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Kreative Berufe: Was genau macht ein Kommunikationsdesigner?

Kommunikationsdesignern stehen nach ihrer Ausbildung viele Fachrichtungen offen. Hier geht es um die Tätigkeit in einer Designagentur und den Ausbildungsweg.

Kreative Berufe, Kommunikationsdesign

Ohne Umweg verlief bislang die be­rufliche Laufbahn von Mursal Nasr: Sie studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschu­le Münster und schloss dieses 2011 mit ei­nem Bachelor of Arts ab. Es gab dort zwar auch ein Masterstudienangebot, aber sie woll­te lieber gleich praktische Erfahrungen sammeln.

So bewarb sie sich für ein Praktikum bei Strichpunkt, da sie die Arbeiten der Agen­tur ebenso mochte wie den Vortrag, den Jochen Rädeker an der Fachhochschule Münster gehalten hatte.

Sie bekam keinen Praktikumsplatz, sondern eine Traineestelle und nach einem halben Jahr bot man ihr eine Festanstellung als Designerin an. Kürz­lich kam dann der nächste Karriereschritt: Seit April ist die sympathi­sche Westfälin mit Wurzeln im afghanischen Kabul Artdirektorin bei Strichpunkt in Berlin.

Wir sprachen mit ihr über Durchhaltevermögen, Stressresistenz und die Faszination von Geschäftsberichten.

Berufsbezeichnungen Kommunikationsdesigner, Grafikdesigner, Designer
Ausbildung Studium Kommunikationsdesign oder Ausbildung zum Mediengestalter
Verdienst (Brutto) Laut Honorar- und Gehaltsreport 2014 von BDG et al. durchschnittlich 2800 Euro monatlich (Festanstellung); mit zunehmender Berufserfahrung und Verantwortung bis zu etwa 7000 Euro

Begegnet man der Jobbezeichnung Artdirektor nicht eher in Werbeagenturen?
Mursal Nasr: Das hat weniger mit Werbung oder Design, sondern mehr mit der Größe einer Agentur zu tun. Viele kleinere Designbüros brauchen diese Hierarchie nicht. Strichpunkt Berlin ist in den letzten Jahren von 3 auf etwa 20 Leute gewachsen. Da macht es Sinn, diese Zwischenebenen einzuführen, auch um den Kreativdirektor zu entlasten.

Wie viele Kreativ- und Artdirektoren gibt es?
Wir haben einen Kreativdirektor und momentan drei Artdirektoren, zwei davon sind Senior Artdirectors. Was ich gestalte, zeige ich Tobias Nusser, dem Kreativdirektor, der bei allen Projekten eine kurze Qualitäts­kontrolle macht und weiterhilft, wenn man mal fest­steckt. Schön finde ich, dass es bei uns keine festen Teams gibt, sondern jeder mal mit jedem arbei­tet.

»Schön finde ich, dass es bei uns keine festen Teams gibt, sondern jeder mal mit jedem arbei­tet«

Was gehört alles zu Ihrem Job?
Ich leite Projekte an und begleite sie, gebe den Designern Feedback und gestalte natürlich auch selbst. Vor allem Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte oder Kundenmagazine. Dann entwickle ich Ideen, für Projekte allgemein, aber auch für konkrete Aufgabenstellungen, wie zum Beispiel das Vorstands­shooting für einen Geschäftsbericht aussehen könn­te. Außerdem suche ich passende Illustratoren oder Fotografen und bin inzwischen auch häufiger bei Kundengesprächen dabei.

Wie sieht ein typischer Tag aus oder gibt es den gar nicht?
Eigentlich ist jeder anders. Manchmal gestaltet man still vor sich hin, es gibt aber auch Tage, an denen man viel in Meetings oder Kundengesprächen sitzt. Gelegentlich kommt es auch vor, dass man mit zum Shoo­ting geht oder in einen Buchladen, um sich Inspirationen zu holen. Das sind immer willkomme­ne Abwechslungen.

Welche Voraussetzungen braucht man als Artdirektor in einer Designagentur, und hat das Studium Sie darauf vorbereitet?
Ganz wichtig sind Abstraktions-, Einfühlungs- und Durchhaltevermögen, Stressresistenz, Fantasie sowie die Fähigkeit, Ideen die man im Kopf hat, umzu­setzen. Unbedingt braucht man zudem viel Spaß an der Sache. Das Studium hat mir viel mitgegeben, auch wenn dort eher Experimentieren im Vordergrund stand. Und man hatte unglaublich viel Zeit für alles. Das ist nicht realitätsnah. Sehr geholfen hat mir, dass ich im Studium schon die Program­me der Crea­tive Suite genutzt habe. Daran hat sich im Job nicht viel verändert. Ich arbeite mit den gleichen Werk­zeu­gen wie im Studium, nur mehr und vor al­lem schneller.

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Müssen Sie auch programmieren können?
Ich arbeite eher an printlastigen Projekten. Natürlich gibt es eine Schnittmenge mit unseren Codern, wenn wir zusammen an New-Media-Jobs arbeiten, aber ich könnte auf keinen Fall programmieren. Das ist dann doch eine ganz andere Welt. Allerdings habe ich mich schon vor dem Studium damit auseinandergesetzt, wie eine einfache HTML-Website aufgebaut ist. Das hilft ein wenig bei der Verständigung. Ich bin aber definitiv ein Printmensch.

