Eigentlich ist Joseph Töreki Grafikdesigner, hat in einer UX/UI-Agentur in München gearbeitet und lebt heute als Freelancer in der Nähe von Heidelberg. Vor allem aber ist er Keramiker und Visionär, der die Schönheit, die Unvollkommenheit und die Aura der Handarbeit mit den Möglichkeiten des Digitalen verbindet
Was ist so interessant daran, Handwerkskunst digital nachzubilden? Joseph Töreki: Es ist die Flexibilität und die Schnelligkeit des Digitalen. Erst gestern habe ich mit echten Glasuren gearbeitet und muss jetzt mindestens zwei Tage warten, um zu sehen, wie das Ergebnis geworden ist. Dabei würde ich am liebsten jeden Tag neue Formen und Glasuren ausprobieren. Aber aus Zeit- und auch aus Kostengründen ist das nur digital möglich. Deshalb habe ich begonnen, mit 3D-Programmen zu experimentieren, und so sind nach und nach die »Neo Ceramics« entstanden.
Aber machen nicht gerade Langsamkeit und Unvollkommenheit Handwerkskunst aus?
Auf jeden Fall und auch in meiner Arbeit. Ich folge darin dem japanischen Konzept des Wabi Sabi, das darauf basiert, Schönheit im Unvollkommenen und Unbeständigen der Natur zu finden. Wie ein japanischer Keramikmeister, der sich sein ganzes Leben lang bemüht, dass seine Arbeit nicht händisch gemacht, sondern wie Natur selbst aussieht, versuche ich das auch. Ich möchte die Natur eins zu eins nachahmen und arbeite deshalb auch das Unperfekte mit ein. Das drückt sich in kleinsten Details, in Farbunterschieden oder Unregelmäßigkeiten in der Textur aus.
Das Problem im 3D-Design ist jedoch, dass der Computer jede Darstellung zu hundert Prozent perfekt berechnet. Statt einer Textur entwirft er Oberflächen als ein sich wiederholendes Muster. Das wirkt kalt und seelenlos, und da greife ich ein. Manchmal habe ich ein großes Stück Ton vor meiner Tastatur liegen und drücke mit den Fingern Formen hinein, die ich dann fotografiere, um daraus eine Höhenmap zu generieren und diese dann wiederum in das 3D-Programm zu laden. So bekomme ich meine eigene »handgemachte« Textur.