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Der Human Factor im Motion Design bleibt wichtiger Bestandteil

Wir sprachen mit Alexander Hanowski über KI in der Lehre und das Know-how der Designer:innen, das aus dem Produktionsprozess nicht wegzudenken ist

Alexander Hanowski Alexander Hanowski ist Mitbegründer und Kreativdirektor des Motion-Design-Studios UNFOLD in Hamburg und leitender Dozent für Motion Design an der Filmakademie Baden-Württemberg sowie unabhängiger Regisseur und Designer.

Seine Projekte für Kunden aus den Bereichen Automobil, Sport, Technologie, Lifestyle und Unterhaltung bewegen sich an der Schnittstelle von Live-Action, Animation, Design, visuellen Effekten und räumlichen Erfahrungen. Wir sprachen mit Hanowski über die Rolle von KI in der Motion-Design-Lehre an der FABW.

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AI in der Motion-Design-Lehre

Habt ihr KI in den Lehrplan integriert?
Alexander Hanowski: Nein, wir haben aber auch keine klassischen Animations- und Designtools im Lehrplan, da wir bewusst keine Software unterrichten. Aber natürlich haben die Studierenden längst begonnen, mit den Tools zu experimentieren. Wir reflektieren aber den Einfluss auf Ästhetik, Verhalten und Arbeitsprozess im Rahmen der Projektarbeiten.

Mit welche Methoden arbeitet ihr dabei?
Wir ermutigen die Studierenden, zu experimentieren und zu testen, aber auch immer wieder zu reflektieren und sich nicht dem ersten schnellen Ergebnis hinzugeben, weil es technisch beeindruckend zu sein scheint. Für den Animationsanteil im Motion Design, so wie wir es verstehen, sind die derzeit existierenden Tools aber auch nur sehr bedingt hilfreich.

Initiiert ihr spezielle Projekt oder stellt Aufgaben, um technische und gestalterische Skills beim Einsatz von KI zu fördern?
Nein, es geht bei allen zunächst um inhaltliche Motivation und Relevanz unabhängig davon, ob KI verwendet wird oder nicht oder wie der Workflow generell aussieht. Wir sehen KI-Tools derzeit nur für den Prozess als relevant an – und nicht so sehr für das Endergebnis. Momentan sind es aus meiner Sicht bessere, schnelle Asset-Generatoren. Und der Blackbox-Faktor ebenso wie die Fragen der noch fehlenden Qualität und Emotionalität bleiben weiterhin bestehen.

Für den Animationsanteil im Motion Design, so wie wir es verstehen, sind die derzeit existierenden Tools nur sehr bedingt hilfreich

Chancen & Herausforderungen von KI im Motion Design

Welche Chancen siehst du in KI-basierten Tools?
Die Hoffnung ist wie bei jeder technischen Entwicklung, dass sich der Anteil der repetitiven und zeitintensiven Arbeiten im Motion Design wirklich reduziert und sich die Designer:innen noch mehr auf das kreative Schaffen fokussieren können.

Wie gehen die Studierenden mit den neuen Tools um? Welche Ängste oder Vorbehalte erlebst du?
Momentan nehme ich es so wahr: Nach der anfänglichen eher ängstlichen Skepsis bzw. dem überbordendem Hype hat sich eine gewisse Ruhe und Akzeptanz eingestellt. Die Tools sind da und werden eingebunden, aber es ist auch klar geworden, dass das Know-how der Motion-Designer:innen nicht aus dem Prozess wegzudenken ist.

Besteht eine Gefahr, dass die Studierenden nur noch KI nutzen und die Entwicklung eigener kreativer Ideen auf der Strecke bleibt?
Ja natürlich. Diese Gefahr der schnell generierten Mittelmäßigkeit und Austauschbarkeit gibt es aber, seitdem es Templates gibt. Es wird vermutlich auch einen wachsenden Markt geben, für den diese Austauschbarkeit gut genug ist. Nur dass es mit KI unter Umständen noch schneller geht, diese herzustellen und zu verbreiten – umso mehr sind Experte:innen gefragt, die mit hohem Anspruch an Design und Storytelling hochwertigen Output generieren können.

Nach der anfänglichen eher ängstlichen Skepsis bzw. dem überbordendem Hype hat sich eine gewisse Ruhe und Akzeptanz eingestellt

Motion Design: AI vs. Human Made

Welche Rolle wird der Mensch im kreativen Prozess weiterhin spielen und welche Fähigkeiten sollten zukünftige Motion-Designer:innen entwickeln?
In Bezug auf Motion Design wird der Human Factor noch lange wichtiger Bestandteil sein. Letztlich ist es immer eine Frage des Anspruchs und des Budgets. Ist dem Kunden das schnell Austauschbare gut genug oder sieht er den Wert im Besonderen? Welche Story erzählt die Bewegung? Kann ich Bewegung gezielt und bewusst als Inszenierungsmittel einsetzen?

Siehst du Gegentrends?
Ja, der »Guardian« hat zur General Election in UK interessanterweise ihre Grafikpakete als handgemachte Cut-outs umgesetzt. Momentan sind viele schon ermüdet vom KI-Look, sicherlich auch ein Ergebnis. Die anfängliche Begeisterung gerade in Bezug auf Bewegtbild hat mich doch auch etwas schockiert. Die Ergebnisse sind extrem generisch und voll von Klischees.

Aus technischer Sicht natürlich beeindruckend, doch zeigt die Begeisterung vermutlich unsere längst eingesetzte Gewöhnung an kommunikative Klischees und Austauschbarkeit. Und vielleicht gestehen wir uns selbstkritisch ein, dass vieles in den letzten Jahren Produzierte gar nicht so kreativ war, wie wir geglaubt haben – deshalb kann eine KI es jetzt so leicht und schnell ausspucken.

Welche Rolle spielen in der Lehre Themen wie Urheberrecht, Originalität und ethische Verantwortung?
Aus meiner Sicht müssen wir Designer:innen hier klar Stellung beziehen und vermutlich unseren Mehrwert in Zukunft noch besser verkaufen. Der Rechtfertigungsdruck wird in gewissen Nischen und Märkten sicher nicht kleiner. Aber darin sehe ich auch wie immer eine Chance – die, die es schaffen, besonders zu sein und zu bleiben, werden auch weiterhin relevant sein. Aber auch Kunden zu gewinnen, für die Originalität, Eigenständigkeit und ethische Verantwortung wichtig sind, wird eine Schlüsselfrage bleiben.

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