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In die Tüte gesprochen: Online-Händler beschädigen Marken

Eine PAGE Kolumne von Christian Prill, Partner Brand Strategy bei Factor: »Es wird Zeit, dass die Markenhersteller das Thema Marke am Touchpoint Wohnzimmer aufnehmen« …

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Tun Sie es! Bestellen Sie mal ein tolles Markenprodukt online. Der Anfang des Weges ist fein. Sie werden auf einladenden Homepages über wohlgewählte Filter zu Ihrem Wunschartikel gelangen. Der Artikel zeigt sich von allen Seiten und im besten Licht – die Marke strahlt. Sie entscheiden sich, sie kaufen. So weit, so gut.

Doch dann folgt der »Moment of Truth«, wenn das Paket ankommt. Und das mühsam errichtete Markenbild fällt in sich zusammen wie ein Souflé bei Durchzug. Ein fader Braunkarton, womöglich noch angestoßen, wird Ihnen von DHL, GLS, UPS oder einem anderen Paketdienst mit drei Buchstaben ins Haus gerammelt. Wenn Sie ihn öffnen, bietet sich ein trauriges Bild. Der viel zu große Karton enthält neben viel Luft auch noch reichlich Packstoff. Aufgeblasene Folien, Styro oder geknülltes Packpapier. In einer der vier Ecken kauert dann der Artikel in einem Plastikbeutel oder seiner Verkaufsverpackung. Obenauf gleich der Retourenschein und Werbung für Produkte, die aber so gar nichts mit ihren Interessen zu tun haben. Von Marke keine Spur. Kein Glanz, keine Freude.

Es wird Zeit, dass die Markenhersteller und Online-Händler das Thema »Marke am Touchpoint Wohnzimmer« aufnehmen und abseits von ihren Logistik-Interessen Verpackungen entwickeln und einsetzen, die das Produkt adäquat fassen, es nachhaltig einpacken und souverän präsentieren. Liebe Online-Händler: Nehmt eure Kunden endlich ernst, gebt dem Produkt eine Bühne und lasst die Marken wieder atmen! Die Kunden werden es euch danken. Und zwar mit geringeren Retourenquoten. Denn dann erhalten sie nicht irgendein weiteres Amazon-look-alike Paket, sondern die Versand-Visitenkarte einer echten Marke.

Es wird Zeit, dass die Markenhersteller und Online-Händler das Thema »Marke am Touchpoint Wohnzimmer« aufnehmen

Die Märkte formieren sich neu und es gibt zumindest schon einige gute Beispiele, die zeigen, wie die Online- und Offline-Welt zusammenwachsen kann. Der E-Commerce Möbelhändler »Made.com« macht mit einem sehr innovativen Konzept zur Zeit gegen Ikea mobil. Made hat eine klar strukturierte Webseite und einen ebenso aufgeräumten Showroom in London, in dem sich die Kunden mit iPads und über iBeacons orientieren. Die Inspiration und den physischen Beweis der Qualität finden die Made-Käufer im Laden, gekauft wird dann aber online. Ein interessantes Konzept, das allerdings noch ein bisschen austariert werden muss und Feinschliff braucht. Ob die Verpackung das Made-Image adäquat bis zum Besteller trägt ist abzuwarten. In Deutschland kann man gerade erst bestellen, das Paket ist noch unterwegs.

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Über den Autor

Christian Prill ist Partner Brand Strategy bei Factor. Er entwickelt seit vielen Jahren Konzepte, um Marken zu stärken.

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