Die avanciertesten E-Mags Deutschlands kommen von Swipe. Was machen sie richtig?
Die wohl avanciertesten E-Mags Deutschlands für BMW, Harrods oder den Jahreszeiten Verlag kommen aus dem Hamburger Digitalstudio Swipe. Inzwischen bringt das sogar Aufträge aus der Kreativhochburg London.
Ein Gespräch mit Swipe-Chef und -Mitbegründer Jürgen Alker verrät mehr.
Zudem hat PAGE sich das Digitalstudio geschnappt und als Academy-Partner an Bord geholt. Eine PAGE X Swipe Academy entstand! Was das en detail nun bedeutet? Lesen Sie weiter unten mehr dazu.
Das »BMW Magazin«, für dessen technische Umsetzung Swipe seit zwei Jahren zusammen mit den Designern von ringzwei sorgt, war ein Meilenstein beweglichen Layouts. Doch jetzt gibt es Neuerungen? Jürgen Alker: Beim »BMW Magazin« haben wir anfangs alles rausgeholt, was auf dem iPad ging – von Autorennspielen bis Fotos freiwischen. Aber jede Ausgabe musste neu designt und von Hand programmiert werden. Und um sie in mehr als dreißig Sprachen umzusetzen, hätten wir sie jeweils neu in InDesign gestalten und dann wieder neu ausspielen müssen. Zudem wollen die Leute nicht mehr nur wissen, was kann mein iPad eigentlich – ein bisschen wie anfangs bei Flash. Zugunsten einer leichteren Adaptierbarkeit hat man auf einige Spielereien verzichtet und ein Backend gebaut, mit dem die Redakteure jederzeit neuen Content einpflegen können, der sofort auf allen Ausgabeme-dien sichtbar wird, einschließlich des Webbrowsers. Die App ist auch nicht mehr mehrere Hundert Megabyte groß wie früher, sondern lädt die Inhalte Stück für Stück.
Ist Downsizing allgemeine Devise? Reichen dann die immer ausgefeilteren Funktionen von Adobes DPS?
Für kleinere Verlage, die rasch ein Magazin für die Tablet-Nutzung exportieren wollen, ist das perfekt. Wir arbeiten eher für Marken, die ein eigenständiges Erlebnis erzeugen wollen. Zum Beispiel beim ZF-Magazin »drive«, wo wir für Konzept, Design und technische Umsetzung sorgen.
Wozu braucht ein Automobilzulieferer ein so aufwendiges digitales Magazin?
Man will sich bei den jungen Ingenieuren als zukunftsfähig positionieren, präsentiert es auch auf Messen.
Wie wird layoutet?
Wir gestalten in Photoshop, dann wird alles von Hand nativ programmiert. Auch der Kiosk ist selbst gebaut, weil Apple keine werblichen Magazine im Newsstand akzeptiert. Natürlich könnte man auch erst mal in InDesign layouten. Umdenken heißt es für Editorial Designer in jedem Fall. Man muss sich verschiedene Stadien vorstellen können, denn manche Dinge passieren eben erst, wenn man irgendwo drückt oder wischt. Vieles davon wird erst in der Programmierung zusammengebaut. Das macht auch die Abstimmung mit Kunden schwierig, denen man nicht einfach ein PDF schicken kann.
Swipe hat die Programmierer direkt im Haus?
Das ist ganz, ganz wichtig, um Technik und Ästhetik zu verbinden. Wir sitzen an einem 14 Meter langen Tisch. Da kann der Designer den Programmierer fragen: »Geht das, was ich mir hier ausgedacht habe?« Oder der Entwickler sagt: »Guck mal, hast du dir das so vorgestellt?«
Können Sie schon etwas über den Kunden aus London sagen?
Das Unternehmen ist in Asien stark vertreten und will mehr Sprachen haben, trotzdem soll das Magazin technisch sehr spielerisch sein. Super! Da müssen wir noch einiges dazulernen und ausprobieren, was wir noch nicht gemacht haben.