Humorvoll und auch ein wenig selbstkritisch zeigt die MultiMediaArt Studentin Nicole Köhler auf, wie typografische Fehler innere Unruhe erzeugen können – und wann das sogar die Gestaltung besser macht.
FH Salzburg. Ein nicht ganz rechter Winkel, ein falsch einsortiertes Buch oder die ungerade Zahl am Lautstärkeregler – wenn wir solche kleinen Ungenauigkeiten im Alltag entdecken, lassen sie uns nicht mehr los. Mit bloßem Perfektionismus hat das aber nicht viel zu tun, meint die MultiMediaArt-Studentin Nicole Köhler.
Vielmehr sprechen diese visuellen Störer ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Ordnung an. So machen unvollständige Muster in den Gehwegfugen Köhler wahnsinnig, faszinieren sie allerdings auch und lenken ihre Aufmerksamkeit auf leicht zu übersehende Details in ihrer Umgebung. Im Multimediaprojekt-Kurs von Professorin Viktoria Kirjuchina im zweiten Semester erforschte sie deshalb, wie Kreative diesen Ordnungssinn durch Gestaltung gezielt ansprechen können.
Innerer Perfektionismus und aufregende Typografie
Zu Beginn setzte sich Nicole Köhler mit den psychologischen Hintergründen dieses Phänomens auseinander. In ihrer Recherche befragte sie außerdem Freund:innen und Bekannte, um ihren Fundus an kuriosen Angewohnheiten zu erweitern, und testete verschiedene Darstellungsmöglichkeiten.
Schließlich entschied sie sich, die Wirkung der Detailgenauigkeit auf typografische Weise zu visualisieren. Denn schon kleinste Fehler können die Lesbarkeit erheblich beeinträchtigen. Besonders Designstudierende wollte Nicole Köhler für die Bedeutung visueller Feinheiten sensibilisieren und vermitteln, wie man gestalterisch ganz bewusst Harmonie schaffen – oder eben auch Unruhe auslösen kann.
Ein Buch voll falscher Patterns
Dazu entwickelte sie das Booklet »Imprisoned Patterns«, in dem sie die wahrnehmungspsychologischen Grundsätze hinter dem Bedürfnis nach visueller Harmonie erklärt und anhand von vereinfachten Beispielen visualisiert. Die einzelnen Kapitel sind immer in drei Teile gegliedert: Informative Doppelseiten verdeutlichen mit Texten und Grafiken ein visuelles Prinzip oder einen typografischen Parameter – etwa Abstand, Symmetrie, Durchschuss oder Kerning. Illustrierte Praxisbeispiele und Patterns beschreiben anschließend die Auswirkung auf den Alltag von Nutzer:innen.
Zum Schluss gibt es in jedem Kapitel Doppelseiten, auf denen die Lesenden sich selbst testen können, indem sie zwei Muster betrachten: Eines soll durch die harmonische Gestaltung Ruhe erzeugen, das andere mit bewusst gesetzten Ungenauigkeiten für inneren Aufruhr sorgen.
Nicole Köhler hat keinen Zehnjahresplan, weil sie findet, dass man heute in der Designbranche flexibel sein muss. Nach ihrem Bachelorabschluss will sie vielleicht im Ausland bei einer Kreativagentur anfangen und berufsbegleitend den Master machen – immer dort, wo sich neue Chancen auftun
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