Let’s talk about money! Teil 10
Wie gehen Kreative in Honorarverhandlungen, was verdienen sie und welche Fixkosten fallen an? In unserer anonymen Gehaltsserie gibt uns diesmal eine Web- und Grafikdesignerin aus Berlin Einblick in ihre Selbstständigkeit.
Ich bin ausgebildete Mediengestalterin für Digital- und Printmedien – inklusive Ausbildung habe ich zwölf Jahre Berufserfahrung. Seit neun Jahren bin ich freiberuflich tätig, seit gut zwei Jahren Vollzeit. In guten Monaten arbeite ich 20 Tage (75 Stunden) und verdiene 5000 Euro netto. In Flautemonaten sind es nur zwei Arbeitstage (15 Stunden) und 1000 Euro netto. Aufs Jahr gerechnet komme ich auf circa 20 000 Euro netto und einen monatlichen Durchschnitt von knapp 1700 Euro netto. Tendenz stark steigend, denn in Vollzeit kann ich auch umfangreichere Projekte annehmen. Meine beruflichen monatlichen Fixkosten liegen bei 565 Euro. Ich arbeite von Zuhause aus, anteilig fallen für mein Arbeitszimmer inklusive Strom und Nebenkosten 65 Euro an. Für die Adobe Creative Cloud zahle ich 40 Euro, außerdem 50 Euro für Telefon und Internet. 100 Euro lege ich zurück. 250 Euro kosten meine Versicherungen, für Webspace und Büromaterial gebe ich jeweils 15 Euro aus. Zudem fallen Reisekosten von etwa 30 Euro an.
Altersvorsorge selbst organisieren
Privat zahle ich 443 Euro Miete, die Wohnung teile ich mir mit meinem Freund. Für Einkäufe gebe ich ungefähr 110 Euro aus, sodass monatlich insgesamt noch mal ungefähr 550 Euro an privaten Fixkosten hinzukommen. Am liebsten stecke ich mein Geld für gutes Essen und Freizeitaktivitäten aus – Kurztrips oder Urlaube. Ich koche gern, gehe gerne essen und ernähre mich gesund. Außerdem bin ich mit Freunden draußen viel sportlich unterwegs. Hier und da leiste ich mir auch mal gute Fachlektüre. Ich bin leider nicht der Typ Mensch, der sich Gedanken um die Zukunft macht. Altersvorsorge ist demnach ein Thema, das immer wieder nach hinten rutscht. Ich lebe gerne im Moment. Dennoch lege ich mir – wenn es passt – immer etwas Geld für Notfälle zurück. Mit meinem Einkommen bin ich glücklich.
»Ich bin leider nicht der Typ Mensch, der sich Gedanken um die Zukunft macht. Altersvorsorge ist demnach ein Thema, das immer wieder nach hinten rutscht«
Ich habe Spaß an meiner Arbeit und denke, dass man als Freelancer einen anderen Bezug zum Geld bekommt. Es ist nicht einfach pünktlich am Monatsende auf dem Konto, sondern man muss es selbst dorthin schaffen – man sieht darin also einen viel höheren Wert. Mein Tagessatz beträgt 520 Euro, festgelegt habe ich ihn anhand einer Kalkulation, die auch die Marktsituation sowie meine Fixkosten in Betracht zieht. Wenn ich für Projekte über einen längeren Zeitraum gebucht werde, einige ich mich mit den Auftraggebern meist auf einen etwas niedrigeren Tagessatz.
Kundenbindung und Honorarverhandlungen
Es gibt aber auch Kunden, die die Preise komplett auf ein Minimum drücken wollen, da sie überhaupt kein Bild von der Branche und den Preisen haben. Meist sind es Unternehmen oder große Agenturen, die den Tagessatz wirklich ohne Gezeter zahlen. Doch generell kann ein Tagessatz als Grundlage für eine Zusammenarbeit problematisch sein, da Auftraggeber immer mehrere Angebote vergleichen und so wenig wie möglich zahlen wollen. Dadurch geht meist die gegenseitige Wertschätzung verloren, und man ist nur eine »Ware«.
Mein Tipp wäre also immer: Als Freelancer sollte man sich bei Kundengesprächen nicht zu sehr auf einen Tagessatz beziehen, sondern dem Kunden stattdessen klarmachen, dass man Qualität, Nachhaltigkeit und einen echten Mehrwert liefert. Nur das schafft ein Miteinander-Arbeiten, das Spaß macht und beide Seiten zufrieden stellt. Ein anderer wichtiger Punkt ist das Zwischenmenschliche. Bei der Arbeit mit Kunden sollte man nicht als Maschine fungieren, sondern einfach als Mensch. Das schafft Bindung und Vertrauen.
Hier geht’s den anderen Folgen unserer anonymen Serie zum Thema Honorare und Gehälter …
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