Noch immer gründen weniger Frauen als Männer. Zeit, dass sich das ändert! Wir stellen Gestalterinnen und Designunternehmerinnen und ihren Weg zur eigenen Firma vor
Frauen gründen seltener – 2020 war gut ein Drittel der Existenzgründungen in Deutschland ganz oder teils weiblich. Damit war der Frauenanteil unter den Gründer:innen niedriger als zwei Jahre zuvor. Bei den Start-ups gehört sogar nur in 16 Prozent der Fälle eine Frau zum Gründerteam. Auch Designerinnen bringen (noch) seltener ihre eigene Firma an den Start – Tendenz steigend. 25 Prozent der im Berufsverband der Kommunikationsdesigner BDG vertretenen GmbHs werden allein von Frauen geführt. »Die GbRs sind häufiger geschlechtergemischt. Zunehmend kommen aber auch rein weibliche GbRs hinzu«, sagt Sabine Koch, Geschäftsstellenleiterin beim BDG. Insgesamt würden Frauen flexible und agile Netzwerke mit kleinen wechselnden Einheiten größeren Firmen mit festen Strukturen vorziehen.
Familie ist nicht nur Frauensache
Die Gründe für das Ungleichgewicht kennen wir: Zum einen wird die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft immer noch als Hemmnis für eine Gründung wahrgenommen – auch von den potenziellen Gründerinnen selbst. Hier ist die Politik am Zug, findet Anna Ranches, die ihr Designstudio Bureau Mitte in Frankfurt in ihrer ersten Schwangerschaft gründete. »Es muss selbstverständlich sein, dass jedes Kind zum ersten Geburtstag oder, wenn gewünscht, auch früher einen Betreuungsplatz hat«, sagt sie. Skandinavien und Frankreich seien dafür gute Vorbilder.
Auch die Unternehmen müssen ihr Mindset ändern, betont Stephanie Renda, Regionalleitung Rhein/Main im Bundesverband Deutsche Start-ups und selbst Mehrfachgründerin, aktuell von der Plattform Moinland, die Start-ups vernetzt und coacht ( www.moinland.com ). Elternzeit ohne die Gefahr eines Karriereknicks und voll bezahlte Vatermonate könnten Hebel sein, aber auch eine offenere Haltung gegenüber Frauen in Führungspositionen: »Role Models, ob mit eigenen Firmen oder im Management von Konzernen, wirken sich positiv auf das weibliche Gründungsgeschehen aus«, so Renda.
Für die Kommunikationsbranche ist Fränzi Kühne ein solches Vorbild. 2008 gründete sie mit zwei Partnern die Agentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr und wurde zur »Vorzeigefrau« mit Sitzen in den Aufsichtsräten von Freenet und der Württembergischen Versicherung. »Dass die Hürden, die erfolgreiche Frauen angeblich nehmen müssen, immer so betont werden und die Medien bestimmte Stereotypen aufgreifen und reproduzieren, ist ein Problem«, sagt sie. Ihr Rat: »Lasst euch nicht den Exotenstempel aufdrücken, sondern tretet mit Leidenschaft und Spaß für eure Firma ein.«
Investments müssen gerechter werden
Keine unüberwindbare Hürde, aber doch eine Herausforderung ist es, Geldgeber zu gewinnen, wenn man die eigene Firma – oft ist das bei Tech-Start-ups der Fall – nicht privat finanzieren kann. Die meisten Business Angels und Entscheider in Investmentfirmen sind Männer. Ob bewusst oder unbewusst – im Zweifel geben sie den Zuschlag für eine Risikofinanzierung eher ihresgleichen. Um dem entgegenzuwirken, haben der Digitalverband Bitkom und der Bundesverband Deutsche Start-ups im März die Initiative #startupdiversity gelauncht. Darin verpflichten sich rund 20 Venture-Capital-Firmen, einmal im Jahr Auskunft darüber zu geben, wie viele »weibliche« Start-ups sie in ihrem Portfolio haben und wie viele Frauen im eigenen Investmentteam sitzen. Ziel ist ganz klar, den Gründerinnenanteil zu steigern. Das sei kein Selbstzweck, sondern ein Gebot ökonomischer und gesellschaftlicher Vernunft, heißt es bei den Initiatoren. Denn diverse Studien zeigen, dass Start-ups mit Frauen im Gründungsteam im Vergleich zu reinen Männerteams signifikant mehr Umsatz generieren und einen höheren Return on Investment aufweisen.