Her mit den Aufträgen!
Wer weiß, wie Unternehmen und öffentliche Einrichtungen Kreativjobs vergeben, ist eindeutig im Vorteil – wir geben Einblick.
Blackbox Auftragsvergabe. Es ist wirklich nicht unser Anliegen, hier irgendwen anzuschwärzen. Wir möchten hier auch niemadem unlauteres Verhalten, geschweige denn Inkompetenz unterstellen. Darum nur mal angenommen: Sie erhalten einen Anruf. Es muss sehr kurzfristig ein Angebot für ein Logo oder eine Website her. Ein Treffen? Nicht nötig. Dann könnte diese Anfrage von der Einkaufsabteilung eines Unternehmens initiiert sein und auf einer konzerninternen Regelung beruhen, nach der ein Job alle zwei Jahre ausgeschrieben werden muss, auch wenn keiner der Beteiligten Interesse daran hat, die Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern zu beenden.
Sie könnte auch von einer Vergabestelle der öffentlichen Hand getrieben sein, die die Designleistung unter 1000 Euro einkaufen muss, damit nach Maßgabe der Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) ein Direktauftrag beziehungsweise eine sogenannte freihändige Vergabe ohne die Durchführung eines zeitaufwendigen Vergabeverfahrens infrage kommt. Die Entscheidung wäre vielleicht längst gefallen – wie gesagt, alles rein hypothetisch –, Ihr Angebot wäre nur eines von dreien, die erforderlich sind, um der bereits präferierten Agentur den Zuschlag geben zu können. Möglicherweise würde es die ausgewählte Agentur aber auch gleich selbst übernehmen, die Alternativofferten einzuholen, die monetär natürlich über der eigenen liegen würden. Wer weiß das schon.
Systemimmanenter Konflikt hin oder her, komplexe Kreativjobs werden von den Einkaufsabteilungen der Unternehmen und Behörden filetiert, separat ausgeschrieben und an unterschiedliche Auftragnehmer mit dem günstigsten Preis vergeben. Vermeintlich kleine Designaufgaben werden dann auf Crowdsourcing-Plattformen ausgelobt. Denn diese liegen im Regelfall preislich unterhalb der Wertgrenze für einen Direktkauf und verschlanken den Prozess deutlich, ohne auf einen transparentes Auswahlverfahren verzichten zu müssen …
Nur mal angenommen also, jemand würde Sie sehr kurzfristig um ein Angebot bitten: Was würden Sie sagen? Sie würden sagen: Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Oder aber: Vielen Dank! Denn Sie wissen, wie man Kunden akquiriert. Sie wissen, nach welchen Mechanismen Aufträge vergeben werden und welche Abteilungen, welche Hierarchieebenen daran beteiligt sind. Sie wissen, wie es beim Kunden hinter verschlossenen Türen läuft, wie man ins Schwarze trifft und an Aufträge kommt, schon lange bevor diese ausgeschrieben werden. Genau: Whitebox Auftragsvergabe – sei’s bei Mittelständlern, Behörden oder Konzernen.
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