Innere Strukturen – Äußere Rhythmen: Mit mehr als 30 Studios, Grafikdesigner:innen und Schriftgestaltenden, gibt das Museum für Kunst & Gewerbe in Hamburg einen packenden Überblick über zeitgenössisches arabisches und persisches Grafikdesign.
»Innere Strukturen – Äußere Rhythmen« hat das Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe seine Übersichtsschau genannt.
Und der Titel geht auf die Idee der Ausstellung zurück, dass auf der einen Seite, die arabischen und persischen Buchstaben eine innere Struktur haben, die sie als verwandte Schriften zusammenhält – und darüber hinaus einen äußeren Rhythmus aus Musik, Poesie, Kultur und Politik, der Schriften und Menschen über religiöse, ethnische, politische und gesellschaftliche Unterschiede hinweg, verbindet.
Mit Plakaten, Büchern, Schriften, Animationen, Videos, Murals und Installationen von 33 Studios und Gestaltenden aus Südwestasien und Nordafrika, aus dem Iran, Ägypten, Libanon, Palästina, Syrien, Algerien und der Diaspora, zeigt die Schau, was das bedeuten kann.
Politik, Design und Poesie
Jenseits der Kalligrafie, wie eines der Themen heißt, präsentiert Arbeiten, die die strengen Regeln der arabischen Schriftkunst hinter sich lassen und stattdessen auf Minimalismus, auf 3D und Abstraktion setzen. Dazu gehören die modularen Lettern der preisgekrönten Grafik- und Typedesignerin Lara Assouad, die immer wieder lateinische und arabische Schrift zusammenbringt, ebenso wie die Plakate von Tawfiq Dawi, der in seinem 1000-Poster-Projekt, das von 2017 bis 2020 lieft, mit Typografie, Kalligrafie und Grafikdesign experimentierte.
Wie Poesie und Musik die Gestaltung inspirieren und Rhythmus visualisiert wird, zeigt Reza Abedini, Professor, Grafikdesigner und wichtiger Vertreter der kreativen Szene in Teheran. In so poetischen Arbeiten wie seiner bekannten Serie »Callidrawing«, verwandeln sich Schriftzeichen in leuchtende, schwarz-graue Bilder, in Körper, Blumen oder Porträts.
Darüber hinaus geht die Schau den kreativen Entwicklungen der arabischer und persischer Schrift nach, die eng mit den politischen Protesten verbunden ist. Das zeigen unter anderem die Murals der Grafikdesignerin Bahia Shehab, die während der Massenproteste 2011 in Ägypten begann, mit »1000 Ways to Say No in Arabic« Kalligrafien des Wortes Nein an die Wände rund um den Tahir-Platz zu sprühen, später Botschaften wie »I will dream« verbreitete und heute an der Universität in Kairo Grafikdesign unterrichtet – und zeigt, welche politische Kraft es haben kann.
Spannende Studios und Talks
Gleichzeitig werden Studios und Gestaltende vorgestellt, die eine besondere Rolle in der kulturellen Landschaft Südwestasiens und Nordafrikas spielen und sie mit ihren Arbeiten mitgestalten. So wie das Studio Safar aus Beirut, Kemistry Design aus Dubai oder Studio Kargah aus Teheran.
Kuratiert wurde die Schau von der Amsterdamer Khatt Foundation, einer gemeinnützigen Kulturinstitution und Plattform für Designende aus Südwestasien und Nordafrika und wird von Online-Gesprächsrunden mit verschiedenen Designer:innen begleitet.
Darüber steht im Museum ein Lesesaal mit Magazinen und Fachbüchern zu arabischem und persischem Grafikdesign zur Verfügung.
Die Ausstellung selbst geht bis zum 22. April 2025.