Das Museum Ulm hat dem legendären Kommunikationsdesigner Otl Aicher eine besondere Schau gewidmet: Sie zeigt, wie wichtig Politik und Protest für ihn waren – und spannt den Bogen zur heutigen Widerstandskultur.
Otl Aicher (1922-1991) ist 62 Jahre alt, als er Mitte der 1980er mit seiner Frau Inge Aicher-Scholl, mit Walter Jens, Heinrich Böll, Günter Grass und vielen anderen die Zufahrt des Sonderwaffenlagers in Mutlangen blockiert, um gegen die Stationierung der Pershing II-Raketen zu demonstrieren.
Für den berühmten Kommunikationsdesigner gehören Protest und Widerstand von früh zu seinem Leben dazu. Er verweigert den Beitritt zur Hitler-Jugend, trägt keine Parteiabzeichen, wehrt sich gegen jede Vereinnahmung der Nationalsozialisten.
Ende des 2. Weltkriegs desertiert er. Als Freund der Familie Scholl ist die Ermordung von Hans und Sophie Scholl 1943 durch das Nazi-Regime für ihn ein einschneidendes Ereignis, heißt es in der Einführung des Museums.
In seiner Arbeit bezieht Otl Aicher später immer wieder Stellung zu politischen Themen, entwirft Plakate zur atomaren Bedrohung und dem Vietnamkrieg, später zum Wettrüsten der damaligen Supermächte.
Und setzt mit seinem Design für die XX. Olympischen Spiele 1972, das sich barrierefrei, heiter und reduziert, allen öffnet, Maßstäbe.
Protest gestern – und heute
Otl Aichers 100. Geburtstag wurde zahlreich gefeiert in diesem Jahr. Doch die Ausstellung im Museum Ulm, ist besonders interessant. Denn sie knüpft auf vielfache Weise an heutige Protestbewegungen an.
Und das nicht nur im Museum selbst, sondern wie es sich für Protest gehört, auch auf der Straße. An ausgewählten öffentlichen Plätzen in Ulm sind Werke und Serien von internationalen Künstler:innen und Grafiker:innen zu sehen.
Dazu gehören Zeichnungen, Bildmontagen, Plakate und Flugblätter, Leuchtreklamen, Anzeigentafeln und Slogan, Symbole, Signale und andere Zeichen des Protests für Menschenrechte, für Frieden, Diversität, Umweltschutz und vieles mehr.
Natürlich fehlen die Arbeiten von Star-Illustrator Noma Bar nicht (Abb. oben), von Shepard Fairey, Barbara Kruger, Oliviero Toscani, Tomi Ungerer, den Guerilla Girls und vielen mehr.
Spannend ist auch, dass über die Plattform nextmuseum.io Schüler:innen, Studierende und Aktivist:innen aufgerufen waren, ihre Gedanken und Motive der Empörung, des Widerspruchs und der Opposition für Merchandise-Artikel einzureichen.
Protest! gestalten. Von Otl Aicher bis heute, Museum Ulm, bis 16.4.2023