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Serifenlose Push: sieben Breiten mal acht Stärken

Die Berliner Foundry Fontwerk bietet nicht nur tolle Schriften an, sie hat auch eine besondere Vorliebe für die kreative Zusammenarbeit mit Designbüros.

PushOpener

Als vor etwa einem Jahr der Variable Color Font Hamster erschien, kooperierte Fontwerk mit den schwedischen Top-Kreativen von Snask, die zur Einführung der Schrift eine bunte und vergnügte Kampagne gestalteten.

Dieses Mal wandte sich Fontwerk-Gründer Ivo Gabrowitsch an die Hamburger Agentur Rocket & Wink. Zusammen entwickelten sie eine aufmerksamkeitsstarke, lustige und ebenfalls sehr farbenfrohe Videokampagne.

Bei so vielen bunten Bildern muss man aufpassen, dass die Schrift selbst nicht in den Hintergrund tritt. Das wäre verdammt schade, denn die Schweizer (Type)Designerin Christine Gertsch hat mit Push ein umfassendes Schriftsystem entworfen. Es besteht aus acht Schnitten bei sieben Breiten. Diese 56 Schnitte sind einzeln oder ganz praktisch in einer einzigen Variable-Font-Datei erhältlich. Durch ein ausgeklügeltes Prinzip im Umgang mit ihrer Kurvenbeschaffenheit zwischen XCondensed und XWide, tritt Push in jeder Verfassung selbstbewusst auf und vereint dabei Eigenschaften aus amerikanischen Gothics und europäischen Grotesken. 

PushVariable PushSchnitte

In der Push finden sich Formanklänge aus den ersten einhundert Jahren der Serifenlosen wieder: ihr schmalfettes G ohne Querbalken ist von Thorowgoods 1830er Seven-Line Grotesque inspiriert, während das kleine a im Geiste der Plak von 1930 erscheint. Ihr Zeichensatz, in dem ein an­g­lo­ame­ri­ka­nisches Brillen-g, ein zweigeschossiges Grotesk-g sowie ein Dänisches g ohne Schlaufe vorkommen, unterstreicht diese Mischung aus der Neuen und der Alten Welt.

Pushradio

PushKampagne

Statt die gesamte Familie einer groß angelegten Interpolationsoperation zu unterziehen, widmete sich Christine Gertsch zunächst den Extremen der fetten Schnitte. Dadurch behielt sie bei der Beschaffenheit der Kurven die Oberhand und vermied arge Kompromisse. Die bewusste Veränderung der Kurvenverläufe ist in der Anatomie von Push ein entscheidendes Merkmal, das sich durch alle Schnitte zieht: von subtilen und doch spannungsvollen Kurven in den ganz engen und leichten Fonts hin zu massiven, selbstbewussten schweren Breiten. Push Regular bewahrt beinahe selbstverständlich einen kühlen Kopf zwischen diesen Extremen.

PushSample

PushAkzente

»Mit Push wollte ich etwas schaffen, das die Grenzen der Möglichkeiten einer variablen Schrift ausreizt, gleichzeitig den Nutzern eine breite Palette von Stilen bietet und den Test der Zeit überdauert,« so Christine Gertsch. »Es war mir eine Herzensangelegenheit, eine Schrift zu schaffen, die unter allen Bedingungen gut funktioniert.«

Einzelschnitte der Push sind für 50 Euro bei Fontwerk erhältlich, alle 56 Schnitte plus der Variable Font mit den Achsen Weight und Width kosten 690 Euro.

Noch viel mehr Infos zur Entwicklung der Push und die Antwort auf die Frage, wie man eine Kampagne zu einer Schrift gestaltet, gibt es demnächst hier auf der Website.

PushYes

PushText    PushKampagneStill

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