Umzug als Change-Prozess: Die New Work SE bezog ihre Mitarbeiternden eng in die Planungsphase des neuen Hauptquartiers im Hamburger Hafenquartier mit ein.
New Work SE (Betreiber von Unternehmen wie XING und kununu) trägt die neue Arbeitswelt sogar im Namen – kein Wunder, dass sie auch bei der Ausgestaltung ihrer Büros auf ein zeitgemäßes Design getreu ihrem Motto »For a better working life« achtet. Das gilt insbesondere für das Headquarter in Hamburg, den »New Work Harbour«, den das Unternehmen im September 2021 bezog. Der Mietvertrag für das ehemalige Unilever-Gebäude in der Hamburger Hafencity wurde schon 2019 unterschrieben – also vor der Pandemie. »Die Pläne von damals haben wir zu großen Teilen über den Haufen geworfen und vieles noch mal ganz neu konzipiert«, erläutert Christoph Stanek, Senior Manager Corporate Communications.
Besonders wichtig war New Work SE dabei, die Belegschaft zu beteiligen. »Umzüge sind immer ein Change-Prozess. Man muss Akzeptanz schaffen, indem man die Mitarbeitenden einbezieht und ihnen nicht einfach fertige Pläne vorsetzt«, sagt Stanek. Neben regelmäßigen Umfragen nutzte das Unternehmen dafür unter anderem Taskforces für bestimmte Bereiche und Themen.
So fanden sich etwa Interessierte in einer »Taskforce Fitnessstudio« zusammen, die mithilfe von Surveys unter den Kolleg:innen und in Absprache mit dem Kernplanungsteam sowie externen Dienstleistern wie Innenarchitekt:innen ein Konzept für einen Fitnessraum ausarbeiteten, für den sie dann auch den Zuschuss bekamen. Diese Taskforces sind auch weiterhin für ihre Bereiche zuständig. »Es ist wichtig, Verantwortlichkeiten zu schaffen, damit die Räume genutzt, gepflegt und weiterentwickelt werden«, so Stanek.
Darüber hinaus setzte New Work SE sogenannte Change Champions ein, die zusätzlich zu den offiziellen Umfragen in die Belegschaft reinhörten und als »Sounding Board« Feedback aufnahmen. Über den Umzug selbst wurde kontinuierlich informiert, als feste Anlaufstelle gab es eine Landingpage, auf der man den Umbau mitverfolgen, an Votings teilnehmen (zum Beispiel zur Benennung bestimmter Räume) und sich für Events wie etwa Baustellenbesichtigungen bewerben konnte.
Das Gebäude selbst ist ziemlich beeindruckend, mit einem hohen, hellen Atrium und direkt an der Elbe gelegen. Das Erdgeschoss ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier gibt es eine Kantine und eine Barista-Bar ebenso wie einen offenen, auch für Externe kostenlos nutzbaren Coworking Space und eine Eventfläche, die man mieten kann – idealerweise für Veranstaltungen zum Thema New Work. Im ersten Stock liegen der Empfang, Konferenzräume, Zentralfunktionen wie IT, das Fitnessstudio und ein kleines Eltern-Kind-Zimmer mit Spielzeug und Wickeltisch.
Die klassischen Arbeitsbereiche verteilen sich auf die Stockwerke zwei bis fünf. Hier gibt es keine festen Plätze mehr, sondern nur noch »Zonen« für die einzelnen Abteilungen. Theoretisch kann man sich mit einer App einbuchen, was jedoch momentan nicht nötig ist – man finde immer einen Platz, so Stanek. Auf jeder Etage finden sich ein kleiner und ein großer Konferenzraum sowie ein Projektraum, der wochen- oder monatsweise buchbar ist, damit man Whiteboards auch mal länger stehen lassen kann. Auf einen Arbeitsplatz kommen zwei Köpfe – Stehtische, Telefonboxen, Rückzugsinseln und Sitzecken vervollständigen die Büroetagen, sodass diese insgesamt circa 900 Menschen Platz zum Arbeiten bieten.
Seit Mai gilt bei New Work SE eine 60:40-Regel. Sie besagt, dass Mitarbeitende zu 60 Prozent von zu Hause oder mobil arbeiten dürfen (nur im Inland), die übrigen 40 Prozent bestimmt das Team gemeinsam. Man kann also – in Absprache mit dem Team – auch individuelle Lösungen finden. Die Hoffnung des Unternehmens ist, mit der Neugestaltung des Büros eine Sogwirkung zu erzeugen, die die Leute aus ihren Wohnungen lockt.
Diese Hoffnung basiert besonders auf der sechsten Etage. »Durch die 2:1-Quote an den Arbeitsplätzen konnten wir die Gesamtfläche der Abteilungen einschränken und so das sechste Stockwerk frei von klassischen Arbeitszonen halten«, erklärt Christoph Stanek.
Hier ließ es das Planungsteam richtig krachen: Es gibt eine Stage für Präsentationen und Vorträge, Sitzecken im Soho-House-Stil, ein Kaminzimmer für vertrauliche Gespräche, eine von den Mitarbeitenden kuratierte Galerie, eine Bibliothek fürs analoge Arbeiten, eine Welcoming Area für größere Gruppen genauso wie kleinere »Brain Cells« für Coworking Sessions und einen Guest Room für externe Entwicklerinnen und Entwickler. Dazu kommt ein Co-Creation Lab mit dem neuen modularen Möbelsystem Comma von Vitra, das Teams immer wieder neu gestalten können. »Die Fläche haben wir bewusst offen gehalten, um zu gucken, wie Gruppen den Raum für sich gestalten«, erklärt Christoph Stanek. Die Designerinnen und Designer im Unternehmen haben auf der sechsten Etage ihr eigenes Design Lab.
So weit, so »normal«. Aber es geht noch weiter: Im Musikraum gibt es Bluetooth-Plattenspieler und über 1000 Schallplatten zur Auswahl. Und wer selbst Musik machen will, kann dafür den Band Room nutzen, komplett ausgestattet mit Instrumenten. »Hier übt unsere Firmenband, aber der Raum ist offen für alle. Man kann da zum Beispiel auch Gitarrenunterricht geben«, erklärt Stanek. Natürlich darf auch ein geselliger Ort für den gemeinsamen Umtrunk nicht fehlen – bei New Work SE keine stylishe Bar, sondern eine urige Kiezkneipe. »Hier werden neue Kolleg:innen begrüßt, Jubiläen oder Abschiede gefeiert, Fußball geguckt oder einfach ein Feierabendbier getrunken. Es ist ein Ort für den abteilungsübergreifenden Austausch«, so Stanek.
Jetzt sei es an den Mitarbeitenden, den New Work Harbour zu ihrem Büro zu machen. »Wir haben den Rahmen geschaffen, für die Ausgestaltung sind die Kolleginnen und Kollegen selbst verantwortlich. Alle können hier auf ihre persönliche Art ihr Potenzial entfalten«, meint Christoph Stanek. Der Realitätscheck steht noch aus – es kam immer wieder ein Lockdown dazwischen. So oder so: »New Work ist niemals fertig, und auch unser Büro kann sich entwickeln. In zwei, drei Jahren kann manches schon wieder ganz anders aussehen.«
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