Janina Ebner setzt sich mit dem Artensterben unseres Zeitalters auseinander und kreiert wunderschöne neue Lebensräume für bedrohte Arten.
Hochschule für Künste Bremen. Janina Ebner ging für ihren Master im Fachbereich Integriertes Design der Frage nach, wie man mit Design und ästhetischer Theorie einen neuen Zugang zur Problematik des Artensterbens schaffen kann: »Statt zu belehren, wollte ich zeigen, wie man das Artensterben durch Koexistenz überwinden kann. Und ich wollte herausfinden, inwiefern es meiner Arbeit gelingen kann, inklusives Denken hervorzurufen und die Wahrnehmung auf andere Spezies auszudehnen, von denen auch unser eigenes Überleben abhängt«, erklärt Ebner.
Eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen bei der Recherche war die Naturwissenschaftshistorikerin und Feministin Donna Haraway, die unter anderem für die Abschaffung von Dualismen wie Natur versus Kultur oder Mensch versus Tier plädiert und die Bedeutung einer integrativen und partizipativen Herangehensweise bei der Rettung des Planeten betont.
Janina Ebners Masterprojekt »Über die Würde des Lebens – Eine Arbeit zur Überwindung des Artensterbens durch Koexistenz« besteht aus zwei korrespondierenden Teilen: einem 126-seitigen Buch mit theoretischen Texten zur Einordnung der Thematik und beeindruckenden Naturfotos sowie einer Serie von 3D-Drucken aus Keramik, in denen gefährdete Tiere einen neuen Unterschlupf finden. Die Kapitel des Buches widmen sich den Themen Anthropozän, Dualismen, Symbiose sowie unterschiedlichen Ansätze der Tierethik.
Sie laufen zu einem »Manifest der Koexistenz« am Schluss des theoretischen Werks zusammen, das als Handlungsaufruf für Designende und als Überleitung zum künstlerischen Teil dient. Für diesen analysierte Ebner zunächst mögliche neue Habitate für bedrohte Arte und besann sich auf Vogelhäuser. »Die Objekte sind inspiriert von menschlicher Architektur und projizieren unsere Perspektive auf andere Arten. Mit diesen Vorstellungen wollte ich brechen und neue Behausungen für gefährdete Arten wie Spatzen, Wildbienen und Igel schaffen«, erklärt Ebner.
Mit der 3D-Modellierungssoftware Rhino und dem Grasshopper-Plug-in modulierte sie anhand von Algorithmen, wie sie in der Natur vorkommen, verschiedene Entwürfe und druckte sie in einem zeitaufwendigen Prozess mit einem 3D-Keramikprinter. Dabei galt es, den Drucker genauestens auf das unvorhersehbare Verhalten des natürlichen Materials abzustimmen und zufällige Abweichungen zuzulassen.
Anschließend experimentierte Janina Ebner mit ungewöhnlichen Glasuren, die mit ihrer Farbigkeit oder durch Risse das Artensterben symbolisieren sollen. Auf diese Weise finden Flora, Fauna, Mensch und Technik in den Objekten zusammen, und jedes erzählt eine eigene Geschichte über harmonische Koexistenz in einer bedrohten Welt.
Janina Ebner studierte Kommunikationsdesign in Augsburg und wechselte für ihren Master im Bereich Integriertes Design im Masterstudio System und Interaktion nach Bremen. Hier arbeitete sie bereits als Tutorin und als Lehrbeauftrage an der Hochschule Bremen. In Kooperation mit fünf Kommiliton:innen und dem Theater Bremen entwickelte sie die VR-Anwendung »Mir so nah«, die auch als Inspiration für ihrMasterthema diente.
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