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New Work Offices: »Wir planen immer mehr Wohnlandschaften in Büros«

Die Innenarchitektinnen Monika und Nicole Losos haben schon einige Arbeitsumgebungen für die New Work Welt gestaltet.

Die Schwestern Monika (links) und Nicole Losos sind langjährige Mitarbeiterinnen von Studio Aisslinger in Ber­lin, Monika zuletzt als CEO, Nicole als Head of Product De­sign. Künftig wollen die beiden auch unabhängig von dem Design- und Innenarchitekturbüro zusammen an kreativen Projekten arbeiten, sie bleiben diesem als Freelancerinnen verbunden. Einer ihrer ersten gemeinsamen Aufträge war die Neugestaltung einer Etage bei Edenspiekermann. Wir sprachen mit ihnen darüber, welchen Beitrag Interior Design zu Kreativität, Inspiration und Kollaboration leisten kann.

Wieso braucht es weiterhin Büros?
Monika Losos: Durch Corona hat sich der soziale Aus­tausch im Beruflichen komplett ins Virtuelle verschoben. Das hat funktioniert, aber wir spüren alle, dass das ein schlechter Ersatz ist. Gerade in Kreationsprozessen muss man ein­fach zusammen an einem Tisch sitzen. Außerdem fehlten Orte, an denen man sich beiläufig begegnet und austauscht, an denen man mitkriegt, woran andere arbeiten – und woraus dann Inspiration entsteht. Deshalb brauchen wir Büros. De­ren Gestaltung hat sich insofern verändert, als sie heute so attraktiv sein müssen, dass man Menschen damit aus ihren Homeoffices lockt.

Das Büro scheint nur noch für Meetings und sozialen Austausch da zu sein. Verschwindet der feste Arbeitsplatz für den Einzelnen komplett?
Monika: Nein. Es gibt ja unterschiedliche Lebensmodelle – auch in der Kreativbranche. So konnte ich zum Beispiel wäh­rend des Lockdowns wegen meiner Kinder gar nicht zu Hau­se arbeiten. Für mich war es besser, ins Büro zu gehen. Bei uns ist derzeit meist rund die Hälfte der Leute im Of­fice, es ist viel ruhiger als früher. Das zieht wiederum Men­schen an, die vorher lieber im Homeoffice waren. Mög­lich­keiten für konzentriertes Arbeiten muss es also auch im Büro wei­terhin geben.

Mög­lich­keiten für konzentriertes Arbeiten muss es also auch im Büro wei­terhin geben.

Was sind denn spezielle Bedürfnisse von Kreativagenturen?
Nicole Losos: Diese waren ja schon immer eher bunt und wuselig. Neuerdings braucht es dort unter anderem Orte für Videokonferenzen, was sich in neuen Möbeln wider­spie­gelt, wie kleinen, akustisch getrennten Einheiten.
Monika: Außerdem planen wir immer mehr Wohn­land­schaf­ten in Büros – etwa bei Edenspiekermann in Berlin. Im oberen Stockwerk hatte die Agentur einen eher nüch­ter­nen Meetingraum für Kundentermine, der we­nig ge­nutzt wurde. Diesen haben wir so umgeplant, dass er jetzt mehr den Mitarbeitenden gehört. Orte explizit für die Men­schen zu planen, die dort arbeiten, ist gerade in der Kreativ­bran­che enorm wichtig – schließlich ist deren Leis­tungs­fä­hig­keit das wichtigste Gut einer Agentur. Und Kun­den be­kom­men so ein besseres Gefühl dafür, wie eine Agentur tickt.

Was habt ihr bei Edenspiekermann konkret gemacht?
Monika: Wir haben im Grunde ein Wohnzimmer einge­rich­tet, mit Pflanzen, Büchern, Fundstücken vom Floh­markt und so weiter. Hier sollen die Mitarbeitenden mit­machen und eigene Dinge mitbringen. Das Bücherregal ist keine ku­ratierte Bibliothek, sondern eher ein cabinet of wonders, zu dem jeder beitragen kann. Es gibt auch ein Regal, in das man seine Büropflanzen stellen kann, wenn man in den Ur­laub fährt, damit sich jemand darum kümmert. So kommt eine kollaboratives Element hinzu.
Nicole: Der Raum soll lebendig bleiben. Das führt auch zu mehr Kreativität. Wenn Leute interessante Dinge ins Regal stellen, kommen sie ins Gespräch und auf neue Ideen.

Und der Meetingraum?
Monika: Es gibt nach wie vor einen klassischen Be­spre­chungstisch, um den man einen großen Vorhang ziehen kann. Dadurch lässt sich der Raum auch als Bühne ge­stal­ten, etwa für Panels oder Vorträge. Oder für Yoga! Es ging uns darum, einen flexiblen Raum zu schaffen für alles, was mittlerweile in Büros so passiert.
Nicole: Und es gibt natürlich eine Bar. Dafür haben wir die ehemalige, eher pragmatische Teeküche umgebaut. Dort können sich nicht nur die Teams treffen, sondern man kann auch mit Kunden auf einen Vertragsabschluss anstoßen.

Bei speziellen Angeboten wie etwa Spiel-zimmern ist die Gefahr groß, dass sie wie Gimmicks wirken und nicht genutzt werden. Wie bewahrt man sich davor?
Nicole: Grundsätzlich sollte man es mit solchen Räumen nicht übertreiben. Sie können immer nur ein zusätzliches Angebot sein zu den Orten, an denen tatsächlich gearbeitet wird. Es darf nicht gewollt oder artifiziell wirken.
Monika: Es gibt keine Blaupause dafür, vieles beruht auf Gefühl und Intuition. Und natürlich hängt es extrem an den Leuten: Sie müssen diese Orte mit Leben füllen und sich darum kümmern. Das ist mindestens genauso wichtig wie die Gestaltung. Wir können eine schöne Küche und eine Bar gestalten, aber irgendjemand muss sie auch bespielen. Manche Dinge klingen vielleicht in der Theorie gut, funk­tionieren dann aber im Alltag überhaupt nicht. Man muss eine gute Balance finden – und das geht nur in Zusam­men­arbeit mit dem Team vor Ort.

Es gibt keine Blaupause dafür, vieles beruht auf Gefühl und Intuition

Flexdesks, Telefonboxen, Sofalandschaften – sehen bald alle Büros gleich aus? Wie schafft man es, die Arbeitgebermarke noch spürbar zu machen?
Monika: Die Marke muss auf jeden Fall sichtbar sein. Sie ist identitätsstiftend und stellt Bindung zum Arbeitgeber her. Das sollte aber nicht durch einen großen Schriftzug an der Wand passieren, sondern eher durch subtile, authentische Elemente. Bei Edenspiekermann etwa finden sich in dem Wohnzimmerregal Gegenstände aus dem Druckhandwerk, weil das fest in der DNA der Agentur verankert ist. Das Gan­ze fühlt sich aber nicht wie ein Museum an, sondern erzählt eher beiläufig etwas über die Geschichte der Agentur ge­nauso wie über die Menschen, die heute dort arbeiten.
Nicole: Natürlich besteht auf der anderen Seite auch die Gefahr, dass Büros immer uniformer werden, aber solange alles bunter und mobiler wird, ist das nicht schlimm!

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