Für eine optimistische Auseinandersetzung mit dem Tod entwickelte Chiara Thalia Heinzler eine ebenso schöne wie praktische Box mit Tools und Anleitungen.
Hochschule Pforzheim. In ihrer Bachelorthesis »Vor dem Tod ist nach dem Tod« im Fach visuelle Kommunikation setzte sich Chiara Thalia Heinzler intensiv mit dem Thema Tod und Sterben auseinander. Sie beobachtete, dass im Laufe der letzten Jahrhunderte der Tod immer weiter aus dem gesellschaftlichen Blickfeld rückte und der bewusste Umgang mit der eigenen Sterblichkeit dadurch verschwand.
Ihrer Schlussfolgerung: Der eigene Tod wird verdrängt, religiöse Rituale verlieren an Bedeutung und neue Lebensstile kommen auf, die es notwendig machen, sich auf eine bestimmte Weise neu mit dem Tod auseinanderzusetzen. Heinzler ist überzeugt:
»Aktuelle und kommende Generationen werden den Tod neu für sich gestalten müssen.«
Der Wurm im Herzen
So entwicklete sie selbst im Rahmen ihrer Thesis eine farbenfrohe Box mit dem Titel »Der Wurm in unserem Herzen«, die Impulse und Wege bieten will, um die eigene Sterblichkeit optimistisch zu erkunden.
Der Titel geht zurück auf den amerikanischen Psychologe und Philosoph William James (worm at the core) und beschreibt das Wissen um unsere Vergänglichkeit. Heinzler interpretiert den Wurm jedoch positiv, bunt und natürlich und möchte mit den unterschiedlichen Tools und Anleitungen ihrer Box einen gelassenen Umgang mit dem eigenen Tod fördern.
»Der Wurm in unserem Herzen will Impulse setzen und Mut geben, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, denn daraus ergibt sich Sicherheit, Lebensfreude und Freiheit.«
Action Cards und Würfel
Kernstück der Box ist ein Kartenset mit 60 Karten, die sich in die vier Überthemen Wissenswert, Innehalten, Vorsorge und Kommunikation gliedern. Auf den Karten finden sich Erklärungen, Experimente sowie Anregungen. Außerdem liegen ein Notizbuch, ein Würfelset sowie ein Begleitheft bei.
Die eingravierten Begriffe auf den fünf Würfeln sollen in Kombination Gedanken und Gespräche zum Umgang mit dem Sterben und Tod anregen. Begleitet wird die Box von einer Webseite mit Blog und einem Social-Media-Kanal, um das Thema noch näher in den Alltag und ins Leben zu tragen.
Der Wurm als visuelles Leitmotiv
Als visuelles Leitmotiv griff sie den Wurm auf, um seine Präsenz als Metapher in der Arbeit zu verdeutlichen. »Das Keyvisual sollte möglichst vielseitig anwendbar und trotz unterschiedlicher Größenverhältnisse klar erkennbar sein«, so Heinzler. Weitere Anforderungen waren, dass das Leitmotiv einen hohen funktionalen Wert einnehmen und sowohl in der Prägnanz eines Logos als auch als inhaltlicher Leitfaden funktionieren sollte.
Das Keyvisual besteht aus vier Kernelementen, die sich zu einer durchgehenden geschwungenen Wurmform ergänzen und eine Kreisform bilden. Der Kreis kann als Lebenszyklus gesehen werden, spielt aber auch auf den Kern oder das Herz an, in dem sich der Wurm sinnbildlich befindet. Jedes der Visuals bekam eine Farbe, was Ordnung und Übersicht schafft.
Heinzler, die im Rahmen ihrer 90-seitigen Theorie ein Hospiz besuchte und mehrfach mit einer Sterbebegleiterin sprach, möchte ihr Projekt fortführen und sich auch in Zukunft mit dem Thema des individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod befassen. Nach der Umsetzung der Box plant sie Erweiterungen in unterschiedliche Formate wie digitale Auftrittsfläche, Workshops, sowie weitere Tools für die Box.
»Ich möchte meine Möglichkeiten als Designerin nutzen, Tabuthemen oder schwerbegreifbare gesellschaftliche Themen zu bearbeiten, um sie sichtbar zu machen und Lösungsmöglichkeiten zu finden, die einen Umgang erleichtern. Das ist was mich momentan sehr interessiert«, so Heinzler.
Bild: Laura RudiChiara Thalia Heinzler arbeitet als Werkstudentin bei Strichpunkt Design in Stuttgart und wird die Zeit nach dem Studium nutzen, um zu reisen und Freunde auf der ganzen Welt zu besuchen. Anschließend wird sie in die Agenturwelt starten. Vor allem der Bereich Branding und die Zusammenarbeit mit Marken mit unterschiedlichen Rollen und Einflüssen in unserer Welt interessieren sie.