Icon bleibt fast unverändert, Wortmarke erscheint jetzt ziemlich brachial. Wir haben Design-Experten nach ihrer Meinung gefragt …
Pinterest legt sich seit einigen Monaten mächtig ins Zeug. Nach dem Webseiten-Relaunch folgte jetzt eine Logo-Überarbeitung. Das soziale Netzwerk verabschiedet sich still und leise von seiner Wort-Bild-Marke mit Schreibschrift. Die Bildmarke blieb bis auf die Farbe unangetastet, die Wortmarke erscheint allerdings in einem sehr ungewohnten neuen Font, die Neue Haas Grotesk. Das Rot ändert sich nur um Nuancen in ein dunkleres und die Wortmarke wandert auf die rechte Seite des Icons. Wie Design-Experten das finden? Wir haben nachgefragt.
Dass Pinterest mit Sicherheit der Social Media Konkurrenz Facebook, Instagram und Twitter Paroli bieten möchte – weg vom Moodboard hin zum Business-Unternehmen –, ist nur allzu verständlich, aber ist die extreme Veränderung der Schrift der richtige Weg?
Mehr Emotionalität, mehr Eigenständigkeit, mehr Mut, bitte! Gut, die gelernte Bildmarke wird beibehalten, die Wortmarke überarbeitet. Während die ursprüngliche Wortmarke noch echte, auf die Brand Pinterest zugeschnittene Handarbeit war (was man ihr auch ansah), verwendet man nun eine serifenlose Antiqua.
Die Entscheidung hat zur Konsequenz, dass das Logo jetzt deutlich technischer, uninspirierter anmutet, sich mehr nach dem Mainstream richtet und aus meiner Sicht leider entscheidend an Charakter verliert. Das Ganze sieht nun mehr nach Internet-Business aus und weniger nach Community, was aber eventuell strategisch beabsichtigt ist…?
Inwieweit es sich nur um einen ästhetischen Facelift handelt oder sich dahinter eine größere Neuausrichtung der Marke verbirgt, bleibt also spannend zu beobachten.
Das Neue ist das Alte: Auf den ersten Blick eine neue, progressiv gesetzte Wortmarke (»Neue Haas«, bravo, ich dachte schon, es wäre die Helvetica). Bold, eng, kontrastreich zum Bildzeichen und doch klassisch. Fette Lufthansa mit ein bisschen nostalgischem Ilford-Fotopapier-Touch. Die Wortmarke passt nicht zum Logo-Badge (früher Bildzeichen), ist aber völlig egal, weil man eigentlich jede Schrift verwenden könnte: Die Wortmarke hat keine Relevanz mehr, denn der Logo-Badge führt schon lange ein erfolgreiches Eigenleben.
Pinterest ist ein Beispiel für eine zeitgemäße Marke – total digital halt – (ich kanns nicht mehr hören). Sie haben erkannt, dass der Badge das einzige markenprägende Element sein muss und alles andere nicht verwendet wird.
Ergo ist die Reduktion der Grundelemente auf das Minimum, nämlich Farbe und Logo-Badge, genau richtig. Einfach für jeden einprägsam, schmerzfrei und »normal«. Prinzip super! Logo unverändert!
Formal gesehen bleiben sich die neue Wortmarke mit dem alten Bildzeichen seltsam fremd. Auch wenn die klassische Kreisform mit der konstruierten Grotesk gut zusammengeht, möchte sich das aus dem alten handgearbeiteten Schriftzug kommende P so gar nicht mit dem Neuen verbinden.
Wenig nachvollziehbar ist auch, dass die neuen Guidelines die Verwendung des Schriftzuges untersagen. Warum also ein neues Design für etwas, was gar keine Anwendung finden soll?
Es fällt aber vor allem auf, dass sich der Charakter des Logos und damit die Idee von Pinterest entschieden verändert hat. Der zuvor verspielte, leichte, heitere Schriftzug ist durch eine gerade, im Kontrast zu vorher sehr entschieden harte Grotesk ersetzt worden, die fast magazinisch wirken kann. Ist das ein Indiz für den Wandel von der Pinnwand zum Magazin? Die Wirkung ist irgendwie seriöser und verkaufbarer, aber damit auch nicht mehr so passend zu der sehr Design- und Handwerksliebenden Zielgruppe. Ein wenig als verlöre Pinterest die Unschuld – ein Pinterest weniger für seine Community und mehr für Markenkunden. Ich als passionierte Pinterest-Nutzerin bin jedenfalls gespannt wohin die Reise geht.
Auf der Pinterest Business-Seite findet man die neuen Branding-Guidelines. Für die Bewerbung des eigenen Pinterest-Accounts soll ausschließlich das Icon verwendet werden – ohne die Wortmarke –, so das Unternehmen.