Die Partnerschaft der japanischen Künstlerin Shizuko Yoshikawa und der Schweizer Design-Legende Josef Müller-Brockmann wird in der spannenden Schau »Space In-Between« beleuchtet, in der zwei Leben und Konkrete Kunst und »Swiss Style« aufeinandertreffen.
Die Bücher des Verlags von Lars Müller Publishers kennt man. Anspruchsvolle Veröffentlichungen über Architektur, Design, Fotografie, Kunst und Gesellschaft. Gleichzeitig ist der norwegische Grafikdesigner mit Sitz in Zürich ist auch der Präsident der dortigen Shizuko Yoshikawa und Josef Müller-Brockmann Stiftung, die das Werk der Künstlerin und des berühmtesten Designers der Schweiz bewahrt.
Das 160-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz begeht die Stiftung auf besondere Weise. Und zwar mit einer Ausstellung im Nakanoshima Museum of Art in Osaka.
Die Retrospektive mit dem Titel »Space In-Between« präsentiert zum ersten Mal in einer umfassenden Schau das Werk der Schweizer Design-Legende Josef Müller-Brockmann (1914–1996) und der japanischen Künstlerin Shizuko Yoshikawa (1934–2019), der Ehefrau von Müller-Brockmann.
Revolutionäres, Grid-basiertes Design
Hat Shizuko Yoshiakwa sich mit Konkreter Kunst beschäftigt, war Müller-Brockmann von Konstruktivismus, De Stijl, von Suprematismus und den Bauhaus beeinflusst und entwickelte in den 1950er-Jahren den Schweizer Stil, der das subjektive Gefühl zugunsten eines grid-basierten, objektivem, radikal minimalistischen und geometrischen Designs aufgibt.
Selbst eher unstrukturiert, wie Müller-Brockmann in einem Interview mit dem Eye-Magazin sagte, war er von einer klaren Formsprache und von dem modernen Geist des Minimalismus so fasziniert, dass er die antiken Möbel und das antike Porzellan seiner Frau Verena, die bei einem Autounfall verstarb, verkaufte, um sich ganz von dem zeitlosen Stil Le Corbusier, Mies van der Rohe und Marcel Breuer zu umgeben.
Und auch Müller-Brockmann selbst schuf Klassiker, von denen jetzt zahlreiche in der Werkschau zu sehen sind. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehören dabei sicherlich seine Musikplakate. Allen voran sein konstruktivistisches Beethoven-Plakat und die Poster für die »Musica viva«-Reihe und die Tonhalle Zürich mit ihrer rhythmischen Typografie. Über die selbst sagt Müller-Brockmann, dass sie gute Arbeiten seien.
East meets West
Einen besonderen Einfluss hatte zudem die japanische Kultur auf die Arbeiten Müller-Brockmanns. 1960 reiste er das erste Mal nach Japan. Es war noch nicht lange her, dass das Land sich geöffnet hatte und das Interesse an Europa war enorm.
Müller-Brockmann nahm an der World Design Conference in Tokio teil, stellte dort seine Lehrmethoden vor und bekam umgehend Angebote, in Tokio und Osaka zu unterrichten. Und er lernte auf der Konferenz seine zweite Frau Shizuko Yoshikawa kennen, die dort als Englisch-Dolmetscherin arbeitete.
Müller-Brockmann war fasziniert von der radikalen Konzentration des No Theaters, von den Zen Gärten und Tempeln – und Shizuko Yoshikawa von dem reduzierten europäischen Design. Sie ging nach Ulm, um dort als erste japanische Studentin an die Hochschule für Gestaltung zu studieren, wo sie Müller-Brockmann wiedertraf und heiratete.
Später arbeitete Shizuko Yoshikawa im Zürcher Designbüro von Müller-Brockmann und machte sich einen Namen als Künstlerin – und, ganz wie Müller-Brockmann es im Design tat, ging sie in der Konkreten Kunst neue Weg, lud ihre Arbeiten atmosphärisch auf und beschwor das Vergängliche.
Erstmals sind ihre Arbeiten jetzt in einer umfassenden Schau zu sehen. Shizuko Yoshikawas Reliefs, Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Drucke und die großartige Plakatkunst von Müller-Brockmann, die sich nahezu rhythmisch über die Museumswände ziehen.
»Space In-Between« ist noch bis zum 2. März 2025 im Nakanoshima Museum of Art in Osaka. Außerdem ist zu der Ausstellung ein Katalog erschienen.