Ausverkauft – und großartig: Die 18. Pictoplasma hat Character Designer:innen, 3D-Artists, Illustrator:innen und Directors aus der ganzen Welt ins Berliner Silent Green eingeladen. Wir haben so viele Entdeckungen gemacht!
Das Pictoplasma Festival ist immer ein Erlebnis. Umwerfend offen und zugewandt tauscht man sich dort aus.
Ob in den Ausstellungen oder bei den Talks und Diskussionen, die sich in diesem Jahr auch um die Zukunft der Community drehten, um kollektives Arbeiten und Remote Work, um Netzwerke, Galerien versus NFTs, Live-Screenings oder Vimeo.
Dazu zeichnet, malt, bastelt und baut man in zahlreichen Workshops zusammen, die von den Artists der Pictoplasma Conference angeboten werden.
Und diese war auch in diesem Jahr ein wahres Best-of an Inspiration. Ob das, neben den Arbeiten selbst, die persönlichen Lebensläufe waren, die Making-Ofs und Geheimnisse des Arbeitsprozesses, die Tipps und Tricks, ästhetische Auffassungen oder Orte, Musik oder Mindsets, die Anregung bieten.
Man konnte sich nicht schnell genug Notizen machen und gar nicht genug staunen (alle Bilder unten in der Galerie). Zum Beispiel über die Arbeiten der ungarische Animationskünstlerin Júlia Farkas. Da es sehr schwierig ist, in ihrer Heimat Ungarn Projektförderungen zu bekommen, veröffentlicht sie auf Giphy Gifs, um ein großes Publikum zu erreichen und Aufmerksamkeit zu generieren.
Zu aufgedrehtem Hardcore Goa entstehen die Bleistiftskizzen, mit denen jede ihrer Arbeiten beginnt. Auch die Serien, die sie in Zukunft gerne animieren würden. Wie »Abrakadabra«, die von einer Gruppe von Freunden erzählt, die in einem Raumschiff in Form einer Rose durchs Universum cruisen.
Eine, die die großen Leinwände schon erreicht hat, ist die 3D-Artistin und Animationskünstlerin Shir Pakman aus Tel Aviv, die nach ihrem Studium an der Bezalel Academy of Arts And Design als Brotjob in High-Tech-Firmen gearbeitet hat und dort 3D-Animationen zu technischen Themen entwickelte. Das hätte zwar wenig Spaß gemacht, sagte sie, aber dass sie in der Zeit viele technische Kniffe gelernt hat.
Ihre ultimative Herausforderung seien allerdings immer noch das Implementieren von Unzulänglichkeiten, Zufällen und Fehlern. Doch das alles habe ihr bei ihrer Mitarbeit an dem Film »Black Slide« geholfen. Und der steht auf Longlist der Oscars.
Und auch der Animationsregisseur Dean Fleischer-Camp, der aus den USA zugeschaltet war, feiert Kino-Erfolge. Und das mit dem wunderbaren Film »Marcel The Shell With Shoes On«, den er mit einer Gruppe Freunden gedreht hat. Sieben Jahre hat das gedauert und das Self-Funding war mühsam. Sein Tipp: Als ersten Schritt eine Online Community aufbauen, was sie durch ihre gleichnamige YouTube-Webseries mit mehr als 30 Millionen Views getan haben.
In den USA wird Marcel bereits in den Kinos gefeiert, ein Release in Europa steht ebenfalls bevor:
»A never aspiring artist« nennt die niederländische CGI- und Animationskünstlerin Eva Cremers sich selbst, weil in ihrer Kindheit und Jugend so gar keinen Kontakt zu Kunst und Design hatte. So kam es auch, dass sie erst Wirtschaftswissenschaften studierte, bevor sie sie schließlich zum Grafikdesign kam.
Schlechte Ratschläge gab es viele auf ihrem Weg, sagte sie. Sie reichten von »Bloß nicht 3D, dafür gibt es keinen Markt« zu »mach’ Grafikdesign, wir sehen dich nicht in Illustration« bis hin zu »Freelancerin werden? Auf keinen Fall! Bleib in der Agentur und sammle Erfahrungen.«
Beherzt hat sie diese nicht und sich stattdessen Cinema 4D beigebracht – und empfahl: »Hört euch Ratschläge an, aber hört vor allem auf euch selbst!« Was, in welchem Bereich und wie möchte ich arbeiten seien die Fragen, auf die man seine ganz eigene Antwort finden sollte.
Wie gut es für sie ist, in einer Agentur zu arbeiten – und speziell bei Hornet in New York – erklärte wiederum die preisgekrönte Regisseurin und Kreativdirektorin Natalie Labarre.
Wie sie selbst, seien die Aufträge bei Hornet sehr vielseitig und die Abwechslung groß. Was sich allerdings durchziehe, sei ihr einziges Kriterium, dass Design nie einfach nur cool aussehen darf, sondern immer im Dienst der Story stehen muss und, dass jedes Gestaltungselement das man benutzt, seine Berechtigung hat.
Zwischen den einzelnen Aufträgen hätte man bei Hornet zudem die Möglichkeit zu experimentieren. In einer dieser Zwischenphasen, in der sie mit Transitions, mit Bildübergängen spielte, entwickelte sie ein kurzes Video, das auf dem Hornet-Instagram-Account geteilt wurde und schließlich zu der »Travel the Vote«-Kampagne führte.
Im Vorfeld der Wahl 2016 ermunterte sie US-Bürger:inn sich in den Bundesstaat zu begeben, in dem sie gemeldet sind, um ihre Stimme abzugeben.
