Loved & Found: Nous sommes humains
Handeln anstatt nur auf Facebook »I like« zu bekunden: Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo ließ das Loved-Magazin den Lifestyle ruhen, um sich »Dingen zu widmen, die wir tun können«.
Die Entscheidung war spontan. Kurz nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo am 7.1.2015 beschlossen die Macher von Loved & Found, einem Hochglanzmagazin, das zu der Hamburger Agenturgruppe thjnk gehört, den Lifestyle mal Lifestyle sein zu lassen und sich statt dessen zu den schrecklichen Ereignissen zu positionieren.
Loved schickte eine Mail an die Kollegen im Mutterhaus thijnk, an den Cartoonisten Kai Flemming, die Illustratorin Julia Kerschbaum, den Fotografen Thies Rätzke und viele andere Kreative. Nahezu alle sagten umgehend zu und schon drei Tage später begannen sie gemeinsam an der Sonderausgabe zu arbeiten, in der es nicht wie sonst »um Dinge, die wir lieben« geht, sondern »um Dinge, die wir tun können«.
Wichtig war es Chefredakteurin Sabine Cole, die ehrenamtlich schon länger in der Flüchtlingsarbeit aktiv ist, dass man dabei vor Ort seine Erfahrungen sammelt. In den Geschichten, in denen es um Migranten geht, um die Lampedusa-Flüchtlinge, Hilfsprojekte oder um Moscheen, sollten die Kreativen auch dort hingehen und sich persönliche Eindrücke verschaffen.
So sind 42 starke Seiten entstanden, statt in Hochglanz diesmal schwarzweiß und auf Zeitungspapier gedruckt, die für Solidarität plädieren, für Meinungsfreiheit, Respekt und Humanität und auch für herzhaftes Lachen. Die von den erschütternden Hassbriefen an Spiegel-Korrespondent Hasnain Kazim erzählen, der EcoFavela auf Kampnagel, von den Hilfsprojekten der Lutherischen Gemeinde – und die vor allem dazu aufrufen, sich zu engagieren und konkret zeigen, wie und wo das möglich ist.
Es geht darum, mehr zu tun als nur auf Facebook »finde ich gut« zu klicken, sondern stattdessen in Flüchtlingsprojekten wie in Hamburg Bahrenfeld Spenden zu sortieren oder sein eigenes altes Fahrrad zu reparieren und es an Bedürftige weiterzugeben. Und es geht auch darum zu zeigen, dass jeder etwas tun kann und keineswegs auf die Politik warten muss.
Unsere weiße, reiche Mediengesellschaft, die möchten wir damit kriegen,
sagt Sabine Cole, hofft auf noch mehr konkrete Hilfsangebote von außen – und die Loved-Redaktion kämpft weiter darum.
Gedruckt in höherer Auflage als das reguläre Loved-Magazin, wurden gerade 300 Exemplare der Sonderausgabe für die Kulturbrücke in Bahrenfeld gepackt, dazu liegt das kämpferische und visuell beeindruckende Magazin an zahlreichen Orten aus und ist zudem unter charlie@loved.de zu bestellen.
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