Eine schöne, professionelle Schrift zu entwerfen ist eine Sache, sie potenziellen Käufer:innen entsprechend zu präsentieren eine andere. Worauf kommt es bei der Konzeption und Gestaltung eines Type Samples an?
Typedesigner haben einen Hang zum Perfektionismus, die Entwicklung einer Schrift dauert in der Regel Monate, nicht selten sogar Jahre. Ist sie endlich fertig, bleibt für die Gestaltung eines schönen Specimens oft nur wenig Energie übrig. Schade, denn in der schier unüberschaubaren Menge vorhandener Fonts wird es eine schlecht präsentierte Type immer schwerer haben als eine, die bei den potenziellen Anwender:innen sofort Assoziationen und Emotionen hervorruft.
Denn genau darum geht es: mit der Darstellung der Schrift ein Gefühl für diese zu erzeugen. Wo kommt sie her? Was strahlt sie aus? Wo kann ich sie einsetzen? Interessenten sollten spüren, dass hier jemand viel Sorgfalt, Mühe und Ideen investiert und eine Geschichte zu erzählen hat – Sachlichkeit ist nur bedingt gefragt. »Die Vorstellung, Schrift neutral präsentieren zu müssen, weil es sich um ein objektiv zu beurteilendes Werkzeug handelt, ist irreführend«, erklärt Noël Leu, Mitgründer der Foundry Grilli Type. »Neutralität ist eine Fiktion und Schrift mehr als ein bloßes Werkzeug. Es ist wichtig, auch dem emotionalen, persönlichen Aspekt ihrer Gestaltung gerecht zu werden.« Dabei können ganz unterschiedliche Wege zum Ziel führen. Der eine gestaltet tolle Anwendungsbeispiele, der andere bleibt lieber bei den Buchstaben selbst. Manch einer liebt es bunt, ein anderer bevorzugt eher reduzierte Schwarzweißdarstellungen.
Schriften präsentieren: Von Minisite bis Instagram
Einige Foundries stecken viel Überlegung und Herzblut in die Vorstellung neuer Schriften, Grilli Type etwa entwickelt zu jeder eine eigene Minisite, die weniger Type Sample als visuelles Narrativ ist. Bei der neuseeländischen Klim Type Foundry finden sich künstlerische Animationen, Blaze Type aus Frankreich begeistert mit schönen Typoillustrationen – mal bewegt, mal statisch –, und Henning Skibbe von Character Type aus Hamburg gestaltet auch inhaltlich spannende Printmagazine. Diesen finanziellen und zeitlichen Aufwand kann nicht jede Foundry und erst recht nicht jeder einzelne Typedesigner stemmen. Und das muss auch nicht sein! Es gibt genügend Beispiele von Foundries, die ihre ebenfalls überzeugenden Darstellungen deutlich schlanker halten. Die Homepage von Letters from Sweden etwa präsentiert einfach alle Fonts untereinander, man kann sich Alternativbuchstaben anzeigen lassen, die Größe verändern und eigenen Text eingeben.