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Digital Conservation: Secret Garden erwacht in HTML5

Interfacedesigner Jens Schmidt hat sein erfolgreiches Flash-Game aus den 90ern in HTML5 übersetzt – für Desktop und Mobil. Als Zeuge des Flash-Internets hält es die Erinnerung an eine Ära lebendig.

secret garden HTML5 startMitte der 90er waren wir Web-Pioniere. Wir hatten 56k-Modems, die sich mit einem unverwechselbaren Fiepen (jetzt den roten Button klicken!) ins gute, veraltete Kupferkabelnetz einwählten und uns gemächlich durchs junge WWW trugen.

Am Anfang war Flash

»Ich fing an, mich für das World Wide Web zu interessieren, als ich zum ersten Mal die Software FutureSplash Animator ausprobierte. Es erinnerte mich an Freehand und man konnte auch animieren und Interaktivität hinzufügen«, berichtet Jens Schmidt, Interface- und Interactiondesigner, Mitgründer der Digitalagentur Moccu und ehemaliger ADC-Fachvorstand für Digitale Medien.

secret garden HTML5 main menue

Nach seinem Studium an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel  begann Schmidt 1997 einen Masterstudiengang Digitale Medien in Mailand und entwickelte dort sein erstes Web-Projekt im FutureSplash-Nachfolger Macromedia Flash: »The Secret Garden«.

Zunächst eine Idee für das digitale Mutabor-Magazin, schließlich ein Meilenstein in seiner Biografie, wie Schmidt sagt. Und bis heute aktuell, denn die Story handelt von einer Klimakatastrophe und der Bedrohung des Planeten. Spoiler – wir erleben hier kein Happy End.

secret garden HTML5 map

Das Spiel nutzte die damals noch in den Kinderschuhen steckende Flash-Technologie bereits auf besonders kreative Weise und erhielt dafür ab 1998 zahlreiche nationale sowie internationale Preise, außerdem große Aufmerksamkeit in den Medien.

»Es ging viral, würde man heute sagen und plötzlich bekam ich E-Mails von überall aus der Welt. Die meisten positiv, aber es schrieb mir auch eine verägerte Mutter aus den USA, deren Kind bei der Auflösung am Schluss weinen musste«, erinnert sich Schmidt.

secret garden HTML5 squirrelThe Secret Garden of Mutabor

So wie das kleine Eichhörnchen Scoiattolo, das seine Mutter sucht und dabei heiße Tränen vergießt: The Secret Garden ist ein Point-and-Click Adventure und führt Spieler:innen in verschiedene reich illustrierte, animierte Spielwelten, in denen sie Rätsel lösen müssen, um einen vierstelligen Code zu knacken.

Wärend der Mission im Secret Garden trifft man nicht nur das Eichhörnchenkind, sondern auch das kleine japanische Mädchen Youmiko (benannt nach einer japanischen Mitstudentin aus Schmidts Italienischkurs in Mailand), den grantigen Kapitän Bollo oder den furchtlosen Fisho Cooda. Gemeinsam mit ihrer Hilfe kann man die Ursache für die langsam fortschreitende, aber unaufhaltsame Zerstörung des Gartens herausfinden.

Flash war von Anfang an eine Software für Kreative, um spannende Web-Projekte zu realisieren, digitales Storytelling zu ermöglichen und vielfältige experimentelle Anwendungen zu schaffen. »Mit dem endgültigen Verschwinden von Flash ist ein Stück lebendige Webkultur zugrunde gegangen«, so Schmidt.

secret garden HTML5 captain bollo

Web-Fossil erwach zum Leben

Die Story ist noch immer aktuell, das Internet aber sehr vergesslich. Also überlegte sich Schmidt, sein Spiel vollständig auf HTML 5 zu portieren und im Web zugänglich zu machen. »Als Zeuge des Flash-Internets soll der Secret Garden dazu beitragen, die Erinnerung an diese Ära lebendig zu halten«, erklärt Schmidt.

So exportierte er sämtliche Dateien des Secret Gardens aus Adobe Animate (vormals Flash) im HTML5 Canvas Format. »In vielen Fällen war das gar nicht so einfach und ich musste mir Workaraunds bauen, beispielsweise für Zooms oder die Animationen«, berichtet Schmidt.

secret garden HTML5 reward

 

Dennoch lässt sich der Secret Garden seit kurzem wieder entdecken – vielleicht sogar neue Details – und wir können seinem Geheimnis auf die Spur kommen. Hier der Link zu Landing Page: https://thesecretgarden.framer.website/de

secret garden HTML5 scribbels 1997

Zurück in die 90er

Um das Making of der Website zu erkunden, im Hauptmenü in die Mitte klicken. Die ganze Geschichte hat Jens Schmidt auf seiner Website veröffentlicht und einen Artikel aus dem Jahr 1999 von der Washington Post hat er auch noch gefunden. Die wissen dort offenbar, wie man digitales Wissen archiviert und Schmidt auch: Er hat aus seinem digitalen Archiv sogar den original Screenshot von damals ausgebuddelt.

secret garden washington post screenshot 1997

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