Designer Frank Wache über die Ausstellungs- und Event-Reihe M.Bassy, die regelmäßig afrikanische Avantgarde-Kreative nach Hamburg einlädt.
Wie kamen Sie und Bjoern Lux als Geschäftsführer der Designagentur Juno auf die Idee zum M.Bassy?
Frank Wache: Wir sind persönlich involviert. Bjoern und ich sind mit Schwestern aus Eritrea verheiratet und viel nach Afrika gereist. Da merkt man, wie viele Stereotypen man in Deutschland auch im Informationszeitalter im Kopf hat. Dazu kam das Flüchtlingsthema, das wieder rechte Positionen aufkommen ließ. Weil wir uns als Designer gesellschaftlich engagieren wollten, haben wir den Verein M.Bassy gegründet und Räume angemietet, in denen aufregende Kreative aus Afrika und der Diaspora ihre Arbeit zeigen und selbst davon erzählen können.
Es kamen hochkarätige Besucher, auch Schriftstellerin Taiye Selasi, die den Begriff Afropolitan für afrikanische Kosmopoliten prägte, die auf vielen Kontinenten zuhause sind. Viele ihrer Gäste sind solche Afropolitans.
Frank Wache: Ja, zum Beispiel Andy Amadi Okoroafor, der das internationale Kreativstudio Clam und das gleichnamige Modemagazin gründete. Oder Andrew Dosunmu, dessen Fotos in »Vibe« oder »i-D« zu sehen sind, der Musikvideos für Kelis oder Wycleaf Jean drehte und Regisseur mehrerer Spielfilme ist. Beide sind Nigerianer und leben in New York. Die Macher des herausragenden African-Style-Portals www.nataal.com waren ebenfalls hier. Viel gelernt haben wir auch, als der Kenianer Sunny Dolat von The Nest Collective sein neues Buch »Not African Enough« vorstellte.
Worum geht es darin?
Frank Wache: Darin kritisiert er, dass der Markt von afrikanischen Designern erwartet, sie müssten immer »afrikanisches« Design machen – als ob der Kontinent nur eine Kultur hätte. Dabei besteht es aus 54 Ländern mit 2000 verschiedenen Sprachen. Ebenso spannend und kontrovers war die Diskussion mit dem afroamerikanischen Möbeldesigner Stephen Burks, der afrikanisches Design für internationale Luxusmarken übersetzt. Darf man das oder ist das nur eine neuerliche Form der Ausbeutung?
Zeitweilig wurde M.Bassy von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Das läuft jetzt aus.
Frank Wache: Es ist extrem viel Arbeit, aber ebenso bereichernd. Vor allem weil man eine differenziertere Sicht auf die Dinge bekommt. Und weil die Welt sich durch das Thema Kreativität wirklich international anfühlt. Afrika ist en vogue, aber es reicht nicht, wenn westliche Designer sich dort mit exotischen Stilzitaten bedienen. In einer globalisierten Welt wird zunehmend deutlich, wieviel Zeitgenössisches von Afrikanern selbst kommt.
Die nächste Veranstaltung ist weniger designlastig, aber bestimmt auch ein visuelles Erlebnis: Am 25.5. ist Sängerin Fatoumata Diawarabei M.Bassy. Es lohnt sich, das Programm weiterzuverfolgen.