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»Treibsel« macht Ozeanverschmutzung erfahrbar

Mit TouchDesigner entwickelte Thiemo Frömberg eine VR-Experience, die Plastikmüll im Inneren von toten Vögeln und Meeressäugern visualiert.

Thiemo Frömberg hockt am Strand und fotografiert einen verendeten Seevogel.

Folkwang Universität der Künste. »Treibsel« heißt die interaktive Virtual-Reality-Installation von Thiemo Frömberg, benannt nach den Objekten, die das Meer strömungs-, gezeiten- und wetterbedingt an die Küsten spült.

Für seinen Bachelor im Studiengang Kommunikationsdesign machte sich Thiemo Frömberg auf einem circa vier Kilometer langen Strandabschnitt im Norden der Insel Borkum auf die Suche nach Strandgut und hielt dabei – wie bei dem von Rangern des Nationalparks Wattenmeer ca. alle zwei Wochen durchgeführten Spül­saum-Moni­toring – Ausschau nach toten Vögeln und Meeressäugern.

Doch während die offiziellen Zählungen in emotionslose Lis­ten fließen, dokumen­tierte und inszenierte der Designer seine Fun­de auf plas­tisch anschauliche und sinnlich erfahrbare Weise.

Skizze von einem verendeten Seevogel in Tusche und Aquarell
Die detailreichen Skizzen der angespülten Vögel in Tusche und Aquarell fertigte Thiemo Frömberg nach den Fotografien seiner Funde an, um ein Gespür für die Motive zu bekommen.

Für den VR-Content fotografierte er die angelandeten Dinge am Strand von allen Seiten, um anschließend aus den Fotos per Fotogrammetrie ein dreidimensionales digitales Abbild zu erzeugen. Die fünf in der freien 3D-Software Colmap am besten berechneten Modelle lagen nun als Punktwolken vor, und Frömberg konnte sie in TouchDesigner mit Sounds anreichern, die er unter anderem mit gefundenen Müllobjekten erzeugt oder zum Beispiel auf Fischkuttern vor Ort aufgenommen hatte.

In der Software legte er auch die zeitliche Abfolge ihres Erscheinens fest und verband die Inhal­te mit verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten wie der eigenen Position im Raum oder Gesten zum Abrufen kurzer Infotexte.

3d Rendering eines verendeten Vogels

3D-Modell von Abfall, an dem Vögel im Meer und am Strand verenden
Die Partikelmodelle in VR sind begehbar, sodass Zuschauer:innen den menschlichen Müll, an dem viele Vögel verenden, entdecken können

Ihre volle immersive Wirkung entfaltet die Installation, wenn Anwender:innen die Objekte virtuell betreten und deren Inneres entdecken, das vorwiegend aus menschlichem Plas­tik­müll besteht. Für diese Stelle – ein Bereich im virtuellen Raum, der sich im Zentrum eines Objekts befindet – definierte Frömberg mithilfe von Python das Stoppen aller Timer in TouchDesigner, sodass die Be­trachter:innen sich ungestört mit der Problematik auseinan­der­setzen können.

Für einen intensiven haptischen Eindruck sorgen darüber hinaus zwei Ventilatoren, die beim Verlassen sowie beim Wech­sel zum nächsten Objekt anspringen und mit einer kühlen Brise zusätzlich für Gänsehaut sorgen.

Ausstellungsraum mit überlebensgroßer Videoprojektion
Ausstellungsraum mit einer Übereckprojektion, die Besucher:innen klein erscheinen lässt. Sie zeigt eine reale Brandung vom Nordstrand der Insel Borkum, die in eine Partikelbrandung morphen.
Müllobjekte auf einem schwarzen in der Ausstellung mit Hintergrundinformationen in weißer Schrift
Die echten Müllobjekte von dort liegen zusammen mit Hintergrundinformationen aus.

Porträtfoto von Thiemo FrömbergThiemo Frömbergs Schwerpunkt liegt auf Informations- und Interaction Design, das er je nach Thematik in Virtual Reality zum Leben erweckt

 

 

 

 

Dieser Beitrag ist erstmals in PAGE 7.2023 erschienen.

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Virtual Reality und die Neurowissenschaften: Das müssen VR-, UX- und Interaction Designer wissen. Internationale Studien und Experimente, Ethikstandards

Kommentar zu diesem Artikel

  1. „Doch während die offiziellen Zählungen in emotionslose Lis­ten fließen, dokumen­tierte und inszenierte der Designer seine Fun­de auf plas­tisch anschauliche und sinnlich erfahrbare Weise.“
    Es gibt Fotos (von Chris Jordan) von aufgeschnittenen Vögeln, aus denen Plastikmüll quillt. Ist das nicht anschaulich genug? Es bewirkt so oder so nichts. Der Mensch ist bereits abgestumpft.

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