Der Deutsche Designer Club hat in einem etwas anderen Wettbewerb Ideen und Projekte gekürt, die die Welt ein Stückchen besser machen wollen.
Angesicht aktueller Umstände hat der DDC in diesem Jahr darauf verzichtet, seinen regulären Wettbewerb Gute Gestaltung zu veranstalten. Stattdessen widmete er sich in einem experimentellen, offenen Wettbewerb den wirklich wichtigen Fragen: Wie verändert das, was wir gestalten, die Welt? Was bedeutet gutes Design eigentlich? WAS IST GUT?
»Design ist immer politisch, es kann Perspektiven erweitern und Möglichkeitsräume eröffnen, Design kann aber auch unterwerfen, einschränken, beengen. Gutes Design befreit«
erklärt Friedrich von Borries die Intention des Wettbewerbs. Der Architekt und Professor für Designtheorie hat die Schirm—schaft für den Design-Wettbewerb übernommen.
Gesucht waren Projekte, Konzepte und Ideen in den Kategorie Produkt, Raum und Kommunikation, die unsere Welt besser machen. Einreichen konnten nicht nur Designer:innen und Agenturen, sondern alle, die sich angesprochen fühlten. Letztlich waren natürlich dennoch viele professionelle Kreative und Agenturen unter den Einreichenden. Der Großteil der 266 eingereichten Projekte ging in der Kategorie Kommunikation ein.
Der Prozess
Nicht nur die Ausschreibung war ein bisschen anders, sondern auch das Jury-Procedere. Nach einer Vorauswahl durch DDC-Mitglieder standen 60 Projekte auf der Shortlist – je 20 pro Kategorie. In Live-Workshops ermittelten die Nominierten in einem facilitierten demokratischen Prozess selbst, wer in die finale Auswahl gehen sollte. Am Ende standen je drei Projekte in Kommunikation und Produkt und vier Projekte in Raum im Finale.
Letztlich ausgewählt wurden die Gewinner:innen bei einem Symposium am nächsten Tag, bei dem es Experten-Vorträge zu allen Kategorien gab (Michael Volkmer – Kommunikation, Nils Holger Moormann – Produkt, Mikala Holme Samsøe – Raum). Insgesamt waren 150 Teilnehmende anwesend, zusammengesetzt aus DDC-Mitgliedern und geladenen Gästen. Sie wählten aus den 10 Finalist:innen schließlich die Gewinner:innen.
Die Gewinner:innen
Aus 266 Einreichungen, 60 Shortlist-Projekten und 10 Finalisten wählte das Symposiums-Publikum folgende drei als endgültige Siegerideen aus.
Kategorie Kommunikation: Alles statt Nix
Elvira Breit überzeugte mit einer App, die Schüler:innen von Haupt- und Mittelschulen unterstützt, ihre eigenen Potenziale zu entdecken. Die Social-Media-Strategie spricht die Sprache der Jugendlichen und führt sie über Vorbilder und visuelle Inhalte zu Berufswünschen, die ihren Neigungen entsprechen. (Die App gewann bereits einen goldenen Nagel beim Talent Award des ADC.)
Kategorie Produkt: The One Dollar Glasses
Patrick Henry Nagel und Nils Körner vom Designstudio Haus Otto haben sich spielerisch mit der von Martin Aufmuth entwickelten Biegemaschine zur Herstellung von Brillen in unterschiedlichen Formen auseinandergesetzt. Damit können Menschen ohne finanzielle Mittel individuelle Brillen mit wenigen Vorkenntnissen und geringem Aufwand kostengünstig produzieren. Dieses System schafft neue Arbeitsplätze und garantiert eine beständige Lösung in Entwicklungsländern. Das Ziel: eine augenoptische Grundversorgung für alle Menschen auf der Erde.
Kategorie Raum: The Breathing Headquarters
Die Projektgemeinschaft terrain: integral designs BDA, Klaus K. Loenhart entwickelte ein pflanzen-basiertes Gestaltungskonzept für Gebäude. Der Systemdesign-Ansatz lässt Gebäude buchstäblich Sauerstoff einatmen, den ein integriertes Ökosystem liefert. Die Pflanzen sorgen für frische, saubere Luft, Sauerstoff und ersetzen herkömmliche Klimageräte.
Das Preisgeld
Als sei das noch nicht außergewöhnlich genug, gab es bei dem Wettbewerb auch noch ein Preisgeld von 10.000 Euro zu verteilen – und dieses ging nicht an die Gewinner:innen. Ein Komitee, dem unter anderem Nominierte der Shortlist angehörten, entschied, welche Finalist:innen mit wie viel Geld gefördert werden sollten. Am Ende bekamen zwei Projekte jeweils 5.000 Euro:
Kategorie Kommunikation: Talking Hands
»Talking Hands« von Laura Mohn und Maria Möller macht das Erlernen der Gebärdensprache anhand eines Daumenkinos spielerisch möglich – sowohl für Kinder, die auf diese Form der Kommunikation angewiesen sind, als auch für ihre hörenden Freund:innen und Verwandten.
Kategorie Raum: Licht ins Dunkle
»Licht ins Dunkle« ist eine von Marie-Josephine Eckloff konzipierte Wanderausstellung, die das Thema Gewalt an Kindern eindrucksvoll beleuchtet. Sie zeigt nicht nur die von Gewalt begleitete Geschichte von Kindern in Europa, die Ausstellung lädt die Besucher:innen auch ein, selbst Teil der Ausstellung zu werden.