Design darf niemanden ausschließen und keinesfalls Diskrimierung verstärken. Doch passiert genau dies immer wieder. Wir zeigen, wo man ansetzen kann und muss, um zu wirklich inklusiven Gestaltungsprozessen und -lösungen zu gelangen
Diversität und Gerechtigkeit gehen uns alle an. Designer tragen dabei eine besondere Verantwortung, denn die von ihnen gestalteten Kommunikationsmittel und Produkte haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und wer woran teilhaben kann. Lassen sie Nutzergruppen außer Acht, kann das ausgrenzende Effekte haben. Wählen sie eine falsche Darstellung, können sich Vorurteile und Diskriminierung verstärken. Wobei die meisten Fehltritte unbeabsichtigt geschehen. »Wir haben alle gute Intentionen – aber sie garantieren nicht die beste Wirkung«, sagt Jahan Mantin, Mitgründerin der New Yorker Beratungsfirma Project Inkblot, die das Framework Design for Diversity entwickelt hat.
Aus diesem Grund ist es wichtig, sich die Mechanismen hinter unserer Arbeit genauer anzuschauen. Viel zu oft beeinflussen unbewusste Vorurteile, Ignoranz gegenüber Minderheiten oder kognitive Biases, wie wir an Projekte herangehen und was dabei herauskommt. Der erste Schritt, um das zu verhindern, ist, diese Problematik überhaupt erst zu sehen und zu verstehen. Auf dieser Basis lassen sich dann Maßnahmen ergreifen, die sowohl die Organisation von Unternehmen und die Zusammenstellung von Teams betreffen als auch den Designprozess an sich.
Schritt 1: Problembewusstsein schaffen
Design ist WEIRD: Design, wie wir es kennen, ist vornehmlich eurozentrisch geprägt. Perspektiven, die aus anderen Kulturzonen stammen als der westlichen Welt, spielen im Designstudium meist nur als »das Andere« eine Rolle und werden nicht selten als »Kunsthandwerk« bezeichnet (siehe auch Interview mit Tom Bieling in PAGE 12.2020 ab Seite 24). »Designwerte und -geschichte werden über einen allseits akzeptierten Kanon gelehrt: jene Ruhmeshalle an Arbeiten von vorwiegend europäischen und amerikanischen männlichen Designern, die die Basis dafür legt, was als gut oder schlecht gilt«, schreibt die Grafikdesignerin und Autorin Anoushka Khandwala in ihrem Essay »What Does It Mean to Decolonize Design?« auf Eye on Design.