Electrical Banana
Es ist ein zwiespältiges Gefühl, das dieses Buch hinterlässt …
Es ist ein zwiespältiges Gefühl, das dieses Buch hinterlässt. Norman Hathaway und Dan Nadel (bekannt durch den Independent-Verlag PictureBox aus Brooklyn) stellen darin sieben führende Künstler der Sixties-Psychedelik vor.
Den Anfang macht ein Porträt von Heinz Edelmann, der als Illustrator des Kultmagazins »twen« und als Artdirektor des Beatles-Animationsfilms »Yellow Submarine« aus dem Jahre 1968 berühmt wurde. Letzterer eine Ikone der Psychedelik, doch wie Edelmann berichtet, kam er zu dem Projekt wie die Jungfrau zum Kind, mochte psychedelische Grafik eigentlich nicht, nahm keine Drogen (entsprechende Einladungen pflegte er mit den Worten »Nein danke, ich bin Alkoholiker« abzulehnen), versuchte in London verzweifelt ein wenig deutsche Ordnung in eine Chaosproduktion mit 150 Zeichnern ohne Drehbuch zu bringen, hatte mit den Beatles nichts zu tun, denn sie waren an dem Projekt gar nicht beteiligt, und hat sich lange Zeit für den Film geschämt …
Tatsächlich liegt die Grenze zwischen psychedelischer Kunst und Kitsch wohl nur im Auge des Betrachters, und jeder kann für sich selbst entscheiden, wo er die anderen im Buch vorgestellten Artists ansiedelt, als da wären Marijke Koger, Keiichi Tanaami, Tadanori Yokoo, Dudley Edwards, Martin Sharp oder der 1932 in Hamburg geborene und in Jerusalem aufgewachsene Mati Klarwein, der Plattencover-Klassiker für Santana, Jimi Hendrix, Buddy Miles oder Earth, Wind & Fire, aber auch viel heute unerträglich Schwülstiges entwarf. Der Band ist nichtsdestotrotz ein Riesenspaß, sowohl in visueller Hinsicht als auch als Einblick in eine Zeit, in der Jugendrevolution, Drogen und sexuelle Befreiung eine überbordende Kreativität hervorbrachten – und ebenso bunte, wilde Lebensgeschichten, von denen die Protagonisten hier selbst erzählen.
Norman Hathaway, Dan Nadel: Electrical Banana. Masters of Psychedelic Art. Bologna (Damiani Editore) 2012
208 Seiten
29 Euro
ISBN 978-88-6208-204-4
Das Kinderbuch »Andromedar SR-1« gestaltete Heinz Edelmann auf Wunsch der mit ihm befreundeten Autoren im psychedelischen Stil – sein Geschmack war das eigentlich nicht …
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