Eine spannende Entdeckung ist auch der Animator, Illustrator und Keramik-Artist Csaba Klement aka CsaK aus Budapest, von dem auch das diesjährige Pictoplasma-Plakat stammt.
Er sei etwas bequem, fast faul, sagte er über sich selbst, möge keine sich wiederholenden Abläufe und mache deshalb neben seinen Animationen und Arbeiten für Nickelodeon oder Comedy Central immer wieder auf Gifs.
Sein Style ist inspiriert von den Nineties, sein Humor wunderbar schräg und dazu pflegt er eine besonders große Liebe zu Dinosauriern. Das waren auch die ersten Figuren, als er mit Keramik begann, die er online verkauft. Später kamen Einhörner und Pferde hinzu.
Aus ihrer Heimat, der Ukraine, berichtete die Illustratorin und Animationskünstlerin Anna Sarvira, die kurz vor Kriegsbeginn in Köln zu Besuch war und seither dort lebt.
Zu Beginn ihrer Karriere hat sie sehr traditionell gearbeitet, weil es mit dem langsamen Internet damals nicht viel internationalen Austausch in der Ukraine gab. Moderne Vorbilder fehlten ihr und sie wusste nicht so richtig weiter. Bis sie den Auftrag für ein Kinderbuch inklusive vollständiger künstlischer Freiheit bekam, begann mit Formen und Farben zu experimentieren und sich ihr Stil völlig veränderte.
Anna Sarvira ist zudem Gründungsmitglied von Pictoric. Der Zusammenschluss von Illustrator:innen aus der Ukraine, existiert bereits seit acht Jahren. Seit Beginn des Kriegs ist Pictoric besonders aktiv und kämpft mit Postern, Ausstellungen und Veranstaltungen gegen »die russische Aggression in der Ukraine«.
Umwerfend sind die Visuals des französischen Digital Artist Jordan Coelho aus Paris, der seinen Gestaltungsprozess als Mixing und Digesting beschreibt und lange experimentiert hat, bis er vor zwei Jahren sein Stil fand.
Da er am liebsten frei arbeitet und gemäß seines Mottos »Mache, was du liebst, hab’ Spaß dabei und genieße die Reise«, verdient er sein Geld vor allem mit NFTs. Natürlich wüsste er, dass viele das nicht gut fänden. Aber es gäbe ihm Freiheit und Unabhängigkeit.
Wie ihre unique Arbeit sich entwickelte, erzählte schließlich the one and only Daisy Collingridge (Bild ganz oben) als letzte Sprecherin der Pictoplasma Conference – und in dem ersten Talk überhaupt.
Susan oder Dave heißen ihre eindrücklichen Characters, die man wie ein Fatsuits anzieht. Die aber keine zweite Haut, sondern eigenständige Wesen sind, wie sie betonte. Und die »geboren werden«, wie die Britin es nennt.
Begonnen zu nähen, hat sie schon mit sechs Jahren. Ihre Mutter hat es ihr beigebracht, die selbst unaufhörlich näht. Die Kleidung der Familie ebenso wie Vorhänge, Kissenbezüge, Überwürfe und alles, was man sich vorstellen kann. Das ganze Haus war ein Paradies aus verschiedenen Stoffen, ein »herrliches kreatives Durcheinander« wie Daisy Collingridge es nennt – und ihre größte Inspiration.
Schon als Kind hat sie mehr als 40 Teddybären gemacht, später studierte sie am Saint Martins in London Modedesign, zeichnete mit der Nähmaschine und bekam nach ihrer Abschlussschau eine Nachricht von dem Assistenten von Björk – und entwarf ein Kleid für die isländische Pop-Ikone.
Doch auch dieser Erfolg hielt sie nicht im Fashiondesign und langsam entwickelte sie ihre Character, die vom unaufhaltsamen Zerfall und von der Endlichkeit erzählen, davon, wie alles so unglaublich menschlich aus der Form gerät, aber genauso von dem Spaß, den man im Leben haben sollte.
In Handarbeit und über Monate hinweg kommen ihre Characters auf die Welt. Sie nimmt ihre Näharbeiten auch schon mal mit in den Zug oder die Metro und hat eigentlich immer was zum Arbeiten dabei. Die schnellste Körperskulptur entstand als Auftragsarbeit in sieben Wochen. Aber das war nur mit 14 Stunden Arbeit am Tag zu schaffen.
Unaufhörlich experimentiert mit ihren Characters, fotografiert und inszeniert sie, benutzt sie für Performances und hat mit einer befreundeten Regisseurin gerade einen Kurzfilm gedreht, den sie auf der Pictoplasma erstmals zeigte.
Kein Wunder, dass sich in der Zwischenzeit auch Kanye West bei ihr gemeldet hat. Aber genauso wenig verwunderlich wie unbeeindruckt Daisy Collingridge davon erzählt. Erstmal kam sowieso die Pandemie dazwischen – und Ideen hat sie sowieso genug.
Und zum Schluss gab es dann noch mal eine richtig gute Nachricht: Die Pictoplasma 2023 findet, wie vor Beginn der Pandemie, wieder an ihrem ursprünglichen Termin im Mai statt.
Pictoplasma 2022 / Tag 1: Brolga (Remote)
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Pictoplasma 2022 / Tag 1: Emma de Swaef
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Pictoplasma 2022 / Tag 1: Júlia Farkas
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Pictoplasma 2022 / Tag 1: Shir Pakman
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Pictoplasma 2022 / Tag 2: Eva Cremers
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Pictoplasma 2022: Betonhalle im Silent Green Kulturquartier