Wie sieht der Alltag von Designstudierenden derzeit aus? Wie läuft die erzwungen digitale Lehre? Wir haben uns an verschiedenen Unis umgehört. Hier berichtet Dirk Kesseler aus der Klasse Illustration an der UdK Berlin.
Hochschulen und Kunstuniversitäten mussten innerhalb kürzester Zeit umdisponieren und die Lehre komplett ins Digitale verlegen. Was das für die Designlehre bedeutet, beleuchten wir im Detail in PAGE 7.20, die Anfang Juni erscheint.
Vorab haben wir uns mal umgehört, wie die Studierenden diese Zeit erleben, was ihnen an der digitalen Lehre gefällt – und was vielleicht sogar nach der Krise bleiben soll.
Ich stehe morgens eine halbe Stunde vor Kursbeginn auf, koche mir Kaffee und sammele noch ein wenig meine Gedanken, damit ich nicht zu verschlafen wirke. Das ist aber eigentlich auch egal, weil die Webcams und Mikrofone meistens ausbleiben, da sonst der Call ins Stocken gerät. Der Kurs beginnt immer mit einem Vortrag. Entweder von Prof. Henning Wagenbreth oder einem seiner Gäste. Meist ehemalige Studierende aus der Klasse Illustration oder andere GestalterInnen.
Danach bereden wir unser momentanes Buchprojekt, was bis jetzt unsere Ideen und Konzepte sind und wie es weiter gehen soll. Auf Wunsch kann man sich auch zu Einzelgesprächen verabreden. Jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem man normalerweise aufs Fahrrad oder in die U-bahn steigt, nach Hause fährt, sich kurz ausruht und beginnt an dem Semesterprojekt zur arbeiten. Jedoch bleibt man jetzt einfach sitzen und es muss weiter gehen.
Was hältst du vom digitalen Studium: Was funktioniert gut, was nicht so?
Den Umständen entsprechend, finde ich es eine gute Lösung. Ich schätze mich glücklich, dass die Art meines Studiums mir es erlaubt, trotzdem von zuhause aus weiter zu machen. Die Arbeit eines Illustrations-Studierenden ist relativ wenig eingeschränkt, da sich der Großteil eh am kleinen Schreibtisch abwickelt. Studierende anderer Fakultäten wurden bestimmt deutlich mehr eingegrenzt. Trotzdem hat das digitale Studium mehr Nach- als Vorteile für mich.
Man merkt vor allem jetzt, wie sehr eine Universität doch auch ein sozialer Ort ist.
Ich vermisse es zusammen mit meinen Kommilitonen an einem großen Tisch zu sitzen, zu zeichnen und sich auszutauschen. Die kleinen Interaktionen im Studienalltag sind viel wert. Zusammen in der Mensa zu Mittag zu essen, eine Runde Kicker spielen, mit den Studierenden aus den anderen Klassen reden. Dadurch, dass man den ganzen Tag alleine vor dem Rechner hockt, verliert man irgendwie den Realitätsbezug und öfters auch, die Motivation.
Würdest du dir wünschen, dass etwas von den neuen Formaten bleibt, wenn ein reguläres Studium wieder möglich ist? Wenn ja: was und warum?
Ja. Die Vorträge finde ich sehr hilfreich, da man Eindrücke des professionellen Lebens bekommt. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit von Editorial-Illustratoren, Buchkünstlern, Comic-Zeichnern die auf der ganzen Welt verteilt sind. Vor Covid-19 hatten wir ebenfalls ab und zu Gäste, aber jetzt 2 Tage die Woche. Da wir einen großen Beamer im Klassenraum haben, würde mich das freuen, wenn wir dieses Format weiterhin beibehalten könnten. Außerdem laden die Studierenden ihre Arbeiten immer bei Slack hoch, wodurch man besser die Zwischenschritte der anderen mitverfolgen kann. Ich finde, dass in der Klasse gegenseitiges Feedback nützlich wäre und man nicht nur von Dozenten kritisiert wird.
Im Großen und Ganzen jedoch kann ich es kaum erwarten wieder außerhalb meines Schlafzimmers zu studieren.
Und die Räumlichkeiten der UdK, wie zum Beispiel die Druckwerkstätten, wieder nutzen zu können.
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Interdisziplinär & spezialisiert: In dem kostenlosen Booklet informieren (Fach-) Hochschulen, Akademien und Seminaranbieter über ihr aktuelles Programm zu Studiengängen, Aus- und Weiterbildungen in Design, Werbung und Medien.