Bergwerk der Erinnerung: Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Stiftung Buchkunst geht in diesem Jahr nach Leipzig und an ein packend gestaltetes Werk, das einen Blick auf die umwälzenden Ereignisse 1990 wirft.
Bild: Roman Häbler / Lars-Ole Bastar
Was 1990 für ein unglaubliches Jahr für Deutschland war, zeigt bereits das Inhaltsverzeichnis in »Das Jahr 1990 freilegen«, das bei Spector Books, Leipzig erschien und von dem Grafikdesigner und Schriftgestalter Wolfgang Schwärzler gestaltet wurde.
Vom 15.1.1990 bis zum 2.12.1990 findet sich in jedem Monat des Jahres ein prägnantes Datum, das durch 600 Seiten führt, die von der Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, Katharina Hesse, als ein Bergwerk der Erinnerungen bezeichnet wurden.
Packende Bild-Text-Montagen
In fadengehefteter Broschur und mit ganz unterschiedlich gestalteten Text-Bild-Montagen, die an einen Setzkasten erinnern, aber deren breite schwarze Abgrenzungen durchaus auch an Trauerränder erinnern dürfen, wie es heißt, führt es durch eine entscheidende Zeit, bricht Ereignisse auf und arrangiert sie auf immer neue und spannende Weise.
Mit Bildstrecken von Fotografen wie Ute Mahler, Andreas Rost und Christiane Eisler, die zum Teil vorher nicht veröffentlicht waren, wird das Wiedervereinigungsjahr »remontiert«.
Begleitet werden die Fotografien von Essays, Sitzungsprotokollen, Briefen und Gesprächen sowie 32 Geschichten von Alexander Kluge.
Förderpreise für neue Ideen
Die »Förderpreise für junge Buchgestaltung«, die mit je 2.000 Euro dotiert sind, gingen an Titel, »die das Medium Buch weiterdenken«. Das sind »Die Bibel – Über Frauen« von Paulina Mohr, »Aphelion« von Robert Steinmüller und »OFF/ON STAGE« von Cristina Zickert, Rieke Bogena und Zora Asse.
Die Preise wurden in diesem Jahr im kleinen Kreis und im Rahmen eines Festessens in Frankfurt vergeben.
Dort wurde auch der jährlich erscheinende Katalog der »Schönsten Deutschen Bücher« präsentiert, den das Bureau Est in Zusammenarbeit mit dem Film- und Fotoduo Choreo gestaltet und umgesetzt hat.
Erstmals, und um in der derzeitigen Situation eine größere Sichtbarkeit zu schaffen, ist der Katalog mit einer App zu verknüpft, die zu allen 28 prämierten Büchern Videoaufnahmen präsentiert.