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Typo für Tekkies

Jürgen Huber, Malte Hero und Martin Wenzel entwarfen für die HTW Berlin eine neue Hausschrift.

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Für eine Hochschule wie die HTW Berlin, die den eigenen technischen Anspruch so prominent im Namen führt, eine Schrift zu entwerfen, scheint auf den ersten Blick einfach: streng geometrische Formen, ein kreisrundes O und ein dreieckiges A – fertig ist der Lack. Futura und DIN machen es vor. Wenn es jedoch ebenfalls der Anspruch einer Hochschule ist, freundlich und einladend zu wirken, dann stehen die kühlen und rationalen Formen solcher Schriften dem diametral entgegen. Folglich ist es sinnvoll, nicht in Geometrie zu erstarren und der Schrift etwas Menschliches – im Kontext der Ingenieure vielleicht sogar etwas Daniel-Düsentriebhaftes – mitzugeben: Ein kleines Augenzwinkern und eine Prise Humor, um das starre System der Technik zu brechen.

So sind die sechs Schnitte (inkl. Light und Plakat) die Jürgen Huber, Malte Hero und Martin Wenzel von Supertype für die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin unter dem Gesichtspunkt entstanden, freundlich geometrisch beziehungsweise menschlich rational zu wirken. Dieser Spagat ist einigen Zeichen – wie dem K oder dem g – besonders anzusehen. Auch in ihrer Gesamtheit lassen die Zeichenformen zwar ihre Konstruktion auf dem Reißbrett erahnen, einige optische Kniffe vermitteln jedoch gezielt zwischen Rationalität und Freundlichkeit. Das menschliche Auge wehrt sich gegen die übertriebene Geometrie konstruierter Schriften auf seine ganz eigene Weise: Es nimmt die sturen Geraden, die an eine Kreisform anschließen, als gegenläufige Kurven war, die sich nach innen wölben. Der so genannte Knocheneffekt entsteht.

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Knocheneffekt: Das jeweils linke O wirkt zur Mitte hin eingedellt. Es entsteht die Form eines Knochens, der oben und unten dick, in der Mitte aber dünner erscheint. Rechts ist dargestellt, dass dieser Effekt umgangen werden kann, indem die Senkrechten nicht ganz gerade, sondern leicht rund gezeichnet sind. Diese Konstruktion ist deutlich aufwändiger, führt aber zu einem wesentlich besseren Ergebnis.

 

Durch die Entwicklung einer neuen Schriftfamilie entstehen für die HTW Berlin vor allem zwei Vorteile: Es entfallen die Lizenzkosten, die für die Nutzung der meisten Schriften anfallen. Vor allem im Web dominieren Lizenzmodelle, deren Kosten für die Schriftnutzung von der Anzahl der Domains und der Seitenaufrufe abhängen. Für die HTW Berlin ein handfester wirtschaftlicher Grund für eine exklusive Hausschrift. Außerdem kommuniziert sie mit der Schrift HTW Berlin als i-Punkt auf dem Corporate Design, ihre gestalterische Kompetenz. Unerlässlich für eine Hochschule, an der neben technisch und wirtschaftlich ausgerichteten Studiengängen auch Kommunikationsdesign, Modedesign und Industrial Design studiert werden kann.

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