Design kommunizieren – Auftraggeber überzeugen
Ab sofort im Handel: PAGE 06.2017
Editorial: Vor-Urteil
Gutes Design muss man nicht erklären. Ganz im Gegenteil: Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main stellte fest, dass, sobald Probanden erläutern sollen, warum sie etwas schön finden, die Ratings auf der Gefallensskala signifikant sinken. Unsere ästhetische Kompetenz sei zutiefst automatisiert, sagt der Institutsleiter Professor Dr. Winfried Menninghaus. Der erste Faktor, der Attraktivität bestimmt, sei schlicht und ergreifend, wie oft man etwas vorher schon gesehen oder wahrgenommen hat. Dieses so genannte Familiaritätsprinzip erklärt aber auch, warum ästhetisches Empfinden kulturell und individuell verschieden ist – und warum sich über Geschmack so vortrefflich streiten lässt.
Erinnern wir uns nur an die emotionale Debatte, die Kurt Weidemanns Neugestaltung des DB-Logos 1993 auslöste. Ein Klassiker! Der Unterschied fiel auf den ersten Blick gar nicht ins Auge. Das Redesign bestand vordergründig ja auch nur aus der Umkehrung zweier Buchstaben von Negativ (Weiß auf Rot) in Positiv (Rot auf Weiß) sowie einem Schriftwechsel von Serif auf Sans. 200 000 Mark – 100 000 Mark pro Letter! – habe er dafür bekommen, und den Rahmen, den habe er dem Kunden geschenkt, frotzelte denn auch Typograf Weidemann. Ob man den Buchstaben nun so zeichne oder etwas anders, das sei belanglos. Das neue Emblem habe der Deutschen Bahn AG allein im ersten Jahr mehrere Hunderttausend Mark an Ausgaben für die Siebdruckfarbe und das nach der Anzahl der Stiche berechnete Aufsticken der Signets gespart.
Gutes Design kann man be-gründen! Und genau darum möchte ich Ihnen an dieser Stelle auch nicht nur unsere Titelgeschichte »Design kommunizieren« empfehlen, sondern zur Vertiefung auch gleich unser zweitägiges Intensivseminar »Leitmedium Design Extended« mit Jochen Rädeker. In diesem zeigt der Strichpunkt-Gründer nicht nur, wie Sie Ihre Designlösungen am Ende so präsentieren, dass Ihre Auftraggeber sie als objektiv richtig erleben und bewerten können. Er zeigt Ihnen auch, wie Sie überhaupt erst zu dieser nachvollziehbaren Markenpositionierung kommen. Eine lohnende Investition!
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisherin
(info@page-online.de)
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