Eine gemeinsame Umfrage vom Netzwerk Promotion Creative Industries (PCI) und dem Bundesverband Kreative Deutschland zeigt auf, dass viele kreative Selbstständige um ihre Existenz fürchten.
Die Erhebung des Netzwerks Promotion Creative Industries (PCI) und des Bundesverbands Kreative Deutschland erfolgte im Januar und Februar 2021 online. Bundesweit nahmen 2.006 Selbstständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft teil.
Insgesamt ergibt sich ein recht desolates Bild: 73% gaben an, sehr stark, stark oder eher stark in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht zu sein.
Zu beachten ist hier allerdings, dass bei der Erhebung die Ergebnisse der beiden Wirtschaftswezige nicht gesondert ausgewiesen werden. Während selbstständige Musiker und Schauspieler mit am härtesten vom Lockdown betroffen sind, sieht es in der Designbranche nicht ganz so schlimm aus – aber natürlich dennoch nicht rosig. Vor allem, weil auch viele Aufträge aus der Kulturbranche ausbleiben.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
83% der Selbstständigen geben an, dass die Krise im Jahr 2020 sehr negative oder eher negative Auswirkungenauf ihre Selbständigkeit hatte.
82% der Selbständigen verzeichneten im Jahr 2020 coronabedingte Umsatzrückgänge.
42% der Selbständigen mit Umsatzrückgängen verzeichnen Rückgänge um über 70%. Mit der Bilanz des Coronajahres 2020 wird deutlich, dass die Umsatzrückgänge deutlich drastischer ausfallen, als es Selbständige im April 2020 prognostiziert hatten. Von Umsatzrückgängen sind besonders stark die Darstellenden Künste und die Musikwirtschaft betroffen. Aber auch Selbständige in anderen Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft haben erhebliche Umsatzrückgänge zu verzeichnen.
Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft greifen substantiell auf Rücklagen zurück – mit langfristigen sozialpolitischen Folgen und Auswirkungen auf Investitions- und Innovationsmöglichkeiten.
Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft rechnen erst ab 2022 mit einer wirtschaftlichen Erholung.
Gründer:innen (Selbständige, die seit 2018 oder kürzer am Markt sind) blicken pessimistischer in die Zukunft und geben auch häufiger an, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen zu haben oder dies tun zu wollen.
52% der Selbständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft sehen ihre wirtschaftliche Existenz stark bis sehr stark gefährdet. Rechnet man jene dazu, die ihre Existenz auch “eher gefährdet” sehen, sind es sogar 73%
Es gibt auch positive Tendenzen:
Zu den Berufsgruppen, die Umsatzsteigerungen verzeichneten gehörten u.a. Berater:in im Bereich Changemanagement, Softwarenentwickler:in E-Learning, Berater:in im Bereich digitale Transformation und User Experience, 3D-Illustrator:in, Multimedia-Künstler:in, Podcaster:in, Webentwickler:in.
Die Corona-Krise war ein Booster für Kooperationen innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft. Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft haben agil auf die Krise reagiert. Sie haben neue künstlerische bzw. kreative Formate und Projekte entwickelt, ihr Geschäftsmodell verändert, Angebote digitalisiert und neue Publikums-/ Kundengruppen erschlossen.
Die Coronakrise hat einen wichtigen Digitalisierungsschub für die Kultur- und Kreativwirtschaft gebracht.
Ausblick
82% der Selbständigen rechnen 2021 nicht mit einer wirtschaftlichen Erholung. Von diesen rechnen sogar 10% mit weiteren Umsatzrückgängen gegenüber dem Vorjahr. Knapp jede/r fünfte rechnet mit Umsatzsteigerungen gegenüber 2020. Die Einschätzung der weiteren Umsatzrückgänge ergibt sich u.a. daraus, dass die Verluste aus der Verwertung von Urheberrechten, die letztes Jahr durch den weitgehenden entstanden sind, sich erst in diesem Jahr in den Umsätzen widerspiegeln.
Die Hälfte der Selbständigen rechnet auch 2022 noch mit stagnierenden Umsätzen.
47% gehen davon aus, dass sie im nächsten Jahr ihre Umsätze gegenüber dem laufenden Jahr steigern können.
72% der Selbständigen werden auch 2021 Veränderungen in ihrer Selbständigkeit vornehmen. Die Entwicklung neuer Projekte und Ideen steht dabei an erster Stelle. Selbständige werden ihr Geschäftsmodell weiterhin anpassen oder erweitern, auf Digitalisierung und Weiterbildung setzen und neue Netzwerke und Kundengruppen erschließen.
Knapp die Hälfte rechnet damit, weiterhin Rücklagen aufzehren zu müssen. 23% kündigen an, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufzunehmen.Jede/r Achte geht davon aus, seine Selbständigkeit aufgeben zu müssen
Was Selbständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft jetzt hilft sind aus Sicht der Befragten in erster Linie ein Unternehmerlohn oder ein Grundeinkommen unabhängig vom Einkommen anderer Haushaltsmitglieder. Der Austausch mit anderen Kreativen steht an zweiter Stelle, auch Beratungs- und Weiterbildungsangebote und Beratungsförderung, finanzielle Unterstützung für Betriebskosten und Investitionen in Innovation und Digitalisierung werden als sinnvolle Unterstützung befürwortet.
An der Umfrage nahmen ganz überwiegend Selbständige ohne Beschäftigte teil, darunter 74% Solo-Selbständige und 13% Selbständige, die (auch) mit anderen Selbständigen im Verbund arbeiten. Die kompletten Ergebnisse könnt ihr euch hier herunterladen.
Anscheinend ist der Satz missverständlich: Kultur- und Kreativwirtschaft wurden gemeinsam befragt und die Ergebnisse der einzelnen Wirtschaftszweige nicht gesondert ausgewiesen. Da die Kulturwirtschaft härter getroffen ist als die Kreativwirtschaft, sind die Ergebnisse entsprechend leicht verzerrt.
Dr. Sybs Bauer schreibt
“…. Bundesweit nahmen 2.006 Selbstständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft teil.
… Zu beachten ist hier allerdings, dass bei der Erhebung nicht die Kreativwirtschaft gesondert befragt wurde.”
Anscheinend ist der Satz missverständlich: Kultur- und Kreativwirtschaft wurden gemeinsam befragt und die Ergebnisse der einzelnen Wirtschaftszweige nicht gesondert ausgewiesen. Da die Kulturwirtschaft härter getroffen ist als die Kreativwirtschaft, sind die Ergebnisse entsprechend leicht verzerrt.
“…. Bundesweit nahmen 2.006 Selbstständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft teil.
… Zu beachten ist hier allerdings, dass bei der Erhebung nicht die Kreativwirtschaft gesondert befragt wurde.”
Wer wurde denn nun befragt?