»Ich arbeite mit den gleichen Werk­zeu­gen wie im Studium, nur mehr und vor al­lem schneller«

War es Ihnen demnach immer klar, dass Sie zu einer Designagentur wollen? Oder hätten es auch Scholz & Friends oder Heimat werden können?
Ich hätte mich niemals bei einer Werbeagentur beworben, Werbung ist nicht mein Ding. Mir war schon zu Beginn des Studiums klar: Ich möchte in einem Designbüro arbeiten, das nicht zu groß ist und dessen Arbeiten mir gefallen.

Klingt als wären Sie rundum zufrieden. Sind trotzdem noch berufliche Wünsche offen?
Ich hätte Lust, irgendwann einmal ein Buch zu realisieren. Ein Sachbuch, denn Erklären und Verständlichmachen fand ich schon immer interessant. Das Thema wäre mir dabei völlig egal. Andererseits finde ich auch Bewegtbild sehr spannend.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job am meisten?
Dass man kleine, ja sogar eher langweilige Themen für Leute, die sich damit noch nie beschäftigt haben, spannend gestalten kann. Das ist dann vielleicht doch eine Parallele zur Werbung. Früher fand ich zum Bei­spiel Geschäftsberichte langweilig und uninteressant. Seit ich mich damit beschäftige und sehe, was alles möglich ist – Strichpunkt macht auf diesem Gebiet sehr viel und sehr schöne Arbeiten – hat sich meine Meinung geändert.

Geschäftsberichte sind jetzt Ihr Steckenpferd?
So würde ich es nicht sagen, aber ich bin auf jeden Fall gerne dabei, wenn einer ansteht.

Die Kreativbranche ist ja dafür bekannt, dass sie jede Menge Überstunden erwartet. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Wie arbeiten offiziell von 9:00 bis 18:00 Uhr. Klar, wenn die Geschäftsberichtssaison anfängt, gibt es auch längere Tage, aber das kommt nicht zu oft vor. Jeder, der sich für diesen Beruf entscheidet, weiß, dass diese Situationen eintreten können. Aber meine Überstunden halten sich in Grenzen.

Würden Sie Ihrer besten Freundin raten, Grafikdesignerin zu werden?
Wenn sie das wirklich will, auf jeden Fall. Es ist ein toller Beruf, aber man muss schon dafür brennen. Und sich nicht scheuen auch kleine, vielleicht langweilig aussehende Projekte anzugehen.

Ausbildung zum Kommunikationsdesigner

Grundsätzlich kann man sich für ein Kommunikationsdesignstudium an einer (Fach-)Hochschule oder eine Ausbildung zum Mediendesigner entscheiden. Die Wahl der Hochschule sollte nicht nur nach ihrer geografischen Lage erfolgen, sondern auch nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten. Manche Ausbildungsstätten haben einen eher künst­lerischen Fokus, bei anderen ist das Erlernen von Programmierkenntnissen Teil des Curriculums.

Für die Bewerbung in einer Designagentur reicht in der Regel ein Bachelorabschluss – und natürlich eine tolle Mappe. Wer ein Fach­gebiet vertiefen möchte, für den bietet sich das Masterstudium an. Im Falle von Typografie beispielsweise die renommierten Kurse in Reading und Den Haag. Hochschulen, die ihren Schwerpunkt eher im Bereich Design als in der Werbung haben, sind unter anderem:

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Bachelorstudiengang Kommunikationsdesign, Masterstudiengang zu verschiedenen Designdisziplinen
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Diplomstudium Visuelle Kommunikation
Universität der Künste Berlin. Bachelor- und Masterstudiengang Visuelle Kommunikation
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Diplomstudiengang Kommunikationsdesign

 

Zum Thema: Kreative Berufe: Jobprofile & Gehälter, Kommunikationsdesigner in der Werbeagentur

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo Sebastian, tatsächlich wird die Unterscheidung immer schwieriger, weil immer mehr Werbeagenturen auch Design anbieten und andersherum. Ganz gut finde ich die Definition bei Wikipedia: Eine Designagentur bzw. ein Designstudio ist ein Dienstleister, der z. B. auf die Entwicklung von Corporate Design (einheitliches Erscheinungsbild), Branding (Markenentwicklung), Packungsdesign (Package Design), Produktdesign (Form/Struktur-Design) oder Informationsdesign spezialisiert ist. Die Entwicklung von Designkonstanten wie Farbigkeit, Typografie, Marken, Formen- und Bildsprache bedingt die tiefgehende Spezialisierung von Designagenturen.
    In Abgrenzung zu Werbeagenturen verstehen sich Designagenturen in ihrer Arbeit eher als strategische Planer und Unternehmensphilosophen, denn als Entwickler werblicher Botschaften. Während für Werbeagenturen bei der Entwicklung einer Werbekampagne in erster Linie die „Idee“ einer Vermarktung im Vordergrund steht, befasst sich eine Designagentur stärker mit Bildung von Funktionen und eines merkfähigen Erscheinungsbild, dem „Look“.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Designagentur

  2. Kann mir jemand den Unterschied zwischen Designagentur und Werbeagentur erläutern? So ungefähr kann ich mir es herleiten aber eine Definition wäre hilfreich. Danke!

  3. Hallo Katharina, da kommen zum Beispiel die Fachhochschulen Mainz und Düsseldorf in Betracht. Oder die private Miami Ad School beziehungsweise die Design Factory, beide in Hamburg. Wie es mit der HS Hannover aussieht weiß ich nicht, meistens lässt sich das aber durch einen Blick ins Studienprogramm oder einen Anruf klären.

  4. Hallo!
    Und welches sind Hochschulen, die sich eher mit Werbung, als Design beschäftigen? Wie sieht es mit der HS Hannover aus?
    Vielen Dank!

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