzelnen Katastrophen zu visualisieren und vor allem auch ihre Verknüpfungen miteinander. Dabei hatten sie mit Farbcodierungen gearbeitet, mit Verbindungslinien – und sogar mit Emojis. Verblüffend auch, dass sich für jede der Katastrophen ein passendes fand: der Lichtblitz für die Explosion in Beirut, der Grashüpfer für die Heuschreckenplage, die weiße Muschel für die Bleiche des Great Barrier Reef. Und sogar für die Covid-Pandemie gab es mittlerweile ein Virus-Emoticon. Templo war begeistert, dass die Wissenschaftler:innen Emojis nutzten, um die verschiedenen Ereignisse voneinander zu unterscheiden, und hat sie bis zum Ende beibehalten.