Ob Nachwuchs oder gestandene Kreative: Designstudios und Agenturen haben nach wie vor viele offene Stellen zu besetzen. Wir sagen, welche Grundlagen Recruiting braucht und wie man Mitarbeitende für sich begeistern kann.
Mitte April verabschiedete sich Senior Art Director Robert Hoffmann-Lohse von MetaDesign. Auf LinkedIn postete er einen Beitrag, in dem er sich für »5 amazing years« bedankte: »Thank you so much for everything Meta, this was an incredible milestone in my career!« Er nannte Kunden und beschrieb die inspirierende, familiäre Arbeitskultur in der Agentur – er habe viel gelernt, seine Skills weiterentwickelt und jedes Projekt sehr genossen. »I will spend some time with the family, before joining the next exciting journey. Updates will follow. Stay tuned.« So endet der authentische Post des Exkollegen über seinen Arbeitgeber. Ein Geschenk für die HR-Abteilung der Agentur! »So etwas kann man natürlich nicht planen, aber es tut viel für erfolgreiches Recruitung«, sagt Franziska Maiwald, Head of Talent bei MetaDesign in Berlin.
Aus ihrer Sicht spielen solche internen Empfehlungen eine wichtige Rolle in der Personalgewinnung – und dafür gelte es, Grundlagen zu schaffen. Kurz: Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass die Mitarbeiter:innen gerne im Unternehmen sind, dass sie die Corporate Culture, den kreativen Anspruch und die Arbeitsweisen leben und nach außen transportieren. Um die Unterstützung aus den Teams bei der Gewinnung neuer Kolleg:innen wertzuschätzen und sie zusätzlich zu motivieren, gibt es bei MetaDesign bei bestimmten offenen Stellen ein Bonusprogramm mit Prämien für jeden, der erfolgreich jemanden anwirbt.
Bewertungsportale als Baustein im Employer Branding
Die Meinungen über die Aussagekraft von Portalen wie kununu, auf denen Arbeitgeber bewertet werden, gehen auseinander. Im Zweifel wiegt bei den meisten Kreativen wohl die einzelne persönliche Empfehlung mehr als ein anonym erhobenes Ranking. Trotzdem sei die Reichweite des Portals nicht zu unterschätzen, sagt Stefanie Kober, Director bei Exxeta, einer Firma, die Unternehmen und Organisationen beim digitalen Wandel unterstützt (siehe Seite 24). Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Trendence informieren sich zwei Drittel der Befragten bei kununu über mögliche Arbeitgeber und achten dabei darauf, ob deren Eigendarstellung mit den Bewertungen und Kommentaren übereinstimmt.
Für die Serviceplan Group, die auf kununu zuletzt eine Bewertung von 4,2 Punkten bei 1400 Abstimmungen erhielt und damit unter den Agenturen ganz oben rangiert, spielt dies »sicher eine nicht unwichtige Rolle, insbesondere bei Young Professionals, die ein Gefühl für potenzielle Arbeitgeber bekommen möchten«, so Julia Schweizer, Head of Recruiting bei Serviceplan. »Vor allem ein Vergleich zwischen den Arbeitgebern und die einzelnen Kommentare sind aus unserer Sicht hilfreich, um sich einen Eindruck zu machen. Da wir sehr gut bewertet werden, ist kununu auf jeden Fall ein Tool, das unterstützend in der Gesamtbetrachtung wirkt.«
Sich als Agentur erlebbar machen
Um mögliche Mitarbeitende für sich zu begeistern, müssen sich Arbeitgeber nahbar zeigen. Die Grundlagen dafür sind prinzipiell gut, denn die Kommunikationsbranche ist eng vernetzt. Da hilft es zum Beispiel, wenn man sich in Social Media, in Kolumnen oder Podcasts regelmäßig zu fachlichen Themen äußert, auf Veranstaltungen präsent ist und seine Profile auf Behance sowie – nicht zu vergessen – die eigene Website sorgfältig pflegt und dort zeigt, welcher Spirit im Unternehmen gelebt wird (siehe Tipps weiter unten). »Speziell bei Bewerber:innen aus der Kommunikationsbranche sollte man beachten, dass sie halbherzige Marketingmaßnahmen leicht durchschauen«, sagt Dorothee Reiser, Employer-Branding-Spezialistin bei Personalwerk in Wiesbaden. »Ein authentischer Auftritt ist die Basis dafür, dass sie sich angesprochen fühlen und sich mit ihrem potenziellen Arbeitgeber identifizieren können.«
Um Kandidat:innen zu erreichen, müsse man sich so offen wie möglich präsentieren, Werte und Philosophie in den Vordergrund stellen, und das am besten mithilfe der eigenen Mitarbeitenden. Die Digitalagentur dotfly tut das mit einer LinkedIn-Serie unter dem Hashtag #dottiemonial, in der etwa Designerin Judith Ewald schreibt: »Ich arbeite gerne bei dotfly, weil mir als Designerin absolutes Vertrauen 🤝 entgegengebracht wird. Dadurch habe ich die Freiheit und Möglichkeit, meine Arbeit so kreativ 🌈 und qualitativ hochwertig zu machen, wie ich es mir wünsche.«
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