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Jetzt im Kino und ein Muss für Gestalter: Wes Andersons »Isle of Dogs«

Er wurde auf der Berlinale gefeiert und mit einem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet – am Donnerstag kommt Wes Andersons visueller Trip, der japanischen Holzschnitt ebenso zitiert wie Grafikdesign, in die Kinos.

Das Japan der nahen Zukunft, das Wes Anderson in seinem Stopmotion-Abenteuer »Isle of Dogs« beschwört, sieht eigentlich nicht viel anders aus als das heutige Japan, ist tief in Traditionen verhaftet – und von einem Tsunami und einer Reaktorkatastrophe gebeutelt.

Sumo-Krieger ringen wie einst, man badet im Onsen, die Megastädte schießen in die Höhe, doch jetzt herrscht ein korrupter Bürgermeister über die größte von ihnen und verbannt alle Hunde auf eine Müllkippeninsel im Meer, wo sie von Abfällen leben und krank vor sich hinsiechen.

Rettung bringen ein kleiner Junge auf der Suche nach seinem besten Freund, dem Hund Spots, die vorlaute amerikanische Austauschschülerin Tracy, ein bebriller Computernerd und eine Bande cooler Köter – und das alles bannt Wes Anderson in Bilder, in denen er die gestalterische Freiheit eines Animationsfilms auf seine ganz eigene Art nutzt.

»Barock Pop« hat ein Kritiker Andersons Stil mal genannt, der magisch und verträumt, aber nicht wirklich surreal ist, und auch in »Isle of Dogs« behält er seine Vorliebe für zentralperspektivisch ausgerichtete Bilder bei, zitiert in langen, horizontalen Einstellungen den Stil des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa und benutzt die Leinwand für Bilder, in denen Hunde, Fische, Landschaften und Gerichte zu Mustern werden und an die Kunst japanischer Kimonostoffe erinnern.

Vor allem aber orientierte er sich an zwei Meistern des Farbholzschnitts aus der Edo-Periode des 19. Jahrhunderts. Ukyio-e, Bilder der fließenden Welt, nannte man die Arbeiten der Meister Hiroshige und Hokusai, die Landschaften, Reisen und Sinnesfreuden einfingen, Geishas, Kabuki-Darsteller, Flora und Fauna – oder das Meer wie Hokusai in seiner berühmten Welle vor Kanagawa.

Stapel von Holzschnitt-Grafiken, das Bild einer Hundestatue in Japan und andere Hundebilder überreichte Wes Anderson den Storyboard-Zeichnern, die sich zudem durch die Sammlungen des Victoria and Albert Museum in London pflügten.

Ebenfalls spielte die japanische Tradition des Wabi Sabi, die das nicht offensichtliche Schöne zelebriert, sondern das eher versteckte, schlichte und gereifte, eine Rolle bei der Bildgestaltung und wird kontrastiert von den vibrierenden, überladenden Bildern der Megacity.

In Comic-Tradition unterteilt Wes Anderson die Geschichte und spielt in den Zwischentiteln mit den japanischen und lateinischen Schriftzeichen, mit sattem Rot und dem Gegensatz der vertikalen und horizontalen Schreibweise, die zu wohl komponierten Bildern wird.

Das sind die vielen Momente, in denen man den Film am liebsten anhalten würde, um dessen stilsichere Schönheit ganz in Ruhe zu studieren.

Besonders schön ist, dass man bis heute noch DIN-A4-Zettel findet, die zur Weltpremiere auf der Berlinale im Februar an Laternen in Berlin aufgehängt wurden: Mit einer Illustration von Spots, ganz wie das Bild, mit dem der kleine Atari sich auf die Suche nach seinem besten Freund macht, wird darauf gefragt, ob jemand Spots gesehen hat …

Isle of Dogs, Regie: Wes Anderson, mit Stimmen von Bryan Cranston, Edward Norton, Bill Murray, Jeff Goldblum, Greta Gerwig, Frances McCormand, Scarlett Johansson, Harvey Keitel, Tilda Swinton, Yoko Ono u.a., Twentieth Century Fox, Start. 10 Mai 2018

Alle Bilder: © 2018 Twentieth Century Fox

 

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