Animation in der Nazizeit
Süß, oder? Goebbels schenkte dem Führer Weihnachten 1937 zwölf Micky-Maus-Filme und freute sich im Tagebuch, wie glücklich Hitler »über diesen Schatz« sei. Den Animationsfilm förderten beide kräftig, denn die Deutschen sollten natürlich mindestens so gut werden wie die Amerikaner.
Süß, oder? Goebbels schenkte dem Führer Weihnachten 1937 zwölf Micky-Maus-Filme und freute sich im Tagebuch, wie glücklich Hitler »über diesen Schatz« sei. Den Animationsfilm förderten beide kräftig, denn die Deutschen sollten natürlich mindestens so gut werden wie die Amerikaner.
Was dabei herauskam, zeigt diese DVD. Sie gehört zur sechsteiligen, von 1916 bis heute reichenden Reihe »Geschichte des deutschen Animationsfilms«, die von Ulrich Wegenast, Leiter des Stuttgarter Trickfilmfestivals, und dem Berliner Filmverlag absolut Medien zusammengestellt wurden – mühselige Kleinarbeit gegen viele Widerstände, die hier einmal ausdrücklich gewürdigt werden soll.
Die Nazis nutzten den Animationsfilm übrigens gar nicht so oft direkt propagandistisch, wie man meinen möchte. Echte Kriegsreklame ist »Der Störenfried« von Hans Held, wo das gegen den bösen Fuchs anfliegende Wespengeschwader mit dem O-Ton deutscher Kampfbomber unterlegt ist. Ansonsten findet sich viel Idyllisches, Braves und Lustiges auf der DVD, von Hans Fischerkoesens auf einem Plattenspieler tanzenden Insekten bis zu Hans Helds animierten Sequenzen für den berühmten UFA-Film „Münchhausen“ mit Hans Albers von 1944. Da ging draußen die halbe Welt gerade mit Getöse unter, worüber irgendwann auch lustige Animationen nicht mehr hinwegtäuschen konnten. Betont unnazistisch kommt Anton Kutters aufwendige Stoptrick-Animation »Weltraumschiff I startet – eine technische Fantasie« von 1937 daher. Ein lässiger Antiheld startet da im Zukunftsjahr 1963 zum Mond und funkt an die Erde »Weltall keinesfalls erobert, keine Empfangsfeierlichkeiten«. Freche Ironie statt Invasorenpathos …
Animation in der Nazizeit. Geschichte des deutschen Animationsfilms II
Berlin (absolut Medien) 2011
DVD mit Booklet
14,90 Euro
ISBN 978-3-89848-202-8
Wer seinen Käfig verlässt, dem ergeht es nicht gut, so die Botschaft der meisterhaften Großproduktion »Armer Hansi« von 1943
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