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Windeløv-Lidzélius: »Wir lernen in Prozessen und durch Nachdenken«

Christer Windeløv-Lidzélius leitet die Business- und Design Hochschule Kaospilot im dänischen Aarhus. Wir haben ihn gefragt, welche Skills zukünftige Führungskräfte brauchen, um innovative Prozesse zu managen.

Christer Windeløv-Lidzélius

Der Direktor der 1991 gegründeten Bildungseinrichtung »Kaospilot«, Christer Windeløv-Lidzélius leitet und unterrichtet nicht nur seit dreizehn Jahren ein international anerkanntes Programm für angehende Führungskräfte und Entrepreneure, sondern sammelt als Unternehmer, Berater und Manager selbst umfangreiche Erfahrung in Design und Leadership. Sein Fokus liegt dabei stets auf Strategie- und Innovationsprozessen.

Mind the Progess: Kreatives Management

Christer Windeløv-Lidzélius arbeitet außerdem in verschiedenen Gremien sowie Think Tanks und wird am 14. und 15. Juni als Mentor und Speaker beim Kongress Mind the Progess der Hamburger Kreativ Gesellschaft zum Thema »Kreatives Projektmanagement« sprechen. Mit PAGE unterhielt er sich vorab über die Steuerung von Innovationsprozessen und erklärt, wie man sich kreative Fähigkeiten erschließt.

Warum fällt es Unternehmen immer noch so schwer, Innovationen zum Funktionieren zu bringen?

Windeløv-Lidzélius: Gute Frage, aber auch schwer zu beantworten. Die einfache Antwort lautet: Die Komplexität von der Idee bis zur Umsetzung einer Innovation lässt sich nicht in einfachen Mustern abbilden. In der Natur der Sache liegt es vielmehr, dass der Prozess immer unter Spannung steht. Zwischen den organisatorischen Bedürfnissen nach Standardisierung, Berechenbarkeit und Kontrolle einerseits und den Bedürfnissen nach Grenzüberschreitung, zu Experimentieren und zu wissen, was die Kunden möchten, andererseits.

Welche Fähigkeiten und Instrumente benötigen Führungskräfte, um Innovationen zu managen?

Windeløv-Lidzélius: Man muss den Mut haben, pragmatisch zu sein, anderen den Weg zu weisen, Leute an Bord zu holen und den Status quo zu ändern. Außerdem muss man in der Lage sein, für Sinn, Motivation und eine Art Einschätzung der Situation zu sorgen. Hilfreich sind Tools, mit deren Hilfe sich eine Strategie formulieren und in umsetzbare Schritte umwandeln lässt. Immens hilfreich sind natürlich auch Werkzeuge, die uns helfen Kundenwünsche und Absichten zu erfassen. Wenn Manager sie  erkennen, verstehen und in ein entsprechendes Ergebnis umsetzen können, zeigt sich der Unterschied zwischen Erfindung und Innovation.

»Reibung erzeugt Neues, wenn wir versuchen, Gegensätze zu überbrücken – oder uns davon zu lösen.«

Welche Teams bringen Innovationen hervor und welche Skills haben diese Teams?

Windeløv-Lidzélius: Innovationen gelingen am ehesten in diversen Teams, in starken Teams mit dem richtigen Spirit und mit Zielen. Es sind kreative Teams, die in Aktion und Praxis voran kommen. Zu ihren Skills gehört es, Zuhören zu können, Offenheit, natürlich die Bereitschaft zur Mitarbeit, aber auch Mut zum Scheitern. Kompromissbereitschaft ist auch enorm wichtig. Wir unterrichten diese Skills in realen Projekten. Projekte, die unvollkommen und lebendig sind. So etwas wie die richtige Antwort gibt es da nicht: wir lernen durch Prozesse und durch Nachdenken.

Welche kreativen Methoden sind in diesen Prozessen nötig und wie unterrichten Sie sie bei Kaospilot?

Windeløv-Lidzélius: Ich neige dazu zu glauben, dass Kreativität in Menschen einfach existiert. Oft geht es nur darum, loszulassen. Bestimmte Personen haben umfangreiche Erfahrungen im Leben gesammelt, aber es gibt auch viele erlernte Blockaden, die man beseitigen muss, um sein kreatives Potenzial ausschöpfen zu können. Das schwierige an Kreativität ist, dass man sie nicht einfach garantieren kann. Bei Kaospilot konzentrieren wir uns viel auf Verknüpfungen, Verbindungen, Beziehungs-Aspekte. Wenn Menschen miteinander interagieren, werden Ideen und Annahmen nie vollständig geteilt, es entstehen immer Reibungen und Klüfte. Diese Reibungen erzeugen Neues, wenn wir versuchen, die Gegnsätze zu überbrücken – oder uns davon zu lösen.

»Baue etwas. Dadurch wirst du besser und bekommst neue Daten.«

Was gibt es noch für Kreativitätstrigger?

Windeløv-Lidzélius: Oft denken wir viel über unsere Ängste, Herausforderungen, Chancen und Wünsche nach, denn Kreativität wird begünstigt, wenn man sich nicht um Gleichgewicht bemüht, sondern bewusst vom Mainstream-Ansatz wegkommt. Und sie gedeiht am Rand der Dinge. Für die Lösung müssen wir komplexe Probleme gründlich erforschen, mit verschiedenen Ansätzen experimentieren und dabei erfahrungsorientiert und unternehmerisch vorgehen. Ein vorhandener Erfahrungs- und Wissensschatz ist immer gut, durch tieferes Eintauchen in ein Problem erwerben wir dann noch reicheres Wissen und tieferes Verständnis. Auch Unternehmerisch zu denken, bedeutet im Wesentlichen, seine Kreativität zu nutzen. Baue etwas. Dadurch wirst du besser und bekommst neue Daten.

Was bedeutet das für Führungskräfte?

Windeløv-Lidzélius: Für Manager heißt das, positiv mit Unvollkommenheiten umzugehen und Hindernisse als Instrument zu begreifen. Alle Ressourcen und Möglichkeiten zur Verfügung zu haben, die man sich vorstellen kann, ist möglicherweise nicht der beste Weg. Die kreativsten Lösungen entstehen durch Einschränkungen und die Verknüpfung von Möglichem.

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