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AVASAG: Entwicklung eines Gebärden-Avatars

Ein Avatar, der automatisch Gebärdensprache übersetzt – den gibt es nicht, aber das soll sich ändern, um digitale Services für Menschen mit Höreinschränkungen leichter zugänglich zu machen.

Konferenzraum mit Menschen und Leinwand mit Avatar Seit dem 1. Mai 2020 arbeitet die Agentur Ergosign aus Saarbrücken gemeinsam mit Forschungspartnern im Verbundprojekt AVASAG an einem Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung. Wir sprachen mit Ergosign über Herausforderungen für das UX Design und Inklusion von gehörlosen Menschen in den Designprozess.

Welche Aufgabe haben Sie im Projekt und worin liegt die besondere Herausforderung für UX Design?

Ergosign begleitet die Applikationsentwicklung von der Anforderungserhebung über das Design bis hin zur fortlaufenden Evaluation des Systems beziehungsweise dessen Komponenten. Im aktuellen Anfangsstadium klären wir die technischen Rahmenbedingungen und analysieren die Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern. Dazu führen wir momentan kontextuelle Interviews mit Mitgliedern der Gehörlosen-Community durch, arbeiten uns in die Gebärdensprache ein und erstellen erste Videos zum Trainieren der späteren KI.

Wir verfolgen dabei einen agilen, menschzentrierten Ansatz, der alle Projektpartner kollaborativ mit einbezieht um — innerhalb auszulotender technischer Rahmenbedingungen — die Bedürfnisse der intendierten Zielgruppe bestmöglich adressieren zu können. Eine besondere Herausforderung für das UX Design liegt hierbei in den fehlenden Erfahrungen mit der Zielgruppe gehörloser Menschen. Diese beginnen bereits mit Hürden bei der Durchführung von Kontextinterviews und setzen sich bis zur Entwicklung von Metriken für die Akzeptanzbewertung des Avatar-basierten Sprachassistenten fort. Ganz sicher werden wir hierbei vieles lernen, das für uns später auch in anderen Projekten hilfreich sein wird.

Wie gehen Sie an die Gestaltung der Interaktion heran?

Das Konsortium des Forschungsprojekt umfasst mit der yomma GmbH einen ausgewiesenen Experten für Gebärdensprache, mit dessen Unterstützung wir Annahmen zur Interaktionsgestaltung erarbeiten, mit Erkenntnissen aus Nutzerinterviews und der wissenschaftlichen Literatur erweitern und hieraus die Grundlage für iterativ zu verfeinernde Interaktionskonzepte ableiten. Eine besondere Herausforderung sind  die massiven Unterschiede zwischen regionalen Gebärdensprachen. Eine Studie zu Gebärdensprachavataren, die mit der US-amerikanischer Gebärdensprache durchgeführt wurde, liefert nicht zwangsweise nützliche Erkenntnisse für das AVASAG-Projekt, in dem wir die deutsche Gebärdensprache betrachtet. Allein die deutsche und schweizerdeutsche Gebärdensprache differerieren schon stark. Auch aus diesem Grund ist der Input und die Expertise der yomma GmbH essentiell — und schafft die Verbindung des Projekts zur Gehörlosen-Community und damit zu den tatsächlichen Nutzerinnen und Nutzer.

Beziehen Sie gehörlose Menschen mit in den Gestaltungsprozess ein?

Gehörlose Menschen, also die Zielgruppe von AVASAG, werden in alle Phasen des Projekts umfassend eingebunden. Der direkte Kontakt zur Gehörlosen-Community, zu Individuen und Verbänden oder Organisationen ist für unseres Collaborative UX-Design-Ansatz unabdingbar.

Welche Erfahrungen und welches Wissen sind bei der Gestaltung nützlich?

Grundlegende Kenntnisse im Bereich der Gebärdensprache sind sicherlich von Vorteil, da sie den beteiligten Designerinnen und Designern einen schnelleren und tieferen Einstieg in das Projekt und dessen Gestaltungsprozesse ermöglichen. Notwendig ist ebenfalls auch eine Expertise im Bereich KI / Machine Learning um einschätzen zu können, welche technischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen vorliegen. Dies wird in AVASAG insbesondere durch Konsortialpartner wie das DFKI, die Universität Augsburg, die TH Köln und den Konsortialführer Charamel GmbH sichergestellt.

PDF-Download: PAGE 10.2020

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Dieser Beitrag ist erstmals am 02. September 2020 veröffentlicht worden.